Rummenigge: "Unabhängiger Frauenfußball"
2. April 2021Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vom deutschen Fußball-Rekordmeister der Männer, FC Bayern München, hat sich mit deutlichen Worten für eine strukturelle Veränderung des deutschen Frauenfußballs ausgesprochen. "Um in Deutschland die nächste Stufe zu nehmen, sollte man sich analog zum Männerfußball neu aufstellen", sagte der 65-Jährige einen Tag nach dem Einzug der FCB-Frauen ins Halbfinale der Champions League, in einem Interview auf der Internetseite des FC Bayern. Dies sei "dringend nötig, um im internationalen Bereich wettbewerbsfähig zu sein".
Der deutsche Frauenfußball müsse "insgesamt schleunigst höherschalten", er sei bislang "im Grunde ein Stiefkind", sagte Rummenigge, der sein Amt als Vorstandsvorsitzender Ende des Jahres an Oliver Kahn abgeben wird. Er forderte eine nachhaltigere Entwicklung, als sie "in den letzten Jahren beim DFB möglich war". Dies solle - so Rummenigge - aber nicht als Kritik am Verband verstanden werden. "Es sollte jetzt einfach als Interesse und als Aufgabe von allen gesehen werden, die Frauen gemeinsam mit dem DFB analog zum Vorbild Männerfußball in die Unabhängigkeit zu entlassen", empfahl er.
Beispiel Männerfußball?
Nach Ansicht Rummenigges sollte man sich ein Beispiel am Männerfußball und dessen Entwicklung nehmen. "Als sich die Profi-Vereine vor 21 Jahren in der DFL unabhängig aufgestellt haben, hatte das eine nachhaltig positive Entwicklung zur Folge", sagte er. Allerdings sei es sinnvoller eine eigenständige Struktur aufzubauen, "als an die DFL angedockt zu werden, sonst würden sich die Frauen als fünftes Rad am Wagen Männerfußball fühlen."
Kritik am DFB in Sachen Professionalisierung der Frauen-Bundesliga hatte es zuletzt auch von Bayerns Sportdirektorin Bianca Rech gegeben. Die ehemalige Nationalspielerin warf dabei die Frage auf, "ob wir unter einem anderen Dach besser aufgehoben wären". Die stellvertretende DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich hatte sich gegen eine Ausgliederung der Frauen-Bundesliga ausgesprochen. Der DFB sei der "richtige Ligaträger".
Sieben "Männer-Vereine" in der Frauen-Bundesliga
Was die Vereinsnamen angeht, hat sich die oberste Frauen-Liga in den vergangenen Jahren bereits mehr und mehr der Männer-Bundesliga angeglichen. Zwar spielen statt 18 Klubs bei den Männern in der Frauen-Bundesliga nur zwölf Vereine, jedoch sind mit dem FC Bayern, dem VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, Werder Bremen, dem SC Freiburg, Eintracht Frankfurt und der TSG Hoffenheim sieben Klubs dabei, die auch in der Bundesliga der Männer spielen.
Vereine wie Turbine Potsdam, der SC Sand oder die SGS Essen, bei denen die Frauen-Mannschaft das Aushängeschild ist, sind zur Seltenheit geworden. Die Frauen-Teams der großen Männer-Bundesligaklubs profitieren bei der Infrastruktur, den Trainingsmöglichkeiten und finanziell von der Anbindung an die "Männer-Vereine".
Dennoch bestehen immer noch große Unterschiede - besonders, wenn man die Bezahlung der Spielerinnen und insgesamt die finanziellen Möglichkeiten betrachtet. Von einem ähnlich millionenschweren TV-Vertrag wie ihre Kolleginnen in England können die Spielerinnen in der deutschen Frauen-Bundesliga bislang nur träumen.