Drahtzieher der Pariser Anschläge ist tot
19. November 2015Ein in der gestürmten Wohnung gefundener Leichnam sei als der des belgischen Islamisten Abdelhamid Abaaoud identifiziert worden, so die Pariser Staatsanwaltschaft. "Es war die Leiche, die wir in dem Gebäude gefunden haben", hieß es in der Erklärung. Sie sei von Kugeln durchsiebt gewesen. Der 28-jährige Belgier aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek wird verdächtigt, die Anschläge von Paris organisiert zu haben, bei denen am vergangenen Freitag 129 Menschen getötet wurden.
Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, die weiteren Ermittlungen würden "die genaue Beteiligung" Abaaouds klären. Zudem sei Abaaoud möglicherweise in vier weitere teils vereitelte Anschläge seit dem Frühjahr verwickelt gewesen. Dazu gehöre der verhinderte Anschlag im Thalys-Schnellzug zwischen Brüssel und Paris im August.
Weitere Obduktionen
Sondereinheiten hatten am Mittwoch eine verdächtige Wohnung in der Pariser Vorstadt Saint-Denis gestürmt, in der Abaaoud vermutet wurde. Bei dem Einsatz gab es zwei Tote: Vermutlich sprengte sich eine Frau mit einer Sprengstoffweste selbst in die Luft. Die Obduktion wird darüber noch Klarheit schaffen müssen. Außerdem wurde ein von Kugeln durchsiebter Leichnam gefunden.
Dieser sei nun anhand von Spuren dem Islamisten Abaaoud zugeordnet worden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Bei der Polizeiaktion waren acht Personen festgenommen worden, die verdächtigt werden, in die blutigen Terroranschläge von Paris verwickelt zu sein. Eigentlich war vermutet worden, dass Abdelaaoud sich in Syrien aufhält. Der meistgesuchte Islamist Belgiens, der für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien gekämpft haben soll, hat marokkanische Wurzeln. Er lebte früher in der Brüsseler Islamistenhochburg Molenbeek.
Abaaoud hielt sich auch in Deutschland auf
Im vergangenen Jahr hielt er sich auch in Deutschland auf. Die Bundespolizei habe ihn am 20. Januar 2014 am Flughafen Köln/Bonn kontrolliert, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Potsdam. Belgien habe Abaaoud damals zur Kontrolle im Schengener Informationssystem (SIS) ausgeschrieben. Das bedeutet, es war nicht vorgesehen, den Mann aufzuhalten oder festzunehmen. Die Beamten hatten demnach also keinen Grund, dem Islamisten die Weiterreise zu untersagen, so der Bundespolizei-Sprecher.
Wie "Spiegel Online" berichtet, wollte der Mann von Köln/Bonn aus nach Istanbul fliegen. Er habe den Beamten bei der Kontrolle erzählt, er wolle dort Freunde und Verwandte besuchen. Unter Berufung auf Sicherheitskreise heißt es in dem Medienbericht weiter, Abaaoud sei 2007 einmal in Köln gewesen. Er soll damals bei der Stadtverwaltung ein Ausfuhrkennzeichen für ein großes Fahrzeug beantragt haben. Die Hintergründe seines damaligen Besuchs seien aber vollkommen unklar. "Wir können uns darauf derzeit keinen Reim machen", zitierte "Spiegel Online" einen Ermittler.
uh/kle (rtr, afp, dpa, ape)