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Deutsche Bank mit Milliardengewinn

27. Januar 2022

Die Deutsche Bank hat nach langer Zeit wieder ein Geschäftsjahr mit einem Milliardengewinn abgeschlossen. Vorstandschef Christian Sewing sieht Deutschlands größtes Geldhaus wieder in der Spur.

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Deutsche Bank - Hauptquartier in Frankfurt am Main
Bild: Christoph Hardt/Geisler-Fotopres/picture alliance

Das hat es seit über einem Jahrzehnt nicht mehr gegeben: Die Deutsche Bank hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Milliardengewinn eingefahren. Für 2021 steht ein Vorsteuergewinn von 3,4 Milliarden Euro in den Büchern, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag mitteilte. Nach Steuern bleiben noch 2,5 Milliarden übrig – und abzüglich von Zinszahlungen und sogenannten Nachranganleihen 1,94 Milliarden. Vor einem Jahr nach all diesen Abzügen war noch ein Rest von 113 Millionen in der Kasse geblieben.

Im abgelaufenen Jahr habe die Bank "ihr besten Ergebnis seit zehn Jahren erreicht", so die Bilanz von Konzernchef Christian Sewing. Man habe den Nettogewinn vervierfacht und die Kosten für den Konzernumbau "vollständig" hinter sich gelassen. "Wir haben die Deutsche Bank nachhaltig zurück in die Gewinnzone und auf Wachstumskurs gebracht. Und wir haben uns fest vorgenommen, dass uns von diesem Kurs nichts mehr abbringt", so Sewing in einer Pressemitteilung. Später, auf einer virtuellen Pressekonferenz in Frankfurt am Main, ergänzte er: "Damit haben wir unsere Bank in eine hervorragende Ausgangsposition für 2022 gebracht, für das entscheidende Jahr unserer Transformation." Anleger reagierten erfreut auf das Zahlenwerk und den Ausblick der Bank. Die Aktie der Deutschen Bank legte in einem schwierigen Umfeld deutlich zu und war mit einem Plus in der Spitze von knapp sechs Prozent der Top-Performer im Deutschen Aktienindex DAX.

Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank
Christian Sewing, Chef der Deutschen Bank Bild: Ralph Orlowski/REUTERS

Alle vier Geschäftsbereiche hätten sich wie geplant oder sogar besser entwickelt, und beim Abbau von Altbeständen sei man schneller vorangekommen als erwartet. Am Vorabend hatte die Bank mitgeteilt, ein Programm zum Rückkauf von Aktien in Höhe von 300 Millionen Euro zu starten sowie den Aktionären - die zweimal leer ausgegangen waren -  wieder eine Dividende (0,20 Euro pro Aktie) in Aussicht zu stellen. Dies muss von der Hauptversammlung noch abgesegnet werden. Dennoch deuten sowohl die Dividendenpläne als auch das Rückkaufprogramm darauf hin, dass der Umbaukurs, der von Bankchef Sewing 2019 angestoßen worden war, Früchte trägt und die Deutsche Bank wieder auf einem nachhaltigeren Pfad mit Gewinnen unterwegs ist. 

Weniger Investmentbanking, mehr grüne Investitionen

Das Investmentbanking, obwohl in den vergangenen Jahren deutlich gestutzt, war wie bei anderen Banken auch eine wichtige Ertragsstütze. Auch im Geschäft mit Privatkunden legten die Erträge etwas zu, in der sogenannten Unternehmensbank blieben sie stabil. Im vierten Quartal gelang der Bank immerhin noch ein Vorsteuergewinn von 82 Millionen Euro, nach Steuern lag dieser sogar bei 315 Millionen Euro - hier wirkten sich Steueransprüche, die aus der Geschäftsentwicklung in den USA resultierten, positiv aus. Damit kommt die Deutsche Bank auf sechs Quartale in Folge mit einem Gewinn. 

Konzernchef Sewing, der im Frühjahr 2018 an die Spitze der Bank aufgerückt war, hatte dem Haus, das sich seinerzeit in einer bisweilen existenzbedrohenden Krise befand, einen radikalen Umbaukurs verordnet. Dabei wurden ganze Abteilungen geschlossen, besonders riskante Teile des Investmentbankings ausgelagert und zur Senkung der überbordenden Kosten ein harter Sparplan durchgezogen. Weltweit sollten 18.000 Arbeitsplätze wegfallen. Davon war man später abgerückt und hatte betont, es gehe vor allem um eine Senkung der Kosten insgesamt. Entsprechend betrug die Zahl der Vollzeitstellen Ende 2021 knapp 83.000 von ursprünglich knapp 91.000 beim Start des Umbauprogramms. Dennoch werde der Abbau von Jobs weitergehen, sagte Sewing, ohne konkrete Zahlen zu nennen.  

Geschlossene Filiale der Deutschen Bank
Banking wird digitaler: Im Rahmen des Sparprogramms hat die Deutsche Bank weitere 180 ihrer Filialen und der Tochter Postbank geschlossenBild: picture alliance/dpa/M. Schönherr

Kostenabbau verlangsamt

Dass dieser Umbau Geld Kosten wird, war von vornherein klar, zum Beispiel für Abfindungen oder Investitionen in eine zeitgemäße IT-Infrastruktur, die Sewings Vorgänger John Cryan seinerzeit als "lausig" bezeichnet hatte. Doch die bis 2022 eingeplanten Transformationskosten seien bereits zu 97 Prozent verarbeitet, so Finanzvorstand James von Moltke. Dennoch ist der Kostenabbau im zurückliegenden Geschäftsjahr etwas ins Stocken geraten. Bank-Chef Sewing begründete das mit höheren Aufwendungen für die variable Vergütung von Mitarbeitern - damit dürfte die Boni-Debatte wieder Fahrt aufnehmen. Höhere Kosten sind zudem angefallen, weil man mehr investiert habe in wirksame Systeme zur Bekämpfung der Geldwäsche und die IT-Infrastruktur insgesamt. 

Riskante Geschäfte wurden in eine sogenannte Einheit zur Freisetzung von Kapital (Capital Release Unit, CRU) - umgangssprachlich Bad Bank - ausgelagert. Diese hat laut Bilanzvorlage die gesetzten Ziele für 2022 bereits jetzt  "mehr als erfüllt": So wurden sogenannte risikogewichtete Aktiva von 34 auf 28 Milliarden Euro weiter reduziert und Verschuldungspositionen sanken von 72 Milliarden Euro (2020) auf 39 Milliarden Euro.

Auf großes Interesse stoßen nach den Worten von Sewing auch nachhaltige Finanzprodukte und Finanzierungen. Hier beläuft sich das seit Anfang 2020 kumulierte Volumen auf mittlerweile 157 Milliarden Euro, wobei allein im vierten Quartal 32 Milliarden hinzukamen. Von 100 Euro, so Sewing, die Anleger in Fonds der Tochter DWS investierten, seien 40 Euro in Produkte geflossen, die Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) berücksichtigen. Die Bank hatte sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2023 mindestens 200 Milliarden Euro in diesem Segment zu investieren; dieses Ziel werde man nach Sewings Worten voraussichtlich schon in diesem Jahr erreichen.      

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58