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Traum von gerechter Bezahlung

Marko Langer
31. März 2021

Warum eigentlich verdienen Männer im Fußball Unsummen und Frauen so viel schlechter? Die meisten Argumente, die "man(n)" anführen könnte, lässt Megan Rapinoe nicht gelten. Und was ist mit den Klubs der Bundesliga?

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Frauen-Bundesliga- 20/21 - SC Freiburg vs. FC Bayern Muenchen
Bild: Peter Hartenfelser/imago images

Wenn US-Fußballstar Megan Rapinoe das Wort ergreift, hört man zu. Ob nun neulich in einem Kongressausschuss oder nun im Weißen Haus - zum Thema "Equal Pay", der gleichen Bezahlung von Frauen und Männern. Sie und ihre Mitspielerinnen hätten Titel geholt, Stadien gefüllt, Einschaltrekorde im Fernsehen gebrochen. Und dennoch würden sie schlechter entlohnt als die Männer im US-Fußball, klagte die 35-Jährige.

Und da Rapinoe unter dem neuen Präsidenten auch dem Weißen Haus einen Besuch abstattete, konnte sich auch Joe Biden ein Bild von der Entschlossenheit der Sportlerin machen, die mit den USA 2015 und 2019 den WM-Titel holte . "Trotz dieser Siege wurde ich abgewertet, nicht respektiert und abgewiesen, weil ich eine Frau bin", sagte sie: "Trotz all der Siege werde ich immer noch schlechter bezahlt als Männer, die den gleichen Job wie ich machen."

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Kämpferin auch gegen die Benachteiligung von Frauen: US-Fußballerin Megan RapinoeBild: AFP/L. Bonaventure

2018 wurde das Durchschnittseinkommen von Fußballerinnen in Ligen weltweit ermittelt. Bundesliga-Spielerinnen in Deutschland landeten damals mit einem Jahreseinkommen von 43.730 Dollar (37250 Euro) auf Platz zwei hinter der französischen Liga (49.782 Dollar). Zum Vergleich: Spieler der Männer-Bundesliga verdienten damals im Schnitt 1,4 Millionen Euro pro Jahr.

Warum ist das eigentlich so? Wer sich dazu in Deutschland bei Bundesliga-Vereinen erkundigt, bekommt in manchen Fällen erstmal gar keine Antwort. Natürlich wissen die Klub-Manager, dass man gerade im europäischen Vereinsfußball Unsummen einnehmen und damit auch wieder ausgeben kann. Bei den Frauen ist das nicht der Fall. Doch muss das immer so bleiben?

Einige Vereine äußern sich konkreter

Die Frage, die die DW an alle Bundesligaklubs nach den konkreten Einkommensunterschieden in den Männer- und Frauen-Profimannschaften gestellt hat, lassen alle Klubs - was die Zahlen angeht - unbeantwortet. "Unter 3", also nicht zitierfähig, benutzten Vereinssprecher dann das Bild vom "zarten Pflänzchen" Frauenfußball oder vom dicken Brett, das da zu bohren sei. Aber einige Vereine äußern sich doch konkreter.

"Eine gleiche Bezahlung von Fußballerinnen und Fußballern in ihren Vereinen ist aufgrund der kaum zu vergleichenden Einnahmesituation derzeit nicht realisierbar", erklärt etwa Tim Schumacher, beim VfL Wolfsburg für den Frauenfußball zuständig. "Die Spielerinnen wissen um diese Unterschiede, die bei den Erlösen aus der TV-Vermarktung besonders eklatant sind", fügt er hinzu. Gleichberechtigung bedeute allerdings mehr als gleiche Bezahlung, das betonen nach den Worten Schumachers viele Fußballerinnen auch selbst immer wieder.

