Deutschland nur Durchschnitt
8. Oktober 2013Jüngere deutsche Erwachsene können besser lesen als ältere und jeder sechste erwachsene Deutsche liest wie ein Zehnjähriger. Das sind zwei Ergebnisse der Bildungsstudie "Programme for the International Assessment of Adult Competencies" (PIAAC). Die Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) untersucht erstmals die Kompetenzen von 16- bis 65-jährigen Erwachsenen im internationalen Vergleich.
Getestet wurden die Lesekompetenz, die Fähigkeit, im Alltag mathematisches Wissen anzuwenden, und Kenntnisse im Umgang mit Technologien wie Internet und E-Mail. Die Leiterin des OECD-Bildungsdirektorats, Barbara Ischinger, spricht in diesem Zusammenhang von den drei Kern-Kompetenzen des Informationszeitalters.
Nur jeder dritte Deutsche beherrscht den Computer
An der Studie nahmen 166.000 Personen aus 24 Industrienationen teil, davon rund 5.500 in Deutschland. Sie wurden zufällig ausgewählt und bis zu zwei Stunden getestet und befragt. Zu den Aufgaben gehörte unter anderem, kurze Zeitungsartikel und Beipackzettel von Medikamenten zu lesen, Sonderangebote in Supermärkten bewerten, Tabellen interpretieren und Informationen von Webseiten abrufen.
Wie schon in den seit mehr als zehn Jahren vorgenommenen PISA-Tests, bei denen die Leistungen von 15-jährigen Schülern erhoben werden, schaffen es die Deutschen auch in der PIAAC-Studie höchstens bis ins obere Mittelfeld. Das gilt allerdings nur für die Bereiche Mathematik und Computeranwendung. Beim Verstehen, Nutzen und Interpretieren von geschriebenen Texten landen die Deutschen nur auf Platz 15. Zwar kann hierzulande jeder Zehnte besonders gut lesen, es gibt aber einen im OECD-Vergleich hohen Anteil von Menschen, die besonders schlecht lesen können.
Bildung hängt vom sozialen Status ab
Ähnlich wie in der PISA-Studie zeigt sich, dass vor allem die Lesekompetenz in Deutschland stark von der sozialen Herkunft und dem Bildungsniveau der Eltern abhängt. Das ist in keiner anderen Industrienation der Fall. Die Nachteile einer geringen Schulbildung machen sich bei den meisten Menschen ein Leben lang bemerkbar, etwa in geringerem Verdienst und einem höherem Risiko arbeitslos zu werden. So haben 50 Prozent der Arbeitslosen in Deutschland keinen Berufsabschluss.
Die Spitzenplätze im PIAAC-Ranking belegen Japan und Finnland. Gut schneiden auch die übrigen skandinavischen Länder und die Niederlande ab. Am unteren Ende finden sich Spanien und Italien. Die meisten Länder liegen dicht beieinander im durchschnittlichen Leistungsspektrum.