DFB-Elf gewinnt Spitzenspiel
4. September 2015Die Leichtigkeit ist wieder da. Die Spielfreude. Der Spaß. Die deutsche Fußballnationalmannschaft präsentierte sich im EM-Qualifikationsspiel gegen Polen wieder so wie die Fans es lieben. In einer Partie auf hohem Niveau setzte sich der Weltmeister mit 3:1 (2:1) gegen den bisherigen Gruppenersten durch.
Beispielhaft für diese Spielweise war das erste Tor. Über mehrere Stationen bekommt Jonas Hector auf der linken Seite den Ball. Der Kölner und Karim Bellarabi verstehen sich im Doppelpass blind. Hector ist plötzlich frei an der Strafraumgrenze und kann auf Müller querlegen. Der schiebt in der Mitte ganz locker zur Führung ein (12. Minute) - das sechste EM-Qualifikationstor für den Profi vom FC Bayern München. Ein Tor ganz nach dem Geschmack des Bundestrainers.
Unangenehmer Gegner
Joachim Löw hatte diese Partie als die wichtigste seit dem WM-Finale von Rio bezeichnet. Und nicht nur seit der 0:2-Hinspielniederlage in Polen im Oktober vergangenen Jahres war klar, dass der Gegner richtig schwer zu spielen ist. In der Defensive stabil, in der Offensive mit Bayerns Stürmer Robert Lewandowski immer torgefährlich.
Zunächst aber baute die DFB-Elf ihre Führung aus. Erneut Hector, der in der Defensive nicht oft gefordert wurde und diese Freiheit zu Offensivausflügen nutzte, legt für Mario Götze auf, der nimmt Tempo auf, lässt links am Strafraum noch Grzegorz Krychowiak ins Leere laufen. Schuss mit rechts aus 15 Metern, Tor (19.). Für Götze, der im WM-Finale den einzigen Treffer erzielte, bei den Bayern jedoch nur wenige Einsätze bekommt, ein wichtiger Erfolg. "Mario war unglaublich beweglich. Auch wie er die beiden Tore gemacht hat, war klasse", lobte der Bundestrainer ihn.
Mal wieder Lewandowski
Die beiden Gegentore schockten die Gäste jedoch nicht. Polen spielte weiter munter mit. In der 36. Minute zeigte sich das Team von Trainer Adam Nawalka gedankenschneller als die Deutschen. Emre Can vom FC Liverpool, der sein Länderspieldebüt gab, stand zu hoch. So hat Kamil Grosicki auf der linken Seite ganz viel Platz. Die Folge: Eine herrliche Flanke mit dem Außenrist an den Fünfmeterraum, wo Lewandowski per Flugkopfball verwandelt. Keine Chance für den deutschen Torwart Manuel Neuer.
Der konnte sich jedoch kurz vor dem Halbzeitpfiff auszeichnen. Erneut war es Lewandowski, der an der Strafraumgrenze hart abzieht, aber Neuer pariert blitzschnell - und schimpfte danach mit seiner Abwehr, die seinen Vereinskollegen so frei zum Schuss kommen ließen.
Pfosten und Pingpong
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Löw den angeschlagenen Bellarabi für Ilkay Gündogan aus (53.). Der Dortmunder brachte sofort neuen Schwung und legte sogleich den Ball für Götze auf. Aber der schießt den Ball nur an den Pfosten. Auf der anderen Seiten hatten die Deutschen bei einer unübersichtlichen Situation im eigenen Strafraum wiederum Glück: Neuer wehrt einen Schuss von Milik nach vorne ab und faustet den Ball dem direkt vor ihm stehenden Grosicki an den Körper, der Ball kullert jedoch dann am Tor vorbei.
Der offene Schlagabtausch dauerte die restliche Partie an. Dabei spielte Bastian Schweinsteiger, der seit dieser Saison bei Manchester United unter Vertrag steht und damit erstmals als Legionär in der Nationalmannschaft auflief, eine wichtige, wenn auch optisch nicht so auffällige Rolle. Diesen Part übernahm Götze, der seinen zweiten Treffer selbst einleitete. Erst spielt er Müller von links kommend an, sprintet dann in die Mitte, während Müller Fabianski mit einem Schuss aus 18 Metern prüft. Der Torwart lässt den abgefälschten Ball prallen - und Götze schiebt aus wenigen Metern ins leere Tor ein (82.).
Irland hofft noch
Der Applaus bei dessen Auswechslung kurz vor Spielende war zu Recht enorm. Für Götze durfte Lukas Podolski, in Polen geboren, noch mal kurz ran. Es war sein 126. Länderspiel. Durch den Sieg übernimmt die DFB-Elf mit 16 Punkten die Führung in der Gruppe D vor Polen (14 Punkte). Irland (12 Punkte), das mit 4:0 (1:0) in Gibralter gewann, ist Dritter vor Schottland (11 Punkte), das überraschend Georgien mit 0:1 (0:1) unterlag. Georgien hat sechs Zähler, Gibralter null. Am kommenden Montag kann sich der Weltmeister mit einem Sieg in Schottland (20:45 Uhr MESZ im DW-Livestream) vorzeitig für die EM 2016 qualifizieren.
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