Deutsche Hersteller haben Hybrid-Trend verschlafen
14. September 2005BMW-Chef Helmut Panke trat bei der IAA äußerst selbstbewusst vor die Presse. Er verkündete stolz Erfolgsverkäufe und Produktoffensiven. Zugleich stellte er ein neues Programm für die Entwicklung eines Hybrid-Motors in Aussicht. Der bayerische Automobilkonzern will mit Daimler Chrysler und General Motors zusammenarbeiten, um eine "effiziente und beschleunigte Entwicklung" eines Hybridantriebs zu erreichen.
Deutsche Hersteller zeigen nur Studien
Auch VW, Audi und sogar Porsche wollen Hybrid-Technologie zum Einsatz bringen. Doch während die deutschen Hersteller nur erste Studien auf der IAA zeigen, sind die Japaner längst weiter. So stehen bei Toyota serienreife Hybrid-Modelle auf dem Stand.
"Alle Automobilhersteller laufen heute Toyota hinterher", sagt der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöfer. In drei bis vier Jahren werde man aber viele Hybridfahrzeuge auf dem Markt sehen. Dies könne zu einer spürbaren Entlastung im Treibstoffverbrauch führen.
Branche hat Trend verschlafen
Der Automobilexperte Gerd Dudenhöfer spricht offen aus, was auf der IAA deutlich spürbar ist: Fast die ganze Branche hat einen wichtigen Trend verschlafen. Dabei wurden die Japaner gerade von ihren deutschen Kollegen belächelt, als sie bereits vor sieben Jahren das erste Hybrid-Fahrzeug auf den Markt brachten.
Zum Teil sei man auch bekämpft worden, gibt Toyota-Sprecher Wolf Henning Fanslau zu bedenken. So spiele der starke Dieselmarkt in Deutschland eine wichtige Rolle. "Es bestand der Verdacht, dass Hybrid gegen Diesel gerichtet sei", erklärt Fanslau.
Erfolge auf dem US-Markt
Die ersten japanischen Hybrid-Autos waren vor allem für den amerikanischen Markt bestimmt. Wegen der vergleichsweise niedrigen Benzinpreise gibt es in den Vereinigten Staaten praktisch keine Diesel-PKW. Nur Lastwagen tanken dort einen speziellen Diesel-Kraftstoff, dessen Qualität für europäische Dieselmotoren nicht ausreicht und zu Schäden führen würde.
"Ganz generell ist der amerikanische Markt für Hybrid-Autos sehr empfänglich, auch weil es dort sehr strenge Abgas-Vorschriften gibt", sagt Fanslau. "Diese kann man mit einem Diesel-Geländewagen nicht erfüllen." Aber auch in Deutschland habe man gute erste Verkaufsergebnisse verzeichnet.
Bei einem Hybrid-Fahrzeug werden ein Benzinmotor und ein oder mehrere Elektromotoren miteinander kombiniert. Der Strom kommt aber nicht aus einer Steckdose. Er wird während der Fahrt in bestimmten Situationen vom Benzinmotor erzeugt und in Batterien geladen. Im Stadtverkehr und vor allem beim verbrauchsintensiven Anfahren wird das Auto dann rein elektrisch angetrieben, ohne dass Kraftstoff verbraucht wird. Der konventionelle Benzinmotor schaltet sich erst bei höheren Geschwindigkeiten hinzu.
Weniger Verbrauch, weniger Schadstoffe
"In erster Linie geht es um die Emissionen, die sehr niedrig sind - und somit für alle zukünftigen Normen gerüstet", beschreibt Fanslau den wichtigsten Vorteil der Hybrid-Fahrzeuge. Der Spritverbrauch hänge indes davon ab, wie man mit dem Fahrzeug umgehe - bei Geländewagen könne die Ersparnis bei bis zu sechs Litern pro 100 Kilometer liegen.
Die Japaner profitieren mittlerweile doppelt durch ihre Hybrid-Kompetenz. Mit Lizenzen werden die Erfahrungen von Toyota an Konkurrenten verkauft. Experten sagen zwar voraus, dass auch die aktuelle Hybrid-Technik eines Tages veraltet sein wird - dann könnten Brennstoffzellenantriebe folgen. Die komplizierte Motorsteuerungs-Technologie der Hybrid-Autos könnte aber weiterhin zur Anwendung kommen.