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HSV lockt Tuchel mit Millionen-Offerte

Calle Kops31. März 2015

Fußball-Bundesligist HSV will seinen Wunschtrainer Thomas Tuchel offenbar mit einer Millionen-Offerte nach Hamburg locken. Ob Gerücht oder nicht, dem Ex-Mainzer stehen nach seiner Auszeit alle Türen offen.

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Thomas Tuchel geht im Hamburger Stadion an der HSV-Bank vorbei (Foto: Axel Heimken/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Axel Heimken

Ob Hamburg, Stuttgart, Leipzig, egal wo auch immer ein Coach gesucht wird, der Name "Thomas Tuchel" wird gehandelt. Dem ehemaligen Coach des FSV Mainz 05 stehen alle Türen offen. Die freiwillig gewählte Auszeit des begehrtesten Trainers des Landes und damit die vertragliche Bindung an die Mainzer enden am 30. Juni. "Unbelastet" könne er "neu anfangen", sagte der 41-Jährige in einem "Zeit"-Interview. Zuletzt habe er den Trainerjob immer mehr vermisst. Entschieden hat er sich noch nicht, zumindest öffentlich.

In Hamburg sei die Option Tuchel "sehr, sehr intensiv und detailliert durchdekliniert", versicherte Aufsichtsratschef Karl Gernandt im "NDR Sportclub". Der vom Abstieg bedrohte HSV soll dem Ex-Mainzer nach Angaben der "Bild"-Zeitung vom Sommer an einen Vierjahresvertrag über 12,8 Millionen Euro bieten. Dies entspricht einem Jahressalär von 3,2 Millionen Euro. Damit wäre Tuchel der teuerste HSV-Trainer der Geschichte. Der 41-Jährige, der nur im Falle des Klassenerhalts der abstiegsbedrohten Hamburger als neuer Coach an der Elbe infrage kommt, solle zudem dank Investoren für 25 Millionen Euro Spieler holen dürfen, hieß es weiter. Doch der hohe Verschleiß an Trainern und Managern in den letzten Jahren dürfte dem harmoniebedürftigen Coach eine Entscheidung pro HSV nicht leicht machen.

Tuchel - ein Trainer-Juwel?

Während der Mainzer Präsident Harald Strutz (l.) den Mainzer Zdenek Pospech (r.) auf dem Platz interviewt, bekommt Pospech von hinten eine Bierdusche (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa - Bildfunk)
05-Präsident Strutz (l.) schätzt Tuchels FähigkeitenBild: picture-alliance/dpa/Fredrik von Erichsen

Warum ist Tuchel, der nur Erfahrung bei einem Bundesliga-Club besitzt, so begehrt? Bei Mainz 05 setzte er das fort, was einst Vorgänger Jürgen Klopp begann. Der FSV wurde zu einem schillernden, leistungsstarken Verein. Tuchel prägte den "Matchplan" oder das "Gegenpressing". Er ist ein blendender Motivator und versteht es, die Spieler auf seinem Weg mitzunehmen. Seine fachliche Kompetenz ist herausragend. In seinen fünf Mainzer Jahren führte er den Club zweimal in die Europa League. "Er hat das, was andere nicht haben", erklärte 05-Präsident Harald Strutz.

Taktisch waren die 05er in der Tuchel-Ära vielen Gegnern voraus. Innerhalb eines Spiels drei verschiedene Systeme zu spielen war für den FSV kein Problem. Dahinter steckte akribische Arbeit, die die Fußballer auch geistig forderte. Tuchel ist ein "Bessermacher" mit System, der Theorie und Praxis zusammenbringt. Auch der kleine FSV müsse sich erlauben dürfen, groß zu denken, so seine Devise. Bequem im Umgang ist der gebürtige Krumbacher nicht.

In Mainz hatte er das passende Umfeld. Ruhe im Verein, eine gelebte und tief verwurzelte Spielphilosophie, Vertrauen von der Führung und keine überzogenen Ansprüche. Tuchel war unumstritten und nutzte seine Stellung Jahr für Jahr, um junge Spieler unter der Maxime "Fördern und Fordern" besser zu machen. Sein Selbstbewusstsein ist groß. Das Thema Entlassung berühre ihn nicht, "weil ich überzeugt bin, meine Ziele zu erreichen, ohne entlassen zu werden", sagte er.

Auszeit - ein Vertragsbruch?

Trainer Thomas Tuchel gestikuliert wild an der Seitenlinie herum (Foto: Bernd Thissen/dpa)
Tuchel ist als Trainer bei weitem nicht unumstrittenBild: picture-alliance/dpa

Sein Rückzug in Mainz trotz Vertrages bis Juni 2015 hat Tuchel Sympathien gekostet. Strutz nennt das immer noch "Vertragsbruch". Der Coach selbst ist mit sich im Reinen. "Gegenüber der Vereinsführung habe ich in jeder Phase mit viel, viel Vorlauf mit offenen Karten gespielt", erklärte Tuchel. Aus sportlicher Sicht sei der Zeitpunkt des Rückzugs richtig gewählt. Ein "außergewöhnliches Vertrauensverhältnis" habe er zu seinen Spielern gehabt, betonte Tuchel immer wieder gern.

Alle werden den Umgang mit dem durchaus schwierigen Menschen nicht so harmonisch sehen. Ganz besonders Torhüter Heinz Müller nicht. Die Verbannung aus dem Profikader Anfang 2014 brachte den 36-Jährigen um Prämien und eine mögliche Vertragsverlängerung. "Mobbing hoch zehn" sei das gewesen und Tuchel ein "Diktator", erklärte Müller im Fußball-Fachmagazin "Kicker". Emotionale Ausraster waren auch Tuchel nicht fremd. Schiedsrichter, Fans, Medien und Kollegen mussten als Blitzableiter herhalten. Das dürfte wohl auch allen an Tuchels Diensten interessierten Clubs bekannt sein - sie werden es in Kauf nehmen müssen.

ck/sn (dpa, sid)