Ein Sieg für den Taktikfuchs
4. April 2015Der FC Bayern München gewinnt beim Dauer-Rivalen Borussia Dortmund mit 1:0 (1:0) und baut damit seine Tabellenführung aus. Der Treffer von Robert Lewandowski in der 36. Minute entscheidet das Spiel.
Robben verletzt, Ribery verletzt, dazu jetzt auch noch Alaba. Die Kreativen, die Edeltechniker, die besten der letzten Monate. Keine gute Ausgangssituation für Bayern-Trainer Pep Guardiola vor dem immer jungen Bundesliga-Klassiker bei Borussia Dortmund. Auch wenn die Schwarz-Gelben erst in der Rückrunde langsam Fahrt aufgenommen haben. Aber Pep wäre nicht Pep, hätte er sich nicht auch für solche personellen Engpässe eine Lösung ausgedacht. "Die Leute wissen oft gar nicht, wie schwer es ist, gegen Teams wie Dortmund, Leverkusen oder Wolfsburg zu spielen", gab Guardiola nach der Partie zu bedenken.
Den Erzrivalen überraschten die Bayern mit einer ausgeklügelten Defensiv-Taktik. Wo sonst 70, 80 Prozent zu Buche stehen, Ballgeschiebe bis der Gegner müde wird, machten sie diesmal erst mal nichts. Ließen die Dortmunder kommen. Eine Dreier-Abwehrkette, ausschließlich mit gelernten Innenverteidigern besetzt, davor in Alonso ein Abfangjäger und mit Rafinha und Bernat zwei Außenverteidiger. Ein Philipp Lahm im Mittelfeld zählte da schon zu den Angriffskräften. "Ich hätte gern mehr physische Kraft im Mittelfeld gehabt, aber ich kann nur die Leute aufstellen, die ich habe", beklagte Guardiola die aktuelle Situation.
So entstanden Räume zum Kontern, und aus einem solchen resultierte auch das Tor der Münchener: Thomas Müller scheiterte aus halblinker Position noch an Torwart Roman Weidenfeller, aber den abprallenden Ball köpfte Lewandowski in der 36. Minute ins leere Tor. Ausgerechnet Lewandowski, der erst im vergangenen Sommer aus Dortmund an die Isar gewechselt war. Der Pole jubelte eher still.
Auch in der zweiten Halbzeit erspielten sich beide Teams nur wenige Torchancen. Die beste hatte Marco Reus, der den Ball aber aus zehn Metern ans Außennetz zimmerte. "Man kriegt nicht viele Torchancen gegen die Bayern", resümierte Mats Hummels, "aber die Bayern hatten auch nur zwei davon."
Als der am Knöchel verletzte Bastian Schweinsteiger ausgewechselt werden musste und ihm Lahm wenig später folgte, stellten die Bayern ihre letzten Offensivbemühungen ein. Ergebnisverwaltung war angesagt. Manuel Neuer musste drei Minuten vor Schluss dazu allerdings sein ganzes Können zeigen, als Reus einen Freistoß geschickt neben den Pfosten platzierte, der Nationaltorhüter aber auf der Linie klären konnte. Am Ende stand ein verdientes, weil taktisch brillant geplantes 1:0 (1:0) für den Tabellenführer. "In Dortmund zu gewinnen, ist etwas besonderes", sagte Kapitän Lahm nach der Partie. "Das ist noch immer eine überragende Mannschaft."
