Deutsche Polizei führt Greta Thunberg ab
18. Januar 2023Bei neuen Protesten in der Nähe der geräumten westdeutschen Ortschaft Lützerath hat die Polizei die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg kurzzeitig in Gewahrsam genommen. Journalisten beobachteten, wie drei Polizisten die 20-Jährige wegtrugen und nach gut 50 Metern absetzten, um eine Personenkontrolle durchzuführen. Die Polizei bestätigte, dass Thunberg Teil einer Gruppe war, die sich auf die Abbruchkante des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler II zubewegt hatte. Nach der Maßnahme wurden Thunberg und andere Aktivisten wieder freigelassen.
Aktionen im Tagebau, an der Werksbahn und in Düsseldorf
Nach der Demonstration gelangte nach Angaben des Energiekonzerns RWE eine Person in den Braunkohle-Tagebau. Ein Sprecher bezeichnete die Aktion als "grob leichtsinnig". Im nahegelegenen Braunkohletagebau Inden wurde ein Schaufelradbagger besetzt und so zum vorübergehenden Stopp gezwungen. Die Polizei Aachen sprach von 20 bis 30 Aktivisten, RWE von 30 bis 40. Am Ende kletterten laut Polizei alle Aktivisten freiwillig von der Maschine herab.
In der Nähe von Rommerskirchen besetzten nach Polizei- und RWE-Angaben zudem rund 120 Aktivisten die Gleise der Werksbahn, mit der Braunkohle zum Kraftwerk Neurath transportiert wird. Das Bündnis "Ende Gelände" schrieb auf Twitter: "Hier fährt heute kein Kohlezug. Wir stellen uns der Zerstörung mit unseren Körpern in den Weg." Laut Polizisten wurden diejenigen, die nicht freiwillig aufstanden, weggetragen. Am Innenministerium in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf klebten sich Aktivisten der Gruppe "Extinction Rebellion" fest. Rund 150 Demonstrierende zogen vom Landtag zum Wirtschaftsministerium des Bundeslandes, in dem auch Lützerath liegt.
Demos nach der Räumung Lützeraths
Die neuerlichen Aktionen stehen im Zusammenhang mit den Protesten rund um das leerstehende Örtchen Lützerath, das Klima-Aktivisten besetzt und zu einem Symbol im Kampf gegen die Klimakrise erklärt hatten. Die Polizei hatte die Räumung des Ortes am Sonntag für beendet erklärt. Der Energiekonzern RWE ist laut einem Kompromiss mit Landes- und Bundesregierung dazu berechtigt, die Braunkohle unter der Ortschaft abzubaggern; fünf weitere Dörfer auf dem ursprünglichen Tagebau-Gelände sollen im Zuge des auf 2030 vorgezogenen Abbaustopps stehen bleiben dürfen. In den mittel- und ostdeutschen Braunkohlerevieren soll der Ausstieg nach aktuell gültigen Beschlüssen erst bis 2038 vollzogen werden.
Wissenschaftlich ist nicht eindeutig geklärt, ob Deutschland die Braunkohle noch benötigt und ob die daraus resultierenden CO2-Emissionen überhaupt mit den völkerrechtlich bindenden Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen vereinbar sind. Jedoch waren infolge der drohenden Gasmangellage aufgrund ausbleibender russischer Lieferungen aus Russland kurzfristig die stark klimaschädliche Kohleverstromung wieder hochgefahren worden. Die Kohlekraftwerke trugen maßgeblich dazu bei, dass Deutschland im vergangenen Jahre seine eigenen Klimaziele verfehlte.
ehl/mak (dpa, afp, rtr)