Djokovic souverän, Kerber überrascht
28. Januar 2016Wer es bislang noch nicht mitbekommen haben sollte, weiß es spätestens jetzt: Novak Djokovic ist der Tennisspieler seiner Generation. Mit seinem 6:1, 6:2, 3:6, 6:3 gegen Grand-Slam-Rekordsieger Roger Federer im Halbfinale der Australian Open führt der Serbe nun auch im direkten Vergleich der beiden Tennis-Granden.
"Am Ende war es aber ein Fight"
Beeindruckend, wenn nicht sogar furchteinflößend war Djokovics Leistung in den ersten beiden Sätzen. Der von Boris Becker trainierte Star fegte seinen Gegner förmlich vom Platz. Erst im dritten Satz wachte Federer auf und gewann diesen überraschend klar mit 6:3. Doch es blieb nur ein vorübergehendes Aufbäumen des Schweizers, das im vierten Satz nach 2:19 Stunden ein plötzliches Ende fand: Djokovic verwandelte seinen ersten Matchball zum Sieg.
"Ich habe die beiden ersten Sätze unfassbar gespielt. Aber das war auch wichtig gegen Roger. Am Ende war es aber ein Fight", sagte Djokovic nach der Partie. Der 28-Jährige trifft im Finale am Sonntag auf den Briten Andy Murray (Nr. 2) oder den Kanadier Milos Raonic (Nr. 13). Für Djokovic, der im vergangenen Jahr das Endspiel von Melbourne gegen Olympiasieger Murray gewonnen hatte, war es der 23. Sieg im 45. Duell mit Federer, der damit weiter auf seinen 18. Major-Titel warten muss.
Kerbers fabelhafte 82 Minuten
Eine Sensation ist der Einzug von Angelique Kerber ins Finale der Damen. Die Tennisspielerin aus Kiel setzte sich in Melbourne im Halbfinale gegen die Engländerin Johanna Konta mit 7:5, 6:2 durch. Damit steht die deutsche Nummer eins erstmals in ihrer Karriere bei einem der vier Grand-Slam-Turniere im Finale. Als bislang letzter deutscher Spielerin war das Sabine Lisicki 2013 in Wimbledon gelungen.
Gegen Konta verwandelte die 28-jährige Kerber nach 82 Minuten ihren ersten Matchball. Am Samstag (9.30 Uhr MEZ) trifft sie nun auf die Weltranglisten-Erste Serena Williams. "Der halbe Traum ist mit dem Erreichen eines Grand-Slam-Finals in Erfüllung gegangen. Aber die Reise ist noch nicht zu Ende", sagte Kerber nach der Partie. Eine Kampfansage der Außenseinterin an ihrer Finalgegnerin.
Serena Williams bislang nicht zu schlagen
Denn in ihrer aktuellen Form kann sich Serena Williams eigentlich nur selbst schlagen. Die Amerikanerin hatte im ersten Halbfinale klar mit 6:0, 6:4 gegen Agnieszka Radwanska aus Polen gewonnen. Man konnte fast ein wenig Mitleid mit ihrer polnischen Gegnerin haben: So sehr sich Agnieszka Radwanska auch mühte - gegen die Wucht und das Tempo der Frau in Gelb hatte Radwanska kaum ein Mittel. Radwanska fand zunächst überhaupt nicht ins Spiel, was aber auch daran lag, dass Serena Wiliams nahezu fehlerfrei im Eiltempo 3:0 in Führung ging. Nach nur 20 Minuten hierß es 6:0. Höchststrafe auf einem Tennis-Court.
Als Radwanska im zweiten Satz überhaupt erst den ersten Punkt machte und zumindest gelegentlich Serena Williams zu Fehlern animierte, wurde sie von den Zuschauern in der Rod-Laver-Arena immer wieder unterstützt. Dann der 3:3-Ausgleich, und bei den Fans keimte zwischenzeitlich die Hoffnung auf, dass es doch noch ein offeneres Match werden könnte. Doch Williams zog das Tempo an und erreichte schließlich zum 26. Mal in ihrer Karriere ins Endspiel eines Grand-Slam-Turniers.