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Der Geist von Granja Comary

Tobias Käufer27. März 2014

Brasiliens Fußball-Nationalmannschaft hat ein neues Zuhause: Im Quartier von Granja Comary soll die Mannschaft von Trainer Luiz Felipe Scolari die notwendige Ruhe zum Titelgewinn finden. Der Druck ist groß.

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Brasiliens WM-Quartier Granja Comary in Teresópolis (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Schon die Fahrt in das gut eine Autostunde von Rio de Janeiro entfernte Teresópolis ist ein Fest für die Augen. Inmitten einer grünen Berglandschaft soll Brasiliens Fußball-Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft im eigenen Land vom Stress abschalten und sich auf die Mission "Titelgewinn 2014" vorbereiten können. Nichts ist hier zu spüren von der Hektik und dem Trubel der Karnevalsmetropole und der Copacabana.

Für die Suche nach dem "Geist von Granja Comary", wie das frisch renovierte Quartier der Seleção heißt, hat der brasilianische Fußball-Verband CBF tief in die Tasche gegriffen und Millionen investiert. Herausgekommen ist eine Anlage, die nach Ansicht von Trainer Luiz Felipe Scolari keine Wünsche offenlässt: "Es ist ein Moment, Danke zu sagen", erklärte der Weltmeistercoach von 2002 am Mittwoch bei der symbolischen Übergabe eines großen weißen Schlüssels. "Wir haben vom CBF alles bekommen was wir brauchen", so Scolari weiter. Gemeinsam mit dem Technischen Direktor Carlos Alberto Parreira, Weltmeister-Trainer von 1994, hatte Scolari bereits unmittelbar nach Beginn seiner Amtszeit 2012 die Pläne forciert und konkretisiert. Alle Honoratioren des CBF waren gekommen, um bei diesem für den Verband so wichtig Tag dabei zu sein.

Vertrauen in den Trainerstab

"Ich habe Vertrauen in meine Arbeit, die ich in Zusammenarbeit mit meinem Trainerstab leiste. Und ich habe Vertrauen in unser Land, unsere Fans, mit den Menschen, die uns tagtäglich begleiten und darauf hoffen, dass sich unsere Seleção würdig erweist, eine WM im eigenen Land zu spielen, das davon träumt, den Titel zu gewinnen", sagte Scolari jüngst im Gespräch mit der Deutschen Welle bei einem Besuch in Sao Paulo. Scolari wirkt trotz des enormen Erwartungsdrucks, der auf ihm und seiner Mannschaft lastet, verhältnismäßig gelassen und entspannt.

Brasilien Fußball WM Nationaltrainer Luis Felipe Scolari bei PK neben CBF-Chef José Maria Marin (Foto: dpa)
Brasiliens Nationaltrainer ScolariBild: picture-alliance/dpa

Vielleicht liegt es auch daran, dass er als Trainer der Weltmeistermannschaft von 2002 einen Vertrauensvorschuss bei seinen Landsleuten genießt: "Ohne dieses Vertrauen geht es nicht. Wir freuen uns auf diese WM, denn es ist für alle eine große Herausforderung. Ich erinnere mich noch gerne an die WM 2002 in Japan und Korea. Der Gewinn der Weltmeisterschaft und die Erinnerungen daran waren auch ein Grund dafür, noch einmal das Angebot anzunehmen, die brasilianische Nationalmannschaft auf die WM 2014 vorzubereiten."

Drohendes Inferno

Mit dem Quartier Granja Comary ist eines seiner wichtigsten Anliegen erfüllt worden. Es wird eines der Epizentren der WM werden. Vor und nach jeder Partie wird sich die Auswahl des fünfmaligen Weltmeisters auf das 8500 Quadratmeter große Areal zurückziehen. Jeder Profi hat ein eigenes, hochmodernes Zimmer. Trainer Scolari bekommt die größte, ganz in weiß gehaltene Suite der Anlage. Moderne Whirlpools, Flatscreens und sogar ein eigener Friseursalon eines Hauptsponsors warten auf die Profis. Das Wichtigste aber ist: Die Anlage kann weiträumig abgesperrt werden, so dass die Helden der Nation für die Dauer des Turniers ungestört und unter sich sein können. Sofern dies in Brasilien überhaupt möglich ist. Das Quartier ist weit genug entfernt von der Metropole Rio de Janeiro entfernt, um dem Trubel der WM zu entgehen und doch nah genug dran, um schnell und ohne Reisestrapazen die Flughäfen in Rio oder das Maracanã-Stadion, Schauplatz des WM-Finales, zu erreichen.

Hotelzimmer mit Doppelbett und Flachbild-TV im brasilianischen WM-Quartier Granja Comary (Foto: dpa)
Moderner Komfort in völliger AbgeschiedenheitBild: picture-alliance/dpa

Bei aller Freude und dem Stolz der Gastgeber auf das neue Zuhause der Seleção in Teresópolis überwiegt allerdings auch die Erkenntnis von CBF-Präsident José Maria Marin: Der Verbandschef weiß, dass Brasilien der große Favorit für das Turnier im eigenen Land ist, alle Brasilianer erwarten den Titel. Gelingt es nicht, zum sechsten Mal Weltmeister zu werden, wird daher einiges auf die Verantwortlichen der Nationalmannschaft zukommen: "Verlieren wir die WM, müssen wir alle ins Inferno", fürchtet Marin. Und da wird dann auch das schmucke Hauptquartier in Granja Comary nicht mehr helfen.