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Investoreneinstieg in Bundesliga geplatzt

24. Mai 2023

Der geplante Milliardendeal für den Investoren-Einstieg in die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist gescheitert. Bei der Versammlung der Profivereine fehlt die nötige Mehrheit für Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern.

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Protest von BVB-Fußballfans gegen den Investoren-Plan der DFL. Die Fans halten ein Transparent hoch mit der Aufschrift "Investoren verhindern, Fußball retten!"
Der Einstieg von Investoren in die Bundesliga ist vorerst vom TischBild: Matthias Koch/imago images

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) muss ihren Plan aufgeben, über einen Investor frisches Kapital zu generieren. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung erhielt der entsprechende, bereits überarbeitete Antrag, nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit unter den 36 Erst- und Zweitligisten. 

Das Abstimmungsergebnis von elf Nein-Stimmen und fünf Enthaltungen bedeutet eine deutliche Niederlage für die DFL-Führung - und auch eine Bestätigung des Widerstands aus der Fußball-Fanszene. Für eine Zweidrittelmehrheit wären 24 von 36 Ja-Stimmen nötig gewesen. Bei einer weiteren Versammlung Anfang oder Mitte Juli hätte der ausgewählte Geldgeber den Zuschlag erhalten sollen. Doch der Plan wurde bei dem Treffen in Frankfurt nicht ausreichend unterstützt, was nun das Ende des Vorhabens bedeutet.

"Die Ableitung ist für uns, dass der Prozess mit dem heutigen Tag zu Ende ist. Das ist Demokratie", kommentierte DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke. "Wir hatten die Hürde selbst gesetzt. Es gab eine klare Mehrheit, aber nicht die, wie wir uns die vorgestellt haben. Ab heute ist das Thema beendet."

Deal sollte zwei Milliarden Euro bringen

Der geplante Deal sollte der DFL frisches Kapital in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro bringen. Ein Großteil davon sollte in die Stärkung der Gesamtvermarktung der Bundesliga, insbesondere im Ausland, fließen. Zudem war ein Teil des Geldes für die Finanzierung lokaler Infrastrukturprojekte der Profivereine sowie eine frei verfügbare Summe von rund 300 Millionen Euro vorgesehen.

Der Plan sah vor, dass die Medienrechte, sowohl national als auch international, in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert werden sollten. Ein möglicher Investor sollte dann 12,5 Prozent dieser Gesellschaft für eine Laufzeit von 20 Jahren erwerben.

Axel Hellmann, Hans-Joachim Watzke, und Oliver Leki bei der Pressekonferenz nach der DFL-Mitgliederversammlung
Lange Gesichter bei den DFL-Verantwortlichen: Axel Hellmann, Hans-Joachim Watzke und Oliver Leki (v.l.n.r.)Bild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

Dieses Modell war nicht ohne Risiko. Die Vereine hätten für die Dauer des Vertrags auf 12,5 Prozent ihrer Medienerlöse zugunsten des Kapitalgebers verzichten müssen. Selbst bei einem moderaten Einnahmenwachstum (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison aus In- und Ausland) hätte dies über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahrzehnten zu einem Verlust von deutlich über drei Milliarden Euro geführt.

Widerstand der Fanszene und der Vereine 

Für die DFL-Spitze unter den Interimsbossen Axel Hellmann und Oliver Leki war diese Anschubfinanzierung dennoch "alternativlos", um die Wettbewerbsfähigkeit der Liga zu gewährleisten. Zudem sollte durch die Investitionen der Umsatz im besten Fall so gesteigert werden, dass trotz der Abgaben an den Geldgeber am Ende ein höherer Gewinn als zuvor erzielt worden wäre. Das Ziel war also ein Win-Win-Geschäft. "Ich habe absoluten Konsens festgestellt, dass Investitionsbedarf besteht", sagte Hellmann und zeigte sich überrascht vom Abstimmungsergebnis. "Man kann nicht sagen, dass es Bedarf gibt und dann den Prozess beenden. Mit jedem Jahr, das vergeht, mit jeder Investition, die andere Ligen tätigen, wird es für uns immer schwieriger. Diejenigen, die laut dagegen waren, müssen nun die Frage beantworten, wo in Zukunft Sicherheit und Stabilität für die Bundesliga herkommt."

Die Skeptiker, angeführt von den Klubführungen des Bundesligisten 1. FC Köln und des Zweitligisten FC St. Pauli, wiesen darauf hin, dass die Interessen des Investors in vielen Bereichen im Widerspruch zu denen der Liga stehen könnten. Sie befürworteten andere Möglichkeiten, um an frisches Kapital zu gelangen. Der Vorgriff auf zukünftige Einnahmen wurde von den Kritikern als der falsche Weg angesehen, der dem Profifußball langfristig sogar schaden würde. 

Oke Göttlich, Präsident FC St. Pauli
Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, glaubt, dass die Vereine mehr Zeit benötigenBild: Philipp Szyza/xim.gs/picture alliance

"Das Ergebnis und die kontroversen Debatten zeigen, dass es noch viel Klärungsbedarf und zu viele offene Fragen gab", sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich, der gleichzeitig DFL-Präsidiumsmitglied ist. "Es ist von zentraler Bedeutung, alle Klubs in die Lage zu versetzen, die Tragweite eines solchen Deals nachvollziehen zu können. Dafür fehlte bei dem bisherigen Vorgehen die Zeit und der Raum. Wir müssen erst eine klare Strategie entwickeln, gemeinsam und konstruktiv - und dann können wir diese gezielt finanzieren, um unsere klar definierten Ziele zu erreichen."

Kritik von den Fans

Die Gegner des Investoren-Einstiegs ließen sich auch von der zuletzt aufgebauten Drohkulisse nicht umstimmen. Leki hatte gewarnt, dass im Falle eines gescheiterten Deals die Debatte über eine Abspaltung der Bundesliga vom Rest und dem damit verbundenen Ende der "Subventionen" für die kleineren Vereine beginnen würde.

Auch zahlreiche Fangruppierungen gehörten zu den Kritikern, die die mögliche Einflussnahme eines Geldgebers und die weitere Festigung der sportlichen Hierarchie angeprangert haben. Die Ablehnung des Investor-Plans ist ein Rückschlag für die DFL-Führung, die auf die Zustimmung gehofft hatte, um die finanziellen Perspektiven der Liga zu verbessern. Nun muss die DFL alternative Strategien entwickeln, um ihre Ziele zu erreichen.

og/sn (sid, dpa)