Duell der starken Aufsteiger
11. September 2014Selten zuvor war ein Aufsteiger als so krasser Außenseiter in eine Bundesliga-Saison gegangen wie der SC Paderborn. Aber trotz des kleinsten Etats und eines Kaders ohne echte Stars machen sich die Ostwestfalen bisher unerwartet gut im Oberhaus: Einem 2:2 gegen den FSV Mainz 05 folgte ein 3:0 gegen den Hamburger SV. Die ersten vier Punkte im Abstiegskampf stehen also auf der Habenseite. Ganz ähnlich der 1. FC Köln, der als Zweitligameister in die Bundesliga zurückgekehrt war. Auch die Kölner liegen mit ihren vier Punkten nach dem 0:0-Unentschieden zum Auftakt gegen den HSV und dem 2:0 in Stuttgart in der freilich noch wenig aussagekräftigen Tabelle auf einem Spitzenplatz. Und so ergibt es sich, dass an diesem 3. Bundesliga-Spieltag der Tabellenzweite den Vierten trifft. "Wir haben beide bewiesen, dass wir konkurrenzfähig sind", sagt FC-Trainer Peter Stöger nicht ohne Stolz. Auf die Partie in Paderborn angesprochen, will er sich nicht zu einem Tipp hinreißen lassen. Ein ganz offenes Spiel sei das, "und auch wenn 95 Prozent der Leute uns aufgrund der Tradition in der Favoritenrolle sehen - das ist nicht so."
Klopp muss improvisieren
Gegen seine Favoritenrolle kämpft auch Borussia Dortmund. Denn vor der Begegnung gegen den SC Freiburg muss Trainer Jürgen Klopp auf seine Stars Marco Reus, Mats Hummels, Ilkay Gündogan, Nuri Sahin, Oliver Kirch und Jakub Blaszczykowski verletzungsbedingt verzichten. Nur gut, dass Rückkehrer Shinji Kagawa wieder im Kader steht. "Er wird Spielminuten bekommen", verspricht Klopp dem Publikumsliebling. Der Japaner könnte nach seiner Rückkehr aus Manchester den bei der Nationalmannschaft verletzten Reus im offensiven Mittelfeld ersetzen.
Der FC Bayern ist immer Favorit. Da kann passieren, was will. Verletzte, erschöpfte, gesperrte Stars, kein Trainingsrhythmus - egal. Vom Klassenprimus werden Siege erwartet. Dabei: War da nicht was am letzten Spieltag? Das 1:1 bei den Schalkern? Vielleicht sind sie also doch schlagbar, die Münchener. Ist ja auch noch keine Oktoberfest-Zeit. Und der VfB Stuttgart, in den letzten Jahren einer der Lieblingsgegner der Bayern, hofft auf die große Überraschung. "Wir fahren dahin und sind gewillt zu gewinnen, weil die Bayern noch nicht ganz top-fit sind", sagt VfB-Coach Armin Veh kühn. Ob er mitbekommen hat, dass seine Stuttgarter mit einem Pünktchen bislang alles andere als überzeugt haben? Und Veh selbst ist als Trainer bei seinen Gastspielen in München bisher gänzlich leer ausgegangen. Bei den Bayern dürfte 26-Millionen-Neuzugang Mehdi Benatia erstmals in der Abwehr auflaufen.
Wolfsburg: Spitzenklub mit nur einem Punkt
Eindeutig positiv ist die Bilanz von Borussia Mönchengladbach gegen Schalke 04. Fünf der letzten sechs Heimspiele gegen Schalke gewannen die Borussen, die bislang noch nicht richtig Fahrt aufgenommen haben. Nur zwei Unentschieden lassen noch keine genaue Standortbestimmung zu. Ebenso wenig wie der eine Punkt der Schalker, herausgespielt ja immerhin gegen die vermeintlichen Über-Bayern.
"Wolfsburg zählt ja jetzt schon zu den Big Five", lobt Hoffenheims Trainer Markus Gisdol die Gäste aus Niedersachsen und führt aus: "Wenn du gegen so einen Gegner spielen musst, musst du natürlich unglaublich gut spielen, um etwas holen zu können". Bislang ist Wolfsburg in dieser Saison den Nachweis, ein echter Spitzenklub zu sein, noch schuldig geblieben. Hoffenheim dagegen kickt munter und erfrischend oben mit. Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking bleibt aber ganz ruhig: "Da wird Druck aufgebaut, wo kein Druck ist. Ich kann dem Ganzen nichts abgewinnen".
In der Partie zwischen Hertha BSC und dem FSV Mainz 05 wird Sami Allagui genau hinsehen müssen, wem er den Ball zupasst. Vor zwei Wochen hatte er noch für die Berliner gespielt, jetzt steht er vor seinem ersten Einsatz für den FSV. "Es ist schon kurios, aber ich freue mich darauf", sagt Allagui.
Am Sonntag beschließen Eintracht Frankfurt und der FC Augsburg sowie Hannover 96 und der desolat gestartete Hamburger SV den 3. Bundesliga-Spieltag. Die erste Partie der dritten Runde absolvierten Bayer Leverkusen und Werder Bremen. In einer spektakulären Partie trennten sich beide Klubs 3:3 (1:1)-Unentschieden.