Bitterer Einstand für Knäbel
Was sie beim Hamburger SV derzeit auch anstellen - man kann sicher sein: Es geht schief! Auch die Umbesetzung von Ex-Sportdirektor Peter Knäbel auf den Cheftrainer-Posten hat keinen Erfolg gebracht. Bei Bayer Leverkusen unterlag der Bundesliga-Dauergast mit 0:4 (0:2) und offenbarte dabei wieder Schwächen in allen Belangen. Ein katastrophaler Abwehrfehler von Routinier Heiko Westermann hatte den frühen Rückstand eingeleitet, Gonzalo Castro durfte schon in der 7. Minute erstmals jubeln. Beim 2:0 durch Stefan Kießling (44. Minute) stand der Leverkusener Stürmer bei seinem Flugkopfball mutterseelenallein im Strafraum, in der 56. Minute musste Kießling dann bei seinem Abstauber nur den Fuß hinhalten. Beim Leverkusener 4:0 schloss wiederum Castro einen Konter souverän ab. "Insgesamt gibt es an der Niederlage nichts zu deuteln. Das war enttäuschend", lautete Knäbels Kommentar.
Zwei Wochen nach der Trennung von Joe Zinnbauer hatte Knäbel kaum Änderungen in der Startformation der Hamburger vorgenommen. Lediglich seine Entscheidung, auf Ex-Nationaltorwart Rene Adler und nicht auf den nach seiner Sperre wieder spielberechtigten Jaroslaw Drobny zu setzen, sorgte für Aufsehen. Doch am Schlussmann lag es nicht, dass die Hamburger chancenlos waren und nun dem Abstieg immer tiefer ins Auge blicken müssen.
Stuttgart weiter mit der Roten Laterne
Mit dem VfB Stuttgart wäre der HSV in der zweiten Bundesliga in bester Gesellschaft. Denn der Traditionsclub verlor beim Tabellenzweiten VfL Wolfsburg erwartungsgemäß mit 1:3 (1:1). Dabei hatten die Schwaben zwischenzeitlich sogar die Wolfsburger Führung von Ricardo Rodriguez (41./Foulelfmeter) durch Martin Harnik (44.) ausgleichen können, aber nach der Pause drehten die Norddeutschen auf und erzielten wieder durch Rodriguez (65.) und den eingewechselten Andre Schürrle (73.) die Tore zum Sieg. Stuttgart bleibt damit das Schlusslicht, Leverkusen hat weiter gute Karten im Kampf um die Champions-League-Plätze.
Gladbach bleibt Dritter
Die hat sich auch Borussia Mönchengladbach nach einem verdienten 4:1 (3:1)-Sieg bei 1899 Hoffenheim erhalten. Max Kruse (26./FE), zweimal Patrick Herrmann (31./51.) und Raffael (36.) erzielten die Treffer für die Gladbacher, Sven Schipplock hatte die Gastgeber mit 1:0 in Führung gebracht (17.).
Der SC Freiburg feierte mit dem 1:0 gegen den 1. FC Köln den zweiten Heimsieg in Folge. Dank des Tores von Maik Frantz (37.) haben die Freiburger die akute Abstiegsgefahr vorerst gebannt.
Marcelos Gesäß sichert Korkuts Sitzplatz
Bei Hannover 96 scheint die Moral noch zu stimmen. Trotz eines 0:2-Rückstandes schafften die Niedersachsen ein 2:2 (0:1) bei Eintracht Frankfurt. Alexander Madlung (27.) und Stefan Aigner hatten die Frankfurter wie sichere Sieger aussehen lassen, Marcelo und Didier Ya Konan (82.) machten aber noch den Ausgleich und dürften damit ihrem umstrittenen Trainer Tayfun Korkut vorläufig den Arbeitsplatz gerettet haben. Marcelo hatte den Ball nach einer Flanke mit dem Hinterteil über die Linie gedrückt. Nach zuvor drei Niederlagen nacheinander ist Hannover jetzt 15., Frankfurt bleibt im gesicherten Mittelfeld.
Werder Bremen kam gegen den FSV Mainz 05 nur zu einem 0:0. Die Bremer dürften damit mit dem Abstieg endgültig nichts mehr zu tun haben.
Am Sonntag beschließen der FC Augsburg und Schalke 04 sowie Hertha BSC und der SC Paderborn den 27. Spieltag.
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