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Der Hai - das unbekannte Wesen

Karin Jäger15. September 2014

Jahrelang haben die Regierungen gerungen: Jetzt stehen fünf neue Hai-Arten auf der Schutzliste. Sie dürfen nur noch aus Beständen gefischt werden, in denen es genügend Populationen gibt.

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Dornhai (Foto: imago/blickwinkel)
Bild: Imago/blickwinkel

Seinen schlechten Ruf hat der weiße Hai für alle seine rund 500 Artgenossen erworben. In dem Film des Hollywood-Regisseurs Steven Spielberg wird das Meerestier als Bestie dargestellt, weil es bei Angriffen in wenigen Tagen vier Menschen tötet. Statistisch sterben allerdings etwa fünf Menschen durch Haiangriffe - pro Jahr und eher durch Zufall: Weil er den Menschen bei der Jagd zum Beispiel mit einer Robbe verwechselt.

Und weil er in vielen Regionen vom Aussterben bedroht ist, steht der weiße Hai seit 2004 sogar auf der Roten Liste des internationalen Artenschutzabkommens (Cites), obwohl er gar nicht kommerziell gefischt wird. Nicht weniger schlecht ist es um den Bestand von Heringshai, Weißspitzenhochseehai, drei Hammerhai-Arten und Mantarochen bestellt. Insgesamt seien viele Haiarten zusammengebrochen, um bis zu 90 Prozent.

"Das ist erschreckend und liegt an der intensiven Fischerei, aber auch daran, dass er mitunter bis 22 Jahre braucht zur Erlangung der Fruchtbarkeitsreife", sagt Heike Finke, Artenschutz-Expertin des Naturschutzbundes Deutschland (NABU).

Weißer Hai jagt Robbe (Foto: picture alliance)
Der Weiße Hai auf RobbenjagdBild: picture-alliance/Arco Images GmbH

Mehr vom Ausrotten bedroht als Tiger und Schneeleopard

Braucht eine Art zwanzig Jahre, um sich nur ein Mal zu vermehren, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Fisch vorher abgefischt wird. Demzufolge fehlt die Produktionsrate. Während man Tiger oder Schneeleoparden, die ebenfalls vom Aussterben bedroht sind, in Zoos züchten kann, habe man bei Haien keine Möglichkeit zur Bestandshaltung, argumentiert NABU-Expertin Finke: "Haie kann man auch nicht in Aquarien halten. Wenn sie weg sind, dann ist die Art für immer weg."

Vielseitige Verwendung

In Deutschland wird der Hai zu Steaks, Schillerlocken oder zu Fish and Chips verarbeitet. In China und Japan gilt besonders Suppe aus Haifischflossen als Delikatesse. Mitunter schneiden die Fischer den Tieren die Flossen ab, und da der Torso gekühlt werden müsste, werfen sie ihn einfach über Bord. "Ein Frevel, denn es ist ja gutes Fleisch", kritisiert Heike Finke, "denn die Tiere leben dann noch, ersticken langsam und grausam über Tage, weil sie sich ohne Flossen nicht mehr bewegen können".

Der Knorpel wird in China zu medizinischen Zwecken verwendet, weil er angeblich gegen Krebs oder Morbus Parkinson wirken soll. Sportfischer haben es auf die Zähne des weißen Hais abgesehen, die sie als Trophäen tragen. Kiemenreusen des Mantarochen werden als Souvenir angeboten.

Heike Finke (Foto: NABU)
Heike Finke: "Haie sind mehr gefährdet als Tiger"Bild: NABU

Nur wenige Erkenntnisse über Haiarten bekannt

Auch für die Wissenschaft sind die Haie noch immer ein Thema. "Es fällt uns schwer, die Tiere unter Wasser zu beobachten", sagt die NABU-Artenschutz-Expertin. "Den weißen Hai haben wir mit Sendern ausgestattet, um Erkenntnisse über Aufenthaltsorte und Paarungsverhalten zu bekommen." Vom Hammerhai ist bekannt, dass die trächtigen Weibchen sich in Gruppen bewegen. Landen die im Fischernetz, ist das ein herber Verlust für die gesamte Art. Erkenntnisse über die Meerestiere sind wichtig, um überhaupt Haischutzgebiete auszuweisen, und Schutzzeiten, in denen die Tiere gebären und keine Fischerei stattfinden dürfen.

Die Europäische Union hatte 2010 bereits ein Fangverbot für Herings- und Dornhai erlassen. Die Einschränkung der weltweit kommerziellen Nutzung trat am Sonntag (14.09.2014) in Kraft. Durch dieses Artenschutzabkommen dürfen die gelisteten Haiarten weiter kontrolliert gefischt werden. Werden die geschützten Haie gefischt und international gehandelt, muss das Exportland nachweisen, dass sie aus Beständen stammen, in denen es genug Populationen gibt.

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, hat sich vehement für den Schutz des Hais eingesetzt. Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte er, Verstöße könnten geahndet werden, da es nun Regeln gebe. Dementsprechend begrüßt das Ministerium die Verschärfung als Durchbruch beim globalen Schutz von Haien.

Nach Angaben des NABU wurden im Jahr 2000 offiziell über 800.000 Tonnen gefangene Haie und Rochen registriert, dies entspricht etwa 100 Millionen Haien. "Wie hoch die Dunkelziffer ist, kann man nur vermuten", erklärte Heike Finke, die NABU-Artenschutzexpertin.