Deutsch - Nein danke!
Inka Esser von der "Pep-Medienservice GmbH" geht im Auftrag von Plattenfirmen mit neuen Musikproduktionen in Rundfunkredaktionen "hausieren". Mit DW-WORLD spricht sie über ihre Erfahrungen.
DW-WORLD: Welche Erfahrungen machen Sie, wenn Sie eine deutschsprachige Produktion bei den Radiosendern vorstellen?
Inka Esser: Das kommt ganz auf den Sender und seine Ausrichtung an. Redakteure eines Schlagerprogramms nehmen deutschsprachige Musik dankbar an. Aber bei Sendern, die sich an ein junges Publikum richten, wird es schwieriger. Oft höre ich von Redakteuren: "Ich selbst finde das Stück gut, aber für das Programm hat es wenig Chancen."
Woran liegt das?
Das liegt daran, dass alle meinen: Mit englischen Songs gehe ich auf Nummer sicher. Dagegen fürchten viele Sender mit deutschem "Liedgut" um ihre Quote.
Warum ist das so?
Weil viele mit deutschsprachiger Musik Begriffe wie "altmodisch", "Schlager" und "Schmalz" verbinden, nach dem Motto: "Das ist die Musik, die unsere Eltern und Großeltern hörten. Wir aber nicht mehr."
Was halten Sie persönlich von deutschsprachiger Musik?
Es gibt tolle Produktionen. Leider trauen sich die wenigsten Plattenfirmen, diese professionell zu vermarkten. Ich glaube, ihnen fehlt ganz einfach der Mut.
Sie haben den Begriff Quote erwähnt. In Ländern wie Frankreich und Spanien werden Radiosender per Gesetz dazu verpflichtet, eine bestimmte Prozentzahl an "nationaler" Musik zu spielen. Halten Sie das auch in Deutschland für sinnvoll?
Auf jeden Fall. Der Markt wird von englischsprachiger Musik dominiert. Die ist zwar nicht generell schlecht, aber das Angebot ist zu einseitig. Viele deutsche Künstler beweisen, dass man sich mit deutschsprachiger Musik nicht verstecken muss. Dem Publikum wird nicht das ganze Potential präsentiert, das es in Deutschland gibt. Interessanterweise sind die kleinen Plattenfirmen viel eher bereit, sich nicht nur am Mainstream zu orientieren. Die "Großen" gehen kein Risiko ein.
Wie leicht oder schwer ist es überhaupt, Musik zu vermarkten?
Zur Zeit ist es nicht so einfach. Die Plattenfirmen geben immer weniger Geld für die Promotion aus. Wir müssen für weniger Geld mehr arbeiten, als es vor etwa zehn Jahren der Fall war.