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"Eine Herausforderung an die arabischen Regierungen"

12. Januar 2005

Wolfgang Thierse plädiert für einen intensiven Dialog mit der arabischen Welt. Doch auch die islamischen Länder müssten sich öffnen, fordert der Präsident des Deutschen Bundestages im Gespräch mit DW-WORLD.

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Der Bundestagspräsident wünscht sich mehr OffenheitBild: dpa
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse Interview mit Ibrahim Mohamad arabische Redaktion DW-Online Foto: Olof Pock
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (r.) im Interview mit Ibrahim Mohamad von der arabischen Redaktion von DW-WORLD.Bild: DW

Nach Auffassung des Präsidenten des Deutschen Bundestages, Wolfgang Thierse, ist es wichtig, dass sich nicht nur Europa für einen Dialog mit der arabischen Welt interessiert. Im Interview mit DW-WORLD, dem Online-Angebot der Deutschen Welle (DW), sagte er: "Wichtig ist, dass die arabische Welt sich viel mehr als bisher öffnet und ihre eigene Angst überwindet." Das könne er nicht überall beobachten: "Es gibt eine Menge arabische Länder, die sich ausdrücklich nicht öffnen. Die den Kontakt nach außen eher abwehren, und das ist kein wirkliches Zukunftsprojekt", kritisierte der Bundestagspräsident im Gespräch mit der arabischsprachigen Redaktion von DW-WORLD. Seit dem 12. Januar 2005 gibt es auch ein Online-Angebot der DW auf Arabisch.

Politische und zivilgesellschaftliche Kontakte

Thierse sprach sich zudem für einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Dialog aus. Deutschland könne seinen "Beitrag zur Demokratisierung in diesen Ländern leisten, durch politische und zivilgesellschaftliche Kontakte", sagte er. "Das ist immer auch eine Herausforderung an die arabischen Regierungen ihrerseits, nun selber Demokratisierungs- und Öffnungsprozesse zu erlauben. Die sind auch im eigenen wirtschaftlichen Interesse, denn eine geschlossene Gesellschaft wird am Schluss wirtschaftlich nie erfolgreich sein."

Religionsfreiheit als Voraussetzung für Frieden

Aus europäischer Sicht sei zudem Religionsfreiheit eine Voraussetzung für Frieden. Das sei "die Erfahrung eines Kontinents, der Jahrhunderte lang Kriege geführt hat, auch Religionskriege", betonte Thierse. "Das wurde erst mit dem Prinzip der Religionsfreiheit und der Trennung von Kirche und Staat überwunden." Dies sei ein langer und mühseliger Prozess gewesen, der aber zu einem positiven Ergebnis geführt habe: "In Europa leben Menschen unterschiedlicher christlicher Konfession und unterschiedlicher Religion einigermaßen friedlich zusammen." Der Bundestagspräsident sagte im DW-WORLD-Interview weiter: "Nun hat ein Teil der Europäer die Sorge, dass islamische Bürger diesen Frieden der Religion stören könnten. Dass sie sich darum sorgen, um des Friedens willen, dafür bitte ich sehr um Verständnis." (kap)