DFB-Team verliert gegen England
26. März 2016Alle beobachten ihn: Der Bundestrainer. Die Fans. Die Medien. Spielt sich Mario Gomez in den EM-Kader, in die Herzen, in die Schlagzeilen? Beim Länderspiel gegen England in Berlin ließ Löw nicht sein "Sorgenkind" Mario Götze von Beginn an spielen, sondern den 1 Meter 89 großen Stürmer. Und Gomez erzielte beim 2:3 (1:0) gegen den Prestigegegner tatsächlich zwei Tore.
Das erste wurde jedoch wegen angeblichen Abseits aberkannt - eine falsche Entscheidung. In der 26. Minute startete Gomez nach Zuspiel von Sami Khedira in den Strafraum und schob im Drehen den Ball links an dem englischen Torwart Jack Butland vorbei. Die vermeintliche Abseitsposition hob Nathaniel Clyne auf.
Die Führung erzielte dann Mannschaftskollege Toni Kroos - der beste Deutsche auf dem Platz. Butlands Abschlag landete bei Mesut Özil, der den freistehenden Kroos bediente. Der Real-Madrid-Spieler zog aus gut 20 Metern in halbrechter Postion ab - unhaltbar war der Ball nicht (43. Minute). Gomez hätte kurz vor dem Halbzeitpfiff noch erhöhen können, sein Ball blieb jedoch in der englischen Verteidiung hängen.
Unvergessen: das Nicht-Tor bei der EM 2008
Der 30-Jährige, der sämtliche deutsche U-Nationalmannschaften durchlaufen hat und seit 2007 für die A-Elf spielt, kommt nach der heutige Partie auf 62 Einsätze mit 26 Toren. Zum Vergleich: Toni Kroos spielt erst seit 2010 für Joachim Löw, hat aber sogar ein Länderspiel mehr aufzuweisen. Die WM 2014 in Brasilien verpasste Gomez wegen langwieriger Verletzungen und Formschwäche, beim Spiel im September 2014 dann gegen Argentinien wurde er sogar ausgepfiffen.
Die Fans haben nicht vergessen, dass er bei der EM 2008 einen Ball übers Tor geschossen hatte - aus einem Meter Entfernung. Und zwischendurch hatte der Profi mit dem spanischen Vater tatsächliche einige schlechte Leistungen im DFB-Trikot gezeigt. So hatte er gegen den gesetzten Miroslav Klose, der nach der WM zurückgetreten war, keine Chance. Zudem sind die klassichen Stürmer, wie Gomez einer ist, in Zeiten der "falschen Neun", also einer hängenden Spitze, nicht besonders gefragt.
"Falsche Neun" oder Knipser?
Gomez sieht das natürlich anders: Manchmal brauche es den "Killerinstinkt", wie er jetzt dem Sportmagazin "kicker" sagte. "Spieler, die den tödlichen Pass spielen können, hat Deutschland genügend. Aber ich finde, in manchen der letzten Spiele hätte ein Stürmer gut getan." Der Meinung ist wohl auch derzeit der Bundestrainer. "Gomez hat sich nach seinen guten Trainingseindrücken den Einsatz in Berlin verdient."
Wie so oft hatte Joachim Löw das richtige Gespür. Nach einem feinen Lupfer von Kapitän Khedira, drückte Gomez den Ball mit dem Kopf in die lange Ecke - das 2:0 (57.) Es war sein erstes Länderspieltor seit der Vorbereitung zur EM 2012. Lange genießen konnte Gomez diesen besonderen Augenblick jedoch nicht. Denn nur vier Minuten später gelang Harry Kayne das Anschlusstor. James Vardy, per Hacke mit dem sehenswertesten Tor der Partie, und Eric Dier (90.) drehten die Partie dann sogar noch zu Gunsten der Gäste.
"Ich habe wieder Spaß"
Bei Gomez Auswechslung in der 79. Minute applaudierten dann die deutschen Fans - obwohl er in der ein oder anderen Situation mehr Knipser-Mentalität hätten zeigen können. Trotz der Niederlage freue er sich, dass er wieder dabei sei. "Ich habe wieder die Fitness wie etwa 2007. Ich bin jetzt 30 Jahre alt und sehe weniger, dass ich Tore schieße, sondern dass ich der Mannschaft helfe. Ich habe wieder Spaß", erklärte Gomez direkt nach dem Spiel dem Fernsehsender ZDF.
Gomez, der beim VfB Stuttgart, Bayern München und beim AC Florenz gespielt hat und derzeit an Besiktas Istanbul ausgeliehen ist, hat sich nach einem gelungen Neustart in der Türkei zurück in die Nationalmannschaft zurück gekämpft. Mit 19 Toren in 26 Ligaspielen hat Gomez seinen Klub in der laufenden Saison an die Tabellenspitze der Super Lig geschossen. Auch in der Europa League hat er bereits zweimal eingenetzt.
Auf diese internationel Erfahrung scheint nun auch der Bundestrainer zu setzen. "Ich werde alles dafür tun, mit zur EM zu fahren. Alles andere liegt nicht in meiner Hand", sagte Gomez zuletzt. Im EM-Panini-Album fehlt er zwar, das kümmert ihn nicht. Löw und sein Trainerteam scheinen wieder mit ihm zu planen.