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Richtiger Streit

Loay Mudhoon22. Dezember 2008

In Berlin trifft sich die Islam-Konferenz zum zweiten Mal. Trotz erster Erfolge sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es niemals nur einen Ansprechpartner der Muslime geben wird, meint Loay Mudhoon.

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Symbolbild Kommentar
Bild: DW
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Loay Mudhoon

Schon im Vorfeld der zweiten deutschen Islamkonferenz, die am Mittwoch (2.5.07) in Berlin tagt, machte Bundesinnenminister Schäuble klar: Das Treffen wird keine "Schönwetterveranstaltung, bei der man nur Freundlichkeiten austauscht". Und das ist gut so. Denn jetzt geht es nicht nur darum, den im letzten September begonnen Prozess des offenen Dialogs zwischen dem Staat und den Islamvertretern hierzulande fortzusetzen, sondern um konkrete Alltagsprobleme wie etwa die Forderung von konservativen Muslimen nach getrenntem Sportunterricht - und vor allem um die Kernfragen: Wer hat die Deutungshoheit über den deutschen Islam und wer spricht für die deutschen Muslime?

Wichtige Debatte in die Öffentlichkeit tragen

Das anvisierte Ziel des Innenministers, den Islam einzubürgern und sein Appell an die in Deutschland lebenden Muslime, "sich als Bürger eines religiös neutralen demokratischen Rechtsstaates zu fühlen", werfen viele Fragen auf. Vor allem danach, wer im Namen aller Muslime sprechen darf und kann. Deshalb war es erforderlich, die inner-islamische Debatte über den konservativen und zum Teil ferngelenkten Verbandsislam in die breite Öffentlichkeit zu tragen.

Die Notwendigkeit der Erweiterung dieser Debatte wurde umso deutlicher, nachdem sich vier der islamischen Verbände zu einem Dachverband zusammengeschlossen haben, dem Koordinierungsrat der Muslime. Der Dachverband fordert, als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt zu werden. Damit würde sich sein Einfluss in den islamischen Gemeinden und Vereinen massiv verstärken. Faktisch käme diese Installierung einer künstlichen Verkirchlichung gleich und wäre nicht im Sinne des Islam und der Vielfalt der Muslime.

Bärendienst für die Integration

Zwar hat der Bundesinnenminister diesen Verbänden das Recht abgesprochen, für alle hier lebenden Muslime zu sprechen, da der Rat nur etwa zehn Prozent der Muslime vertritt, jedoch zeigte diese Entwicklung eindrucksvoll, dass der Kampf um die Deutungshoheit über den deutschen Islam gerade erst begonnen hat.

Liberale und säkulare Muslime fürchten den zunehmenden Druck islamischer Sittenwächter, die diese Verbände dominieren. Außerdem werde man damit der Integration ein Bärendienst erweisen.

Den Kritikern dieses Rats geht es mehrheitlich um Grundsätzliches: um das Primat unserer freiheitlich-demokratischen Verfassung, um ein klares Bekenntnis dieser Verbände zu den Menschenrechten und die Gleichberechtigung der Geschlechter - kurzum um unsere nicht verhandelbaren Grundrechte.

Obwohl nach islamischem Verständnis keine Institution zwischen Gott und dem Individuum stehen darf, ist der Verfassungsstaat auf verbindliche Absprachen mit Vertretern relevanter gesellschaftlicher Gruppen angewiesen. Für die Bundesregierung mag dieser Umstand ein Nachteil sein, weil ihr ein Ansprechpartner für alle Muslime fehlt.

Dennoch: Auch wenn der Streit zwischen konservativen, liberalen und medial omnipräsenten säkularen Muslimen für das geschlossene Auftreten der Muslime in der deutschen Öffentlichkeit nicht hilfreich ist, sollte die Bundesregierung ihn fördern und keine kirchenähnliche Strukturen verlangen. Denn der Streit zwischen den Muslimen vermittelt ein genaues Bild von den islamischen Realitäten hierzulande - zumal es eine einzige Vertretung für alle deutschen Muslime in absehbarer Zeit nicht geben wird.