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Rote Karte für Blatter?

28. Mai 2015

Der Schlag der Justiz gegen den tiefen Sumpf der Korruption in seinem Verband trifft auch FIFA-Chef Blatter. Die Engländer verlangen schon offen seinen Sturz, Sponsoren erhöhen den Druck.

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Silhouette von FIFA-Präsident Sepp Blatter (foto: reuters)
Bild: Reuters/L. Foeger

Der Präsident des englischen Fußballverbands, Greg Dyke, hat nach den Festnahmen mehrerer Topfunktionäre und den Razzien im Hauptquartier des Weltfußballverbands den Rücktritt Joseph Blatters verlangt. Dyke sagte der britischen Nachrichtenagentur Press Association in der Nacht zum Donnerstag in Zürich: "Sepp Blatter muss als FIFA-Präsident gehen". Blatter habe eine Erklärung veröffentlicht, in der es heiße, es sei Zeit, das Vertrauen in die FIFA wiederherzustellen. Solange aber Blatter da sei, gebe es keinen Weg, das Vertrauen in die FIFA wiederherzustellen, so Dyke.

Aufstand gegen Blatter?

Zuvor hatte der europäische Fußballverband UEFA darauf gedrängt, die für Freitag angesetzte Wahl des FIFA-Präsidenten zu verschieben. Die UEFA drohte glatt mit einem Boykott des gesamten Kongresses, der heute Abend in der Schweiz beginnen soll. Blatter galt wieder als haushoher Favorit, seine Widerwahl bislang als sicher. Das UEFA-Exekutivkomitee erklärte jetzt aber, man sei "überzeugt, dass es zwingenden Bedarf für einen Führungswechsel in dieser FIFA gibt". Man unterstützt den Gegenkandidaten, Prinz Ali bin al-Husseinn aus Jordanien.

Der FIFA-Präsident selbst gab sich nach dem schwersten Skandal in der Geschichte des Weltfußballs demonstrativ gelassen. Zu einer möglichen Verschiebung des Kongresses äußerte er sich nicht. "Dies ist eine schwierige Zeit für den Fußball", ließ der 79 Jahre alte Schweizer in seiner ersten Stellungnahme verlauten. Sein Verband werde mit den betroffenen Behörden "weiterhin zusammenarbeiten".

Am Mittwoch hatten Ermittler sieben FIFA-Funktionäre auf Antrag der US-Justiz in Abschiebehaft genommen. Dazu gehörten auch die Blatter-Stellvertreter Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo. Den Festgenommenen werden organisiertes Verbrechen und Korruption vorgeworfen. Als Höchststrafe drohen in den USA 20 Jahre Haft.

Sponsoren werden nervös

Das Kreditkartenunternehmen Visa mahnte rasche Maßnahmen an, um die Probleme innerhalb der FIFA zu beheben. "Sollte die FIFA dies nicht tun, haben wir sie informiert, dass wir unser Sponsoring neu bewerten würden", teilte das Unternehmen mit. Auch der südkoreanische Automobilhersteller Hyundai teilte mit, man wolle die Lage genau beobachten. "Als Unternehmen, für das ethische Normen und Transparenz den höchsten Stellenwert besitzen, sind wir extrem besorgt über die eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen bestimmte FIFA-Führungskräfte."

Die fortwährenden negativen Schlagzeilen seien weder gut für den Fußball noch für die FIFA oder ihre Sponsoren, teilte ein Sprecher des deutschen Sportartikelherstellers Adidas mit. Man erwarte die Einhaltung ethischer Standards und bestärke deshalb die FIFA darin,
"auch weiterhin transparente Compliance-Standards zu setzen und diese konsequent anzuwenden".

Im Stile der Mafia

Insgesamt ermittelt das US-Justizministerium, das die Schweizer Behörden um Amtshilfe ersucht hatte, gegen 14 Personen. Sie sollen seit Anfang der 90er Jahre Schmiergelder von mehr als 150 Millionen Dollar von Vermarktern für die Vergabe von Fußballturnieren erhalten haben. 110 Millionen Dollar sollen allein für Vermarktungsrechte für die Copa America 2016 in den USA geflossen sein. Beobachter und Kommentatoren sprachen von mafiaähnlichen Methoden.

Bestechungsgelder sollen auch vor der WM-Vergabe an Südafrika 2010 gezahlt worden sein. Unabhängig von den US-Ermittlungen stellten Schweizer Behörden in der FIFA-Zentrale elektronische Daten und Dokumente sicher. Die zuständige Bundesstaatsanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren im Zusammenhang mit den WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022. Nach Behördenangaben geht es um den Verdacht der Geldwäscherei.

SC/kle (APE, dpa, afp, sid)