Deutscher Filmpreis: Gala ohne Publikum
25. April 2020Geheimnisvoll gings los: ein cineastischer Gang durch dunkle Studiokulissen. "Happy Birthday, liebe Lola...", sang Moderator Edin Hasanovic. Und steppte anschließend durch virtuelle Filmwelten, ein bisschen Filmmuseum mit realer Tanzeinlage. Erklärungen zu den Corona-Bedingungen der TV-Show wirkten dann doch sehr bemüht: "Die Filmbranche steht zur Zeit still!"
Das einzige, was in diesem Jahr die Tradition des Deutschen Filmpreises repräsentierte, war wirklich die goldene Lola-Statue. In der Kategorie "Bester Spielfilm" wurde sie auch in Bronze und Silber verliehen. Geschaffen hat sie die New Yorker Designerin Mechtild Schmidt.
Aber die ehrenvolle Auszeichnung mit dem kühnen Schwung wurde den Regisseuren, Schauspielern und anderen Gewinnern diesmal nicht auf der Bühne überreicht, sondern wird in den nächsten Tagen per Post oder Paketbote zugestellt. Die Corona-Krise forderte auch in dieser Kultursparte ihren Tribut.
Preisverleihung per Videoschalte
Insgesamt sind Preisgelder in Höhe von fast drei Millionen Euro vergeben worden – für geplante neue Filmprojekte nach der Corona-Zeit. Das Geld kommt aus dem Haus von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die in den vorigen Jahren die Preisverleihung immer mit einer persönlichen Rede eröffnet hat. Diesmal kam sie erst am Schluss ins Studio, in gebührendem Corona-Abstand zu Ulrich Mattes, Präsident der Deutschen Filmakademie, um die Lolas für die Hauptkategorie Bester Spielfilm zu verleihen.
Die Gewinner wurden jeweils per Videochat live aus ihrem privaten Wohnzimmer in die Sendung zugeschaltet. Moderator Edin Hasanovic hatte in den extrem kargen TV-Show-Kulissen seine Mühe die technischen Probleme humorvoll zu überspielen: Eine Gala im virtuellen Corona-Modus.
Hier die Lola-Gewinner:
+ Bester Spielfilm: Gold für "Systemsprenger", Silber für "Berlin Alexanderplatz".
+ Beste Regie: Nora Fingscheidt für ihren Film "Systemsprenger"
+ Bester Dokumentarfilm: "Born in Evin" von Regisseurin Maryam Zaree
+ Bester Kinderfilm: "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Regisseurin Caroline Link
+ Bestes Drehbuch: Nora Fingscheidt für "Systemsprenger"
+ Beste weibliche Hauptrolle: Helena Zengel (12) für ihre Rolle in "Systemsprenger"
+ Beste männliche Hauptrolle: Albrecht Schuch für seine Rolle in "Systemsprenger"
+ Beste weibliche Nebenrolle: Gabriela Maria Schmiede für ihre Rolle in "Systemsprenger"
+ Beste männliche Nebenrolle: Albrecht Schuch für seine Rolle in "Berlin Alexanderplatz"
+ Bestes Szenenbild: Silke Buhr für "Berlin Alexanderplatz"
+ Bestes Kostümbild: Sabine Böbbels für "Lindenberg! Mach Dein Ding"
+ Beste Musik: Dascha Dauenhauer für "Berlin Alexanderplatz"
Auszeichnung für ein Lebenswerk
Zwei Preisträger standen schon vorher fest: Regisseur Edgar Reitz bekam den Ehrenpreis für sein herausragendes Lebenswerk. Anfang der 1980er Jahre wurde er mit seinen "Heimat"-Filmen international berühmt. Regisseur Bora Dagtekin und Produzentin Lena Schörmann bekamen für ihren Kinofilm "Das perfekte Geheimnis"die Lola für den "besucherstärksten Film des Jahres" - allerdings undotiert.
Gewürdigt wurden mit dem Deutschen Filmpreis wieder die "herausragenden Filmproduktionen des Jahres", so Ulrich Mattes, der Präsident der Deutschen Filmakademie. Er ist auch Vorsitzender der Jury, die die renommierten Filmpreise in insgesamt 19 Kategorien jedes Jahr vergibt. Alle 2000 Mitglieder der Filmakademie sind dabei stimmberechtigt.
Laudatoren ohne Applaus
Schauspieler Edin Hasanovic war zum zweiten Mal Moderator der Preisverleihung. Eine schwierige Aufgabe für ihn in diesem Jahr: kein Publikum, keine Preisträger auf der Bühne, keine Musiker live im Saal. Nur DJ Marco Schröder füllte als musikalische Einlage mit seinem Groove die leere Studiohalle. Ursprünglich war eine Gala auf dem Berliner Messegelände geplant.
Die frühere Akademie-Präsidentin Iris Berben hatte 2018 an der Seite von Hasanovic die Verleihung des Deutschen Filmpreises noch als glamouröse Gala moderiert. In diesem Jahr musste sie als Laudatorin auf Applaus verzichten, kam aber für einen kurzen corona-konformen Auftritt ins Studio. Anke Engelke und Charlie Hübner schickten ihre Laudatio per Videoschalte von zuhause aus.
Die Verleihung wurde in einer 2400 Quadratmeter großen und weitgehend leeren Studiohalle in Berlin aufgezeichnet - als TV-Gala ohne Zuschauer. Gesendet wurde sie im Ersten der ARD, ab 22.15 Uhr. Wer sie verpasst hat, kann sie noch in der ARD-Mediathek anschauen.