Fußball | Frauen | VfL Wolfsburg - Bayer Leverkusen
Jubel der Spielerinnen des VfL WolfsburgBild: Sebastian Priebe/regios24/imago images

Nicht nur in Wolfsburg, auch in den anderen Vereinen mit Erstliga-Profimannschaften (FC Bayern München, Bayer 04 Leverkusen, SC Freiburg, Eintracht Frankfurt, TSG Hoffenheim und Werder Bremen) bemüht man sich unisono, den weiblichen Profis Trainings- und Spielbedingungen zu bieten, die denen der Männer in nichts nachstehen. Doch schon beim Interesse an TV- oder Internet-Bewegtbildern - Schumacher deutet es an - geht die Schere deutlich auseinander. Und so kommt es dann, dass die Wolfsburger Starstürmerin Pernille Harder für eine kolportierte Ablösesumme von 350.000 Euro zum FC Chelsea wechselte. Wie viele Nullen müsste man an diesen Betrag dranhängen, wenn zum Beispiel Starstürmer Robert Lewandowski Wechselabsichten hätte?

USA und Europa - zwei Welten 

Auch in der Hansestadt Bremen verweist man auf strukturelle Unterschiede. "Wir bei Werder setzen uns für die Gleichberechtigung im Fußball ein", sagt Michael Rudolph, der Direktor Kommunikation von Werder Bremen. Dazu zähle zum Beispiel, dass man sich für weitere TV-Übertragungen von Frauen-Spielen stark mache und Sponsoren mehr Angebote unterbreite. Und im Grundsatz könne man auch die Forderungen von Megan Rapinoe nach gleicher Bezahlung bei gleichen Rahmenbedingungen unterschreiben. 

Allerdings, fügt Rudolph hinzu, sei der Kontext im europäischen Fußball ein ganz anderer als in den USA. Etwa, was Strukturen, Budgets und Vermarktungsmöglichkeiten angeht. Aber dass es in den kommenden Jahren "Equal Pay“"im Fußball geben werde? Da hat der Werder-Kommunikationschef doch so seine Zweifel. Worauf man aber jetzt schon achten könne, sei unter anderem die prominentere Darstellung und die Sprache. "Wenn ich von Kommentatoren höre 'So macht Frauenfußball Spaß', dann ist das schon ein blöder Satz. Wenn die Athletinnen ein hochklassiges Spiel gezeigt haben, muss es heißen: 'So macht Fußball Spaß'."

Bundesliga TV-Rechte Live-Rechte Pay-TV
Die Fernsehrechte bringen (das große) Geld. Beim Frauenfußball noch nicht. Bild: dapd

Wertschätzung kostet nicht viel - im positiven wie im negativen Sinne, was den Geldbeutel angeht.  Was kann man noch machen? Denni Strich, Geschäftsführer der TSG 1899 Hoffenheim, verweist auf den Unterbau in der Jugend, der im Klub einen sehr hohen Stellenwert genieße. Und ungeachtet der unterschiedlichen wirtschaftlichen Ausgangslagen gelte es, "die Wahrnehmung und Wertschätzung, auch im finanziellen Sinn, für die Leistungen der Profi-Sportlerinnen leistungsgerecht zu gewichten", so Strich. Der Hoffenheim-Manager weiter: "Dafür haben wir in der Vergangenheit bereits erfolgreich unser Engagement bei der Vermarktung der Frauen-Teams ausgebaut, dadurch konnten wir auch die Gehälter der Spielerinnen anheben."

"Be a Changemaker"

Wenn man also das Positive festhalten will: die Richtung stimmt. Und sonst? Man wird ja weiter träumen dürfen von einer gerechten Bezahlungen von Frauen und Männern auch im Profigeschäft. Die Europäische Klubvereinigung ECA hat in dieser Woche unter dem Titel "Be a Changemaker" (Sei ein Veränderer) ein Strategiepaper für den Frauenfußball veröffentlicht. Nachhaltiges Wachstum wolle man erreichen, heißt es darin. "Die vollständige Gleichstellung der Geschlechter in Fußball ist ein ehrgeiziges Ziel, aber eines, das wir begrüßen", sagt ECA-Geschäftsführer Charlie Marshall. Womit spätestens am Ende dieser Geschichte auch auffällt, dass es viel zu oft Männer sind, die im Sport über diese Fragen entscheiden.