Richter will Kunstwerke nach Berlin geben
16. August 2019Monika Grütters traf Gerhard Richter und dessen Frau am Donnerstag persönlich in seinem Atelier in Köln, um mit ihm darüber zu sprechen, ob er Arbeiten aus seinem privaten Besitz für das geplante Museum der Moderne am Berliner Kulturforum zur Verfügung stellen würde.
Der Museumsneubau in der Nähe des Potsdamer Platzes ist ein wichtiges Projekt für Grütters. Entworfen und geplant wird es vom renommierten Architekturbüro Herzog & de Meuron. Fertigstellung und Eröffnung sind für Mitte/Ende 2020 terminiert. Bislang hat es allerdings nicht einmal den ersten Spatenstich gegeben.
Für die überwiegend großformatigen Bilder von Richter sei ein "eigener prominenter Raum" in dem Neubau vorgesehen, so Grütters gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Er könne dort Werke aus sämtlichen Schaffensperioden zeigen. "Damit wird Gerhard Richters Werk dauerhaft und in einer weltweit renommierten Institution präsentiert, und zwar im Kontext anderer wegweisender Werke des 20. Jahrhunderts", sagte die Kulturstaatsministerin nach ihrem Besuch in Köln.
Großteil von Richters Gemälden geht nach Dresden
Dem Besuch der Kulturstaatsministerin war eine wochenlange Debatte in der Öffentlichkeit vorausgegangen, ob die Stadt Köln ein eigenes Richter-Museum bauen sollte oder will. Der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hatte die Gründung eines Gerhard-Richter-Museums in Köln erneut angeregt, aber damit nicht nur Begeisterung hervorgerufen.
Richter kommentierte diesen kulturpolitischen Vorstoß, der die amtierende Oberbürgermeisterin Henriette Reker im Urlaub erreichte, nur mit knappen Worten: Er halte im Allgemeinen nichts von einem eigenen Museum. Was mit den Bildern geschehe, die ihm selber gehören, sei im übrigen noch nicht endgültig entschieden. Einen Teil davon werde er in seine Geburtsstadt Dresden geben, wo sich auch das Gerhard-Richter-Archiv befände.
Die frühere Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner hatte vorgeschlagen, kein separates Richter-Museum, sondern lediglich ein Gerhard-Richter-Haus als Zweigstelle des Kölner Museums Ludwig einzurichten. Dort hängt eines der berühmtesten Gemälde von Richter, "Ema" (Akt auf einer Treppe/1966), als Teil der ständigen Sammlung.
Domfenster als Kulturerbe für Köln
Der 1932 in Dresden geborene Künstler Gerhard Richter wuchs in der Oberlausitz auf. 1951 begann er ein Malerei-Studium an der Kunstakademie Dresden. Als begabter Meisterschüler übernahm er auch Staatsaufträge der DDR-Führung.
Kurz vor dem Mauerbau 1961 flüchtete er zusammen mit seiner späteren Frau in den Westen. An der Kunstakademie Düsseldorf studierte er dann bei Joseph Beuys und belebte die damals verpönte Malerei mit seinen schwarz-weißen, fotorealistischen Bildern wieder neu.
Später wurde Richter selbst in Düsseldorf Kunstprofessor. Seit fast 40 Jahren lebt und arbeitet der weltberühmte Maler in der rheinischen Metropole Köln. Er ist auch Ehrenbürger der Stadt, nimmt aber selten am öffentlichen Kulturleben der Stadt teil.
Für den Kölner Dom, als Weltkulturerbe großer Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt, schuf Gerhard Richter 2007 ein riesiges abstraktes Glasfenster, das aus 11.263 farbigen Glaskacheln in 72 Farben besteht.
Berlin erhält Zusage für Dauerleihgaben
In der Diskussion um ein eigenes Richter-Museum hat der Künstler selbst einen klaren Standpunkt bezogen. Bereits 2015 gestand Richter in einem Interview mit DLF-Kulturredakteur Stefan Koldehoff: "Ich hätte schon gern einen ganz schönen Raum, das ist wunderbar." Aber ein Haus ausschließlich für seine Kunst, das lehne er ab. "Ein ganzes Museum hätte ich nicht gerne."
Diese Position hat er nach dem Medienrummel um die Kölner Vorschläge Anfang August 2019 nochmal wiederholt. Seine Position sei endgültig, sagte er im Deutschlandfunk, und hänge nicht davon ab, welches Konzept ihm die Stadt Köln gegebenenfalls noch in der Zukunft präsentiere.
Damit sind die Würfel – vorerst – gefallen: für Berlin. Kulturstaatsministerin Monika Grütters konnte hochzufrieden in die Hauptstadt zurückreisen. Weitere Verhandlungen über Art und Umfang der Überlassung der Richter-Werke seien geplant. Diese würden natürlich vertraulich mit dem Künstler geführt, betonte Grütters gegenüber der dpa.
Kunst von Weltrang ist eher international
Gerhard Richter sieht als deutscher Künstler von Weltrang die Zukunft seiner Bilder eher international, erklärte er im DLF-Interview von 2015. "Ich bin froh, dass in Paris die Mona Lisa hängt, und nicht in Italien. Das ist doch wunderbar, als Stolz der Italiener dort zu hängen.
Und ich bin froh, dass die "Baader-Meinhof"-Arbeit (s/w, Gemälde eines Portraits der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof, Anm.d.Red.) im MoMa in New York hängt. Die hängt da nicht immer, aber sie könnte..."