Der goldene Kombinierer
12. Februar 2014Er hat den Druck gespürt, er hat ihn ausgehalten und er hat in überragender Weise triumphiert. Kombinierer Eric Frenzel zeigte sowohl auf der Schanze als auch in der Loipe seine Klasse und ließ der Konkurrenz keine Chance. Gold für Frenzel - der Lohn für harte Arbeit in der Vorbereitung und die Krönung einer überragenden Saison. Denn nichts anderes als den ersten Platz hatte man im Vorfeld des Olympischen Wettbewerbs vom Weltcup-Führenden erwartet. Immerhin hat Frenzel bereits sieben Weltcupsiege in diesem Winter gefeiert und ist die dominante Persönlichkeit seines Sports.
Schüchterner Beginn
Noch vor ein paar Jahren nahm Eric Frenzel eine ganz andere Rolle ein. Mit 19 Jahren war er noch ein "Frischling" in der Nationalmannschaft. Die nordischen Kombinierer waren im Trainingslager in Lillehammer in Norwegen. Bundestrainer Hermann Weinbuch hatte Krafttraining angesetzt. Frenzel wollte Kniebeugen mit der 40-Kilo-Hantel machen. Doch da übte gerade der "große" Ronny Ackermann - und Eric traute sich nicht, ihn zu fragen, ob er jetzt auch mal an die Hantel dürfe. Ronny Ackermann war damals der überragende Kombinierer. Mit seinen Erfolgen hatte er der Königsdisziplin des nordischen Skisports in Deutschland wieder zu großer Popularität verholfen. Er war der Chef im Team.
Von Schüchternheit ist bei Eric Frenzel schon lange keine Spur mehr. Aus dem Juniorenweltmeister von 2007 ist mittlerweile selbst ein Ski-Star geworden: Der 25-Jährige ist zweimaliger Weltmeister und nun auch Olympiasieger, Ronny Ackermann heute einer seiner Trainer. Zu Erics Talent und Ehrgeiz, sagt Ackermann, komme sein außergewöhnlicher Wille, immer besser zu werden.
Ein Lauftalent war Frenzel von Kindesbeinen an. Mittlerweile ist er auch im Skispringen stets einer der Besten im Feld der Kombinierer. In den letzten zwei, drei Jahren hat sich der in der sächsischen Kleinstadt Geyer geborene Eric Frenzel enorm gesteigert. Er hat speziell an seiner Beweglichkeit und an seiner Schnellkraft gearbeitet. Frenzel ist jetzt das, was die Experten einen "kompletten Kombinierer" nennen: einen, der im Springen und im Langlauf gleich stark ist.
Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger
Auch Niederlagen bringen ihn nicht aus dem Gleichgewicht. Als Titelverteidiger und Topfavorit war Eric Frenzel im Februar 2013 zur nordischen Ski-WM nach Val di Fiemme in Italien gereist. Doch im Auftakt-Wettbewerb ging er als Vierter leer aus. Eine bittere Niederlage. In den Fernsehinterviews danach war er einsilbig wie selten zuvor. Jeder konnte spüren, wie sehr ihn dieser medaillenlose Platz wurmte - zumal ihm auch noch Teamkollege Björn Kircheisen Bronze gewissermaßen vor der Nase weggeschnappt hatte.
Wenige Tage später jedoch gewann Frenzel den Wettbewerb von der Großschanze und holte den zweiten Weltmeistertitel seiner Karriere. Dazu kam im März der Sieg im Gesamtweltcup. Es war der bisher erfolgreichste Winter seiner Karriere.
Rückhalt durch Familie
Eine noch größere Herausforderung als die auf den Schanzen und Loipen dieser Welt ist für Frenzel die Verantwortung als junger Familienvater. Sohn Philipp kam im Januar 2007 zur Welt. Freundin Laura Schwanitz hat er im Sportinternat in Oberwiesenthal in Sachsen kennengelernt. Keine leichte Sache, Familienleben und Hochleistungssport in Einklang zu bringen. Denn Wintersportler haben eigentlich nur im April richtig frei. Im Mai beginnt bereits die Vorbereitung auf die neue Saison - und die dauert dann bis Ende März des folgenden Jahres, inklusive wochenlanger Abwesenheit auf Grund von Trainingslagern und Wettkämpfen. "Sie sind mein Rückhalt", sagt Eric Frenzel über Freundin und Sohn. "Es ist sehr wichtig, wenn man weiß, es ist alles so, wie man sich das wünscht. Dadurch hat man die Gedanken frei für den Sport. Das stärkt einen."