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Die Nachrichten-Maschine

Stefanie Suren1. Oktober 2002

Der neue News-Service der Suchmaschine Google könnte die Nachrichtenwelt revolutionieren. Google liefert seit gut einer Woche einen weltweiten Nachrichtenüberblick - ganz ohne Journalisten. Das wirft Fragen auf.

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Ist das der neue Journalismus?

Das Herz des englischen Dienstes ist ein sogenannter Webcrawler. Diese Software ermittelt für den Google News Service, was weltweit Schlagzeilen macht. Der automatische Suchmechanismus durchblättert in Sekunden über 4000 Online Nachrichtenquellen und bewertet die Beiträge. Mit dabei ist übrigens auch das englische Angebot von DW-WORLD. Je öfter eine Nachricht auftaucht, je mehr Links zu ihr führen, je aktueller sie ist und je seriöser die Quelle – desto höher steht sie auf der Google-Nachrichtenliste.

Die zwei populärsten Ereignisse werden 'Top Story'. Alle 15 Minuten wird die Nachrichtenseite auf den neuesten Stand gebracht. Somit liefert der Google News Service jederzeit einen Querschnitt der News, die die Welt bewegen.

Mann gegen Maschine

Internet im Park Wireless LAN in öffentlichen Anlagen
We've got news for you!Bild: AP

Für jede Nachricht bietet Google News eine Fülle von Quellen. Bei einer Top Story 'Middle East' z.B. führt der Hauptlink etwa zur Website der Zeitung Ha'aretz; gleichzeitig bietet Google 877 weitere Links zu anderen Zeitungen, Magazinen u.s.w., die über dasselbe Ereignis berichteten.

Das ermöglicht es dem User, zu überprüfen, wie verschiedene Nachrichtenquellen weltweit ein Ereignis wiedergeben. Steve Outing, Autor des Online Magazins 'Editor&Publisher', lobt, Google sei viel objektiver, als ein Medium allein es sein könnte. Die Suchmaschine entscheide nach rein mathematischen Kriterien über die Bedeutung einer Nachricht. Persönliche Meinungen von Redakteuren beeinflussten in der Regel die Gewichtung eines Ereignisses. Der weltweite maschinelle Vergleich sorge jedoch dafür, dass diese Ungerechtigkeit ausbalanciert werde, so Outing.

Doch mit der menschlichen Subjektivität fällt auch die menschliche Kontrolle weg: Bei Google News gibt es keine Redakteure, die den Inhalt der Website auf Fehler untersuchen. So sind der automatischen Suchmaschine bereits grobe Schnitzer unterlaufen und veraltete Beiträge gelangten sogar als 'Top Story' auf die erste Seite. "Das Herz von Google News ist ein algorithmisches Programm" erklärt Dr. Michael Klein, Leiter des Instituts für Neue Medien im Gespräch mit DW-WORLD. Und: "Die Maschine kann durch aktives Eingreifen oder durch die Ausnutzung der Suchlogik manipuliert werden.", so Klein. Im Moment erscheinen zum Beispiel Nachrichten der Agentur Associated Press übermäßig häufig bei Google News.

Löcher im Suchnetz

Google liefert nur Links zu Seiten, die mit einem einfachen Klick zu erreichen sind. Wenn der User, wie z.B. bei der New York Times (NYT), zuerst ein Formular zum Registrieren ausfüllen muss, fallen die Seiten weg. Mit einigen Anbieter, z.B. der NYT hat Google deshalb Sonderabkommen geschlossen. Doch noch immer sind viele Websites von der Nachrichtensuche ausgeschlossen.

Ein weiteres Problem: Google ordnet seine Nachrichten nach Aktualität, weshalb die älteren Artikel, die jedoch oft den Ausgangspunkt einer Nachricht darstellen, eher wegfallen.

John Morrish, Autor und Ausbilder für Journalisten, kritisiert im Gespräch mit DW-WORLD, dass Google News sich nur an der breiten Masse orientiert: "Popularität und Masse sind nicht die besten Kriterien. Es ist schockierend, wenn die Nachricht über ein Fährunglück im Senegal mit 1000 Toten unter dem Beitrag zur neuen Entwicklung bei Handys steht", so Morrish. Manchmal sei es außerdem gut, neue Gesichtspunkte gezeigt zu bekommen, die nicht einfach nur populär sind".