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Deutscher Wein im Ausland immer beliebter

Günther Birkenstock29. März 2006

Von A wie Argentinien bis Z wie Zypern reicht das Spektrum der Weinerzeugerländer, die derzeit auf Deutschlands wichtigster Weinmesse in Düsseldorf vertreten sind. Die wichtigsten Trends und Themen der "ProWein".

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Beliebt in den USA:<br>Deutsche WeineBild: DWI

Der deutsche Weinexport boomt. Die seit 2001 kontinuierlich steigenden Ausfuhren legten auch im vergangenen Jahr weiter zu. Sie erreichten 2005 einen Wert von 475 Millionen Euro und somit den höchsten Stand seit 1985, jenem düsteren Jahr, in dem auch Deutschlands Weinexporte unter dem österreichischen Glykolskandal zu leiden begannen. Großbritannien bleibt Deutschlands bedeutendster Auslandsmarkt, gefolgt von den USA und den Niederlanden.

Im Vergleich zu 2004 wurde im vergangenen Jahr das Ausfuhrvolumen um vier, im Wert sogar um zehn Prozent gesteigert. Das zeigt eine grundsätzliche Tendenz: Die Konsumenten werden anspruchsvoller, Deutschlands Spitzenweine international beliebter. Allen voran der Riesling. "In den Vereinigten Staaten ist ein wahrer Riesling-Boom im Gange, eine wirkliche Renaissance", meint Prinz zu Salm-Salm, Präsident des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter. "Und wir können tatsächlich sagen, dass es fast eine Entwicklung ist, die beginnt weltweit auszustrahlen."

Deklaration und Marktmacht

Natürlich liegt der Riesling-Erfolg nicht nur am guten Geschmack, sondern auch daran, dass zunehmend renommierte ausländische Journalisten über deutschen Wein Positives berichten, allen voran der Wein-Guru Robert Parker.

Weinkeller
Finstere Machenschaften in amerikanischen Weinkellern?Bild: DWI

Trotz der Exporterfolge: Schwer im Magen liegt den deutschen Winzern ein Abkommen mit den USA, dem die EU-Agrarminister im vergangenen Dezember zugestimmt hatten und es im März noch einmal ergänzten. Danach dürfen Weine aus den USA nach Europa exportiert werden, die verschiedene chemische und physikalische Verfahren durchlaufen haben. Verfahren, die in Europa zum größten Teil noch verboten sind. Monika Christmann, Professorin für Kellertechnik an der Fachhochschule in Geisenheim, sieht zwei kritische Punkte in diesem Abkommen: Die Amerikaner setzen jetzt quasi weltweit den Standard. Und: Alle diese Verfahren können ohne Deklaration auf dem Etikett durchgeführt werden.

Das heißt, der Verbraucher kann nicht erkennen, wie ein Wein behandelt wurde und ob der Wein "nach Art eines Johannisberg-Rieslings" auch wirklich ein Johannisberg-Riesling ist. Für das Verständnis, wie die EU-Agrarminister dazu kamen, ein solches Abkommen zu unterzeichnen, sind zwei Zahlen wichtig: Der amerikanische Wein-Export in die EU hatte 2005 einen Wert von rund 325 Millionen Dollar. Der Wert der Exporte der EU in die USA, die sich zum größten Verbrauchermarkt der Welt entwickeln, betrug im selben Jahr 2,6 Milliarden Dollar. Das bedeutet Marktmacht.

Jede Menge Hysterie

Inzwischen hat das Abkommen eine Menge Hysterie hervorgerufen. In zahlreichen Artikeln wurde auf den so genannten Kunst- oder Plastikwein aus USA geschimpft, meist in Unkenntnis der Tatsachen. Und auch NPD-Politiker haben die Gunst der Stunde für antiamerikanische Stimmungsmache genutzt. So dass nun deutsche Winzer die USA gleichzeitig verteidigen und kritisieren müssen.

In drei Monaten läuft die Frist zur Nachverhandlung des Weinabkommens aus. Dann wird sich zeigen, ob die deutschen Winzer ihre Herkunftsbezeichnungen retten können und die Deklaration spezieller Kellertechniken zur Pflicht wird. Wahrscheinlich ist das nicht.