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Ein Upgrade für Kibera?

Alfred Kiti / Julia Hahn16. Juli 2015

Wie wird in Zukunft Entwicklung finanziert? Darüber haben Delegierte aus der ganzen Welt in Äthiopien beraten. Gerade Afrikas Städte stehen beim Kampf gegen Armut vor großen Herausforderungen. Zum Beispiel: Nairobi.

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Blick über den Slum in Kibera in Nairobi
Bild: DW/I. Bauer

Kibera, Afrikas größter Slum im Südwesten von Kenias Haupstadt Nairobi: Bis zu eine Million Menschen leben hier, die meisten von ihnen in improvisierten Lehmhütten, zwischen Müll, ohne Toiletten und sauberes Wasser. Mama Sabeti Ombaso hätte also eigentlich allen Grund glücklich zu sein, denn gemeinsam mit 600 anderen Familien aus Kiberas sogenanntem Soweto-Dorf soll die 60-jährige demnächst umziehen. Raus aus ihrer Hütte, rein in eine Wohnung mit Strom und Badezimmer. Die neuen Häuser sind Teil eines Upgrading-Projekts, das Kenias Regierung vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen hat, um das Elendsviertel zu modernisieren. Aber Mama Sabeti Ombaso glaubt nicht, dass jetzt alles besser wird. Um eine günstige Hypothek für die Wohnung zu bekommen, soll sie eine Anzahlung von 1.300 Dollar (1.173 Euro) leisten. So viel Geld hat sie nicht, genau wie gut 300 andere Familien auch. "Die Armen werden diese Häuser niemals bekommen", sagt Mama Sabeti. "Wo sollen wir dann nur hin?".

Chance auf ein besseres Leben

Bis die neuen Wohnungen fertig sind, harrt Mama Sabeti in einer Übergangsunterkunft aus. "Die Regierung sollte mich einfach zurück in meine alte Wohnung gehen lassen. Wenn ich Salz brauchte oder mal kein Kleingeld hatte, dann hat mir dort mein Nachbar ausgeholfen. Und jetzt? Wer hilft mir jetzt?". Wie viele Kibera-Bewohner glaubt auch sie, dass wohlhabendere Kenianer die Apartments aufkaufen, weil die Armen sich die Anzahlung nicht leisten können. "Es gab und gibt einfach nicht genügend Gespräche zwischen den Entscheidern, den betroffenen Bewohnern und der Politik", sagt Gemeindesprecher David Ngige. "Die Regierung zieht das alles im Alleingang durch. Das macht uns am meisten Sorgen."

Hanna Wanjiru, DW/A. Kiti
Hanna Wanjiru freut sich über ihre UmsiedlungBild: DW/A. Kiti

Kibera-Bewohnerin Hanna Wanjiru dagegen freut sich auf die neue Wohnung. "Ich habe mein altes Haus abgerissen und bin hierher gekommen", sagt sie. "Alles ist sehr günstig hier. Die Regierung hat gesehen, dass wir nicht reich sind, aber sie wollen helfen, unser Leben zu verbessern."

Kenya Slum Kibera. DW/A. Kiti
Dieses Gebäude wurde 2009 während der ersten Umsiedlungsphase gebaut.Bild: DW/A. Kiti

Mehr Schein als Sein?

2003 unterzeichneten Kenias Regierung und UN-Habitat, das Stadtentwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, die erste Vereinbarung für ein Slum-Modernisierungsprogramm. Mithilfe eines Darlehens von mehr als 250.000 Dollar von der Cities Alliance, einem globalen Zusammenschluss von lokalen Behörden, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen, konnten 2009 während der ersten Umsiedlungsphase 600 Familien in neue Apartmenthäuser ziehen.

Doch heute, nach nur sechs Jahren, sind diese Wohnungen marode und baufällig, die Kanalisation ist verstopft, das Wasser knapp und die Wohnanlage zugemüllt. Die Regierung fühlt sich offenbar nicht verantwortlich.

Espresso und Wifi für alle

Die Lebensbedingungen im Slum verbessern - das wollen auch mehr als 600 internationale und lokale Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die überall in Kibera arbeiten. Die Gruppe "Human Needs Project" zum Beispiel. Sie hat mit dem "Town Center" etwas geschaffen, wovon viele Kibera-Bewohner lange geträumt haben: ein Gemeinde-und Geschäftszentrum mit Toiletten, Duschen, Waschmaschinen und einem Café mit High-Speed-Internet. "Das ist ein Ort der Möglichkeiten, man kann hier Jobs finden, sich fortbilden und vieles mehr", erklärt Manager Ted Nyaima. "Und wir wollen, dass dieser Ort sich selbst trägt. Deshalb verlangen wir nur Preise, die auch wirklich alle hier bezahlen können."

Wasserheizung im Bio Center des Human Needs Projects Nairobi. DWA / Kiti
Wasserheizung im Town CenterBild: DW/A. Kiti

Student Stephen Ochieng Omollo ist vom Town Center begeistert: "Ich muss viel recherchieren und komme deshalb oft vorbei, um das kostenlose Wifi zu nutzen. Das hilft mir sehr." Nicht nur der schnelle Internetzugang zieht die Menschen an. "Man kann die Toiletten benutzen und wir können unsere Sachen hier waschen", sagt Kibera-Bewohnerin Naomi Madaga. "Wenn wir von Hand waschen, kostet es 60 Schilling (3 Euro-Cent), mit der Waschmaschinen sind es 250 (10 Euro-Cent)."

Das Town Center zeigt, wie sich das Leben im Slum verändert. Inzwischen kommen sogar Touristen aus dem Ausland auf einen Café vorbei.