Drogenbeauftragte kritisiert Kanada
18. Oktober 2018Marlene Mortler (Artikelbild) warnte bei der Vorstellungdes Drogen- und Suchtberichts 2018 vor einer Verharmlosung von Cannabis. Der Stoff sei heute viel stärker als noch vor 20 Jahren. Statt über "freies Kiffen für alle" zu diskutieren, müsse man sich vielmehr mit den gesundheitlichen Folgen des Drogenkonsums auseinandersetzen, sagte die CSU-Politikerin. Folgen drohten vor allem dann, wenn Menschen früh und regelmäßig zu dieser Droge griffen. Unter den illegalen Substanzen sei Cannabis der häufigste Grund für eine Suchttherapie - noch vor Heroin, Kokain und Crystal Meth, betonte Mortler.
Deshalb kritisierte sie die landesweite Legalisierung von Cannabis in Kanada. Dies sei "eine Kapitulation". Mortler sprach sich stattdessen dafür aus, früher mit Beratung anzusetzen. Kanada hatte als zweites Land der Welt nach Uruguay den Anbau und Verkauf von Marihuana landesweit für legal erklärt. Die Neuregelung trat in der Nacht zu Mittwoch in Kraft. Die Regierung verspricht sich davon, das organisierte Verbrechen zu schwächen und auch besser kontrollieren zu können, wer Cannabis konsumiert. Kritiker warnen unter anderem vor einer Zunahme von Verkehrsunfällen, vor Psychosen bei Jugendlichen und einer generellen Verharmlosung.
In Deutschland gelten Cannabis-Produkte als illegale Suchtmittel. Besitz, Anbau und Handel sind verboten. Trotz des Verbots steigt der Konsum in Deutschland seit 2011 leicht an. Laut dem Drogenbericht haben zuletzt fast sieben Prozent der Jugendlichen und knapp 19 Prozent der jungen Erwachsenen bis 25 Jahren in Umfragen angegeben, in den vergangenen zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben.
Alkohol hat die schlimmsten Folgen
Der Bericht beschäftigt sich auch mit den legalen Drogen. Demnach hat der Alkoholkonsum weiterhin die mit Abstand größten gesellschaftlichen Folgen. Jeder sechste in Deutschland trinke Alkohol in einem gesundheitlich schädlichen Ausmaß, sagte Mortler. In 80 bis 90 Prozent aller Fälle, in denen Kinder von der Suchterkrankung eines Elternteils betroffen seien, gehe es um Alkohol.
Ebenfalls besorgt ist die Drogenbeauftragte wegen des Tabakkonsums. Zwar gebe es positive Entwicklungen, die Raucherquote bei Erwachsenen sei seit 2003 um etwa 30 Prozent gesunken. Wegen neuer Produkte wie E-Zigaretten und Wasserpfeifen brauche es aber mehr Vorsorge. Noch immer gebe es jährlich 120.000 Tote, die an den Folgen des Tabakkonsums sterben.
Die Zahl der Toten aufgrund illegaler Drogen nahm laut Bericht indes leicht ab: 2017 starben 1.272 Menschen, ein Jahr zuvor waren es 1.333. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen lag bei 39 Jahren. Die meisten kamen wegen einer Überdosis opioidhaltiger Drogen wie Heroin ums Leben.
Ba/sti (dpa, kna, epd)