FARC: Altes Kürzel mit neuen Inhalten
1. September 2017Aus "Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia", der revolutionären Streitkräfte Kolumbiens wird die "Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común", die "Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes". Das haben rund 1200 Delegierte der ehemaligen Guerilla-Gruppierung auf einem Kongress in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá am Donnerstag beschlossen. Zwar bleibt die Abkürzung FARC damit erhalten, die Art und Inhalte der Gruppe sollen sich aber ändern: In einer Art Gründungsveranstaltung formierten die Mitglieder sich zu einer Partei.
Nach über einem halben Jahrhundert im Untergrund wollen die ehemaligen Rebellen so weiter am politischen Geschehen Kolumbiens teilhaben. "Nur noch Worte werden unsere Waffen sein", sagte der ehemalige FARC-Kommandeur Rodrigo Londoño alias "Timochenko" der Nachrichtenagentur dpa. Im Dezember vergangenen Jahres hatten die Regierung Kolumbiens und die linken Rebellen der FARC ein umfassendes Friedensabkommen unterzeichnet.
Der FARC-Kongress, bei dem die politischen Leitlinien der zukünftigen Partei und die Kandidaten für die nächsten Kongresswahlen bestimmt werden sollen, endet am heutigen Freitag. Im Friedensvertrag ist vorgesehen, dass der neuen Partei für die beiden kommenden Legislaturperioden jeweils fünf Sitze im Senat und im Parlament reserviert werden, sofern sie nicht die dafür notwendigen Stimmen erhält. Ab 2026 müssen sie ihre Sitze regulär bei den Wahlen erringen.
Hilft oder schadet die Vergangenheit der neuen Farc?
"Wir werden für Frieden und soziale Gerechtigkeit eintreten", sagte Londoño. Fraglich ist, ob die Kolumbianer die Gräueltaten den Guerilla vergessen und sie als politische Kraft akzeptieren werden. Vor allem in den Städten können die FARC bislang kaum mit Unterstützung rechnen. "Wenn sie sich als breite, inklusive Partei aufstellen, die an die Zukunft, die städtische Bevölkerung und politische Bündnisse denkt, könnten sie sich in eine bedeutende Kraft verwandeln", sagt der Ex-Guerillero und politische Analyst León Valencia.
Der Konflikt zwischen der Regierung, mehreren Rebellengruppen und paramilitärischen Todesschwadronen hatte sich in den 1960er Jahren an Territorialstreitigkeiten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Seither wurden etwa 340.000 Menschen getötet, mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben. Mit der kleineren Guerillagruppe ELN hat die Regierung Anfang Februar Friedensverhandlungen aufgenommen.
myk/cr (dpa, epd, afp)