Dortmund zuversichtlich, Bayer Außenseiter
10. März 2016Selbstbewusst und in Bestbesetzung tritt Borussia Dortmund vor eigenem Publikum gegen den englischen Tabellenzweiten Tottenham Hotspur an (Anstoß 19.00 Uhr MEZ, im DW-Liveticker). Eine hohe Hürde, aber eine Aufgabe, der sich der deutsche Tabellenzweite durchaus gewachsen sieht. "Wir sind sehr glücklich über diesen Kracher. Ich sehe gute Chancen, aber wir müssen liefern", sagte BVB-Innenverteidiger Mats Hummels. "Ich bin keiner, der hofft, den leichtesten Gegner zu kriegen und sich irgendwie durchzuwurschteln. Sollten wir Tottenham aus dem Weg räumen, fühlt sich das ganz anders an, als wenn du eine Mannschaft besiegst, gegen die jeder zwei einfache Siege erwartet."
Sein Trainer Thomas Tuchel vermutet, es werde ein "super schweres, aber auch super attraktives Spiel" und versprach: "Es werden tolle, spannende Abende." Darauf, dass es kurz vor dem wichtigen Hinspiel gegen die Spurs Transfergerüchte um zwei seiner wichtigsten Spieler gab, reagierte Tuchel gelassen. Angeblich soll Real Madrid bereit sein, für Pierre-Emerick Aubameyang 100 Millionen Euro zu zahlen, Manchester City 30 Millionen Euro für Ilkay Gündogan. "Ich bin mir sicher, dass er sehr genau spürt, welche Wertschätzung er in diesem Klub hat", sagte Tuchel mit Bezug auf Gündogan.
Heiße Spurs
Zunächst gilt es ohnehin, sich auf Tottenham zu konzentrieren. Die Londoner sind in dieser Saison so stark wie lange nicht. Mit aktuell 55 Punkten liegen sie zwar fünf Punkte hinter Tabellenführer Leicester City, sind aber auf dem besten Weg, sich für die Champions League zu qualifizieren. Trainer Mauricio Pochettino hat ein Team geformt, das sich auch von Rückschlägen nicht beeindrucken lässt und dass mit Harry Kane einen zuverlässigen Torjäger in seinen Reihen hat. 17 Mal hat der 22-Jährige bislang in dieser Premier-League-Saison eingenetzt, dabei aber kurioserweise keine einzige Vorlage für einen seiner Mitspieler gegeben.
Neben Kane sind die Mittelfeldspieler Christian Eriksen aus Dänemark und Erik Lamela aus Argentinien wichtige Stützen. Hinzu kommt der französische National-Torhüter Hugo Lloris als sicherer Rückhalt. Außerdem stehen mit dem Südkoreaner Heung-Min Son (Leverkusen) und Kevin Wimmer (Köln) zwei ehemalige Bundesliga-Spieler in Tottenham unter Vertrag. Die Spurs haben im Übrigen gute Erinnerungen an deutsche Mannschaften: Bei vier von bislang sechs K.o.-Duellen konnten sie sich durchsetzen.
Leverkusen nur Außenseiter
Während sich der BVB gegen Tottenham dennoch gute Chancen ausrechnet, wäre für Bayer 04 Leverkusen bereits ein Unentschieden beim spanischen Tabellenvierten FC Villarreal ein Erfolg (Anstoß 21:05 Uhr MEZ im DW-Liveticker). Die Werkself muss immer noch auf zahlreiche verletzte Stammspieler verzichten, außerdem halten die Diskussionen um Trainer Roger Schmidt an. Nachdem er zuletzt in der Bundesliga drei Spiele pausieren musste, weil er sich im Spiel gegen Dortmund (0:1) geweigert hatte, auf Anordnung von Schiedsrichter Felix Zwayer auf die Tribüne zu gehen, sitzt Schmidt gegen Villarreal wieder auf der Bank.
Vor dem Abflug nach Spanien erhielt der 48-Jährige noch einmal volle Rückendeckung von Leverkusens Sportchef Rudi Völler. "Wir wissen, dass wir einen erstklassigen Trainer haben, der alles dafür tut, dass wir erfolgreich sind", sagte Völler. Damit machte er deutlich, dass der zuletzt verstärkt in die Kritik geratene Coach selbst bei einem Scheitern in der Europa League bei Bayer fest im Sattel sitzt. Fraglich ist allerdings, wie lange noch. In der Bundesliga ist der Verein in den vergangenen Wochen von Platz drei auf Rang acht abgestürzt und hat nun fünf Punkte Rückstand auf Platz vier - das erklärte Minimalziel der Leverkusener.
Als Schmidt mit seinem Team am Mittwochvormittag zum Jubiläums-Europacup-Spiel der Werkself Richtung Valencia aufbrach, war ihm aber nicht nur wegen der Rückendeckung von Völler die Erleichterung anzumerken. Denn im 200. Europacupspiel von Bayer kann der Coach vermutlich wieder auf einen Teil der zuletzt angeschlagenen Akteure zurückgreifen. So stehen Abwehrchef Ömer Toprak, die beiden Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos und Jonathan Tah sowie Routinier Stefan Kießling möglicherweise wieder in der Startelf. Definitiv von Anfang stürmen wird der am Wochenende gesperrte Torjäger Javier "Chicharito" Hernandez, der zuletzt wegen einer Oberschenkelprellung gehandicapt war. "Villarreal ist aufgrund der Tabellensituation der Favorit", sagte aber Klub-Boss Michael Schade angesichts der jüngsten Ergebnisse des Werksklubs.
Gegen Villarreal muss das Bayer-Team etwas schaffen, was in der Bundesliga zuletzt nicht immer gelang: eine kompakt stehende Defensive knacken. Die Abwehr ist das Prunkstück von Villarreal. Bislang gab es in der Primera Division nur 19 Gegentreffer - weniger als bei der namhaften Konkurrenz von Real Madrid und aus Barcelona. Dafür stottert es im Angriff beim "gelben U-Boot", wie das Team wegen seiner knalligen Spielkleidung genannt wird. Nur 33 Treffer stehen in 29 Ligaspielen zu Buche. In der Europa League sind die Spanier etwas treffsicherer - mit 14 Toren in acht Partien. Und immerhin schalteten sie in der Zwischenrunde mit dem SSC Neapel einen der Favoriten auf den Europa-League-Titel aus. Bayer ist gewarnt: 2011 war im Achtelfinale der Europa League nach zwei Niederlagen gegen Villarreal Endstation für die Werkself.