Deutsche Messen expandieren ins Ausland
6. September 2004Fünf der zehn umsatzstärksten Messegesellschaften haben ihren Sitz in Deutschland, und hier finden auch die meisten internationalen Leitmessen statt. Aber der Markt hierzulande stagniert. Die Umsätze pendeln Jahr für Jahr um die 2,4 Milliarden Euro, während die Zahl der Aussteller, der Besucher und der vermieteten Flächen sogar seit drei Jahren rückläufig ist. Hermann Kresse, Hauptgeschäftsführer des AUMA, des Ausstellungs- und Messeausschusses der deutschen Wirtschaft, ist dennoch zuversichtlich, dass im laufenden Jahr der rückläufige Trend gestoppt werden kann. Er hoffe, dass sich die Lage nach den Rückgängen 2003 in diesem Jahr wieder stabilisiere.
Die Konkurrenz in der Messewirtschaft ist in eine neue Phase eingetreten. Die Veranstalter kämpfen in einem stagnierenden Inlandsmarkt um Marktanteile, was bei konstanten Messebudgets der Aussteller schnell zu Lasten bestehender Messen gehen kann. Immer neue Messen werden kreiert - aber längst nicht jedes neue Messemotiv wird zum Erfolg. "Wir haben pro Jahr etwa zehn bis 15 neue Messeveranstaltungen, davon setzen sich mittel- bis längerfristig ungefähr die Hälfte am Markt durch, also sieben bis acht pro Jahr", betont Kresse und ergänzt: "Das sind dann aber keine großen Messen, sondern spezialisierte Fachveranstaltungen."
Hauptziele China, Russland, Indien
Kein Wunder also, dass die meisten deutschen Messeveranstalter verstärkt ihr Wachstum im Ausland erzielen wollen. Hauptzielregionen für solche Auslandsmessen sind China mit 46 Messen in diesem Jahr, Russland mit 20 und Indien mit 15 Messen. Eine klare Steigerung der deutschen Auslandmessen ist Kresse zufolge schon seit Anfang der 90er Jahre zu erkennen. Während in diesem Jahr rund 164 dieser Messen stattfinden, waren es damals nach Angaben von Kresse nur rund 20.
Ein Beispiel ist die CeBIT. Fast jeder kennt sie, die weltgrößte Computermesse, die jedes Jahr im März in Hannover stattfindet - diese Messe ist die Erfolgsgeschichte schlechthin. Und weil sie so ein Erfolg war, haben sich die Messe-Manager aus Hannover überlegt, ob man diesen Erfolg nicht auch exportieren kann. So fiel 1999 die Entscheidung, die CeBIT zu internationalisieren, allerdings nur auf einem Messeplatz pro Kontinent. In Shanghai und in Sydney war das Konzept erfolgreich, die CeBIT America in New York dagegen musste in diesem Jahr abgesagt werden. Zur Zeit findet die CeBIT Eurasia in Istanbul statt - über den Erfolg kann man noch nichts sagen.
Ende der Expansion
Ohnehin glauben viele Beobachter, dass der Messe-Export nicht beliebig weitergeführt werden kann. Denn wenn eine in Deutschland erfolgreiche internationale Messe auf anderen Kontinenten wiederholt oder gar kopiert wird, läuft man Gefahr, der eigenen Veranstaltung zuhause die Besucher wegzunehmen. "Diese Theorie hat sich bislang nicht bewahrheitet - im Gegenteil", widerspricht Kresse. "Es ist so, dass man sich schlicht fragen muss: wo liegt die Alternative? Nehmen Sie die CeBIT. Wissen Sie, wenn es der Know-How-Träger, die deutsche Messe nicht macht, dann machen es eben andere. Insofern gibt es gar keine Alternative dazu, als mit Markenprodukten, die Messen in Deutschland sind, ins Ausland zu gehen - allerdings dann sehr stark angepasst auf den jeweiligen Markt dort."
Deutsche Messen im Ausland können auch den Export deutscher Produkte ankurbeln - wenn es gelingt, die deutschen Aussteller mitzunehmen in die fernen Kontinente. Doch das ist für einen Mittelständler mit begrenztem Messebudget nicht immer finanzierbar. Deshalb fördert der Staat die Messeauftritte deutscher Unternehmen im Rahmen der Exportförderung. Vergangenes Jahr standen dafür 35 Millionen Euro bereit, im laufenden Jahr sind es sogar 36 Millionen, die den deutschen Unternehmen Auftritte auf fast 240 Messen ermöglichen. Für das kommende Jahr sind 235 Beteiligungen an ausländischen Messen geplant, meistens Gruppenbeteiligungen in so genannten German Pavillons.