Der Euro in China
2. Januar 2002China verfügt über stolze 203 Milliarden US Dollar Devisenreserven und steht damit weltweit - nach Japan - auf Platz zwei. Die Antwort auf die Frage, wieviel Euro die chinesische Regierung bereits gekauft hat, bleiben chinesische Banker jedoch ganz bewusst schuldig.
Auch der Vize-Präsident der Europäischen Zentralbank, Christian Noyer, der kürzlich in Shanghai und Peking für den Euro warb, wollte nicht verraten, ob ihm seine chinesischen Gesprächspartner bereits Zahlen genannt haben.
Allerdings sei er sehr glücklich darüber, dass China und auch Japan ein wachsendes Interesse am Euro bekundeten, und zwar nicht nur für private Geldanlagen, sondern auch für offizielle Reserven. Dies spiegele, so Noyer, "die Vorstellung wider, dass der Euro in Zukunft eine wichtige Rolle für Handel und Investitionen spielen wird."
Bisher ist aus China nur bekannt, dass die chinesische Zentralbank den Anteil ihrer Devisenreserven in den vergangenen Monaten in Euro erhöht hat und weiter zukaufen will. Diese Nachricht des stellvertretenden chinesischen Zentralbankchefs hatte den Euro Ende November über die Marke von 88 US-Cents gehoben.
Doch ernsthaft rechnen Experten nicht damit, dass China mehr als zehn Prozent seiner Devisenreserven in Euro halten wird. Und dass, obwohl die Europäische Union bereits Chinas drittwichtigster Handelspartner, nach den USA und Japan ist.
Auch chinesische Privatleute zeigen bisher nur wenig Vertrauen in die neue Währung. Zwar verfügen sie über enorme Ersparnisse - Schätzungen zufolge haben sie mehr als 870 Milliarden US Dollar auf der hohen Kante liegen. Doch viele sind, wie diese Chinesin, bisher nicht bereit, ihre US-Dollars einzutauschen:
"Ich werde sicher keine Euro eintauschen. Der US Dollar bleibt für mich die Devise schlechthin. Aber ich werden vielleicht einige Scheine eintauschen und möchte gerne von jeder Münze eine haben."
Euro-Münzen wird es offiziell in China jedoch gar nicht geben. Die Banken wollen lediglich Scheine ausgeben. Dabei stammt das Kupfer für die erste Euro-Münzgeneration aus China stammt. So Wang Bong von der Kupferfabrik aus Loyang:
"Wir haben damals im Internet davon erfahren, dass Kupferzulieferer gebraucht wurden. Die Europäische Zentralbank bat um Gebote aus aller Welt. Wer zuerst ein entsprechendes Angebot zu ihrer Zufriedenheit abgeben würde, der könnte die Ausschreibung gewinnen, hieß es. Und da haben wir gewonnen. Ich kann jetzt natürlich nicht die genaue Zusammensetzung verraten. Wir nennen es Euro-Münzen-Mischung. Insgesamt haben wir 100.000 Tonnen davon geliefert."
Obwohl die Fabrik aus Lojang vor zweieinhalb Jahren das letzte Kupfer für den Euro geliefert hat, wird in der chinesischen Presse immer noch gerne daran erinnert. Sozusagen als vertrauensbildende Massnahme für die neue Währung.