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Erdogan brüskiert die USA

22. Oktober 2014

Neuer Zwist zwischen der Türkei und den USA über die Strategie gegen die IS-Dschihadisten: Präsident Erdogan rügt die US-Waffenabwürfe für Kobane. Kurden in der belagerten Stadt beschimpft er als "terroristisch".

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Türkischer Präsident Recep Tayyip Erdogan vor einem Offizier (foto: reuters)
Bild: Reuters/Ahmad Massoud

Schlichtweg "falsch" sei die Versorgung der kurdischen Kämpfer in der nordsyrischen Stadt Kobane durch die USA: Klipp und klar kritisierte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan den Waffenabwurf über der von der IS-Terrorarmee umzingelten Stadt für die kurdischen Verteidiger.

"Dient nur den Terroristen"

Zum einen beklagte Erdogan, einige der am Montag von den USA aus der Luft abgeworfenen Kisten mit Waffen und Munition aus irakischen Beständen seien den gegnerischen Dschihadisten des "Islamischen Staats" (IS) in die Hände gefallen. Zum anderen profitiere auch die syrischen Kurdenpartei PYD von den verfehlten Abwürfen. "Jede Hilfe für die PYD nutzt letztlich der PKK", rügte Erdogan vor Journalisten in Ankara und fügte hinzu: "Als Türkei müssen wir das bekämpfen".

Erdogan sprach sich wiederholt gegen Waffenhilfe für die Kurden aus. Die PYD in Kobane sei wie die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) eine "terroristische" Organisation.

"Keine Zivilisten mehr in Kobane"

Er verstehe nicht, warum Kobane "in den Augen der USA solch eine strategische Bedeutung" habe. Es gebe dort "nicht mehr einen Zivilisten", sagte Erdogan. Die USA wollen nach eigenen Angaben mit den Waffenabwürfen jenen Kurden helfen, die die Stadt gegen vorrückende IS-Kämpfer verteidigen. Kobane gehört zu den größten Städten in den syrischen Kurdengebieten und wird unter anderem vom bewaffneten Arm der PYD, den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), verteidigt.

Das Parlament der kurdischen Autonomieregion im Norden des Irak stimmte jetzt der Entsendung von Peschmerga-Soldaten zur Unterstützung der Landsleute in Kobane zu. In einem ersten Schritt sollen dort offenbar 200 Peschmerga mit schweren Waffen zum Einsatz kommen. Die türkische Regierung hatte am Montag grünes Licht zumindest für die Einreise der Kurden aus dem Irak gegeben. Anders als zu den großen türkischen und syrischen Kurdenorganisationen unterhält Ankara gute Beziehungen zu Massud Barsani, dem Präsidenten des irakischen Kurdengebiets.

Der Chef der verbotenen PKK, Abdullah Öcalan, ließ mitten in der eskalierenden Konfrontation und ungeachtet der Rückschläge im Friedensprozess verkünden, man solle am Dialog mit der türkischen Führung festhalten. Dazu müsse aber auch die Regierung in Ankara mehr Entschlossenheit und Mut zeigen, gab er im Gefängnis prokurdischen Besuchern mit auf den Weg.

In der Nacht zum Mittwoch hatte es wieder heftige Gefechte in Kobane gegeben. IS-Milizionäre hätten vergeblich versucht, aus mehreren Richtungen ins Stadtzentrum vorzurücken, sagte Kurden-Vertreter Idriss Nassen.

Nach Angaben aus dem Pentagon wurden bei mehr als 140 US-Luftangriffen binnen weniger Tage hunderte IS-Kämpfer rund um Kobane getötet. Indes informierte die syrische Regierung darüber, dass zwei von drei syrischen Luftwaffenjets, die IS-Kämpfer erobert hatten, nahe Aleppo zerstört worden seien.

SC/sti (afp, rtre, APE, dpa)