Einheitsregierung verkündet Gegenangriff
7. April 2019Nach dem Angriff des einflussreichen libyschen Generals Chalifa Haftar auf die Hauptstadt Tripolis haben Anhänger der international anerkannten Regierung in Libyen eine Gegenoffensive verkündet. Die Operation "Vulkan des Zorns" habe das Ziel, alle Städte des Landes von illegalen Kräften zu "säubern", erklärte der Militärsprecher der Regierungsanhänger, Mohammed Kanunu. Haftars Truppen wiederum teilten auf Facebook mit, sie hätten in Vororten von Tripolis Luftangriffe gegen "bewaffnete Milizen" geflogen. Damit hätte das Leben von Zivilisten beschützt werden sollen.
Der Ministerpräsident der Einheitsregierung, Fajis al-Sarradsch, hatte bereits am Samstag energischen Widerstand gegen Haftar angekündigt. Die Kriegserklärung des abtrünnigen Generals werde auf "Gewalt und Entschlossenheit" treffen, betonte Sarradsch in einer Fernsehansprache. Zugleich warnte er eindringlich vor einem "Krieg ohne Gewinner".
US-Militär zieht Soldaten ab
Indessen teilte das Afrikakommando der US-Streitkräfte mit, ein Kontingent von Soldaten sei aufgrund der jüngsten Eskalation vorübergehend aus dem Land abgezogen worden. Die Sicherheitsbedingungen vor Ort seien zunehmend unvorhersehbar, erklärte Kommandeur Thomas Waldhauser. Man beobachte die Lage weiter. Um wie viele Soldaten es sich handelt und wohin sie verlegt wurden, sagte er nicht.
Chaos schon seit Jahren
Haftars "Libysche Nationale Armee" (LNA) hatte die Offensive auf Tripolis, wo die sogenannte Einheitsregierung ihren Sitz hat, am vergangenen Donnerstag gestartet. Seitdem gab es zahlreiche internationale Appelle zu einem Stopp der Kämpfe. Al-Sarradsch wiederum befahl seinen Truppen und verbündeten Milizen, die LNA zurückzudrängen.
Der General ist mit einer Gegenregierung im Osten des Landes verbündet, die mit der Sarradsch-Regierung in Tripolis um die Macht konkurriert. Beobachter befürchten einen neuen Bürgerkrieg in dem nordafrikanischen Land, in dem sich seit dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 zahlreiche Milizen ausgebreitet haben.
UN wollen Lage entschärfen
Trotz der Offensive auf Tripolis soll die für Mitte des Monats angesetzte Allparteienkonferenz zur Zukunft Libyens wie geplant stattfinden. Vorgesehen ist, dass bis zu 150 Delegierte vom 14. bis zum 16. April in der Stadt Ghadames Termine für Parlaments- und Präsidentschaftswahlen festlegen. Die Vereinten Nationen seien "entschlossen", die Konferenz auszurichten, "es sei denn, größere Umstände hindern uns daran", sagte der UN-Sondergesandte für Libyen, Ghassan Salamé. Es gehe darum, "abseits jeder Eskalation den Erfolg des politischen Verfahrens zu garantieren".
ie/rb/wa (afp, dpa, ap)