Erfolg mit nachhaltiger Geldpolitik
14. Juni 2014Im Zuge der Finanzmarktkrise haben die Banken erheblich an Ansehen eingebüßt und Vertrauen verloren. Aber es gibt auch Ausnahmen wie die Gemeinschaftsbank GLS, die vor 40 Jahren in Bochum gegründet wurde und die eine besondere Geldpolitik betreibt. Mit nachhaltigem Erfolg, denn dieses heute größte ökologisch-soziale Geldinstitut in Deutschland verzeichnet kontinuierlich steigende Zuwachsraten. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wuchs die GLS um 20 Prozent. Das ausgewiesene Bilanzvolumen beträgt rund 3,2 Milliarden Euro.
"Jeden Monat kommen 2000 neue Kunden im Schnitt zu uns und eröffnen hier ihr Girokonto oder eine Geldanlage, so dass die Nachfrage nach unseren Angeboten nach wie vor sehr stark ist", zieht GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg zufrieden Bilanz.
40 Jahre nach der Gründung der Gemeinschaftsbank kann man festhalten: Prinzipientreue rentiert sich nachweislich auch im Geldgeschäft. "Schon vor 40 Jahren war die Frage, was macht eigentlich mein Geld, das bei der Bank liegt", erinnert sich Thomas Jorberg. "Mit der eigenen Geldanlage Sinn zu stiften, ist eine Gründungsidee der GLS Bank gewesen."
Geschäftsprinzip: Transparenz
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Transparenz gegenüber den Kunden ist elementarer Bestandteil der Unternehmensphilosophie, bei der Verwendung der Gelder, der Verzinsung und der Absicherung der Einlagen. So können GLS-Kunden beispielsweise auf die ihnen angebotenen marktüblichen Zinsen verzichten. Das wiederum eröffnet der Bank Spielraum, für nachhaltige Projekte in den Bereichen Ökologie und Soziales günstige Kredite zu vergeben, zum Beispiel für die ökologische Landwirtschaft, das Bildungswesen, regenerative Energien oder auch heilpädagogische Einrichtungen.
Der sinnhaltige Umgang mit Geld belebt weiter das Geschäft. Im Jahr 40 nach der Gründung weist die Bilanz aktuell über 5000 Kredite mit einem Gesamtvolumen von 1,7 Milliarden Euro aus. Jeder angelegte Euro, versichert Vorstandssprecher Jorberg, werde in nachhaltige Kredite investiert oder nach sozial-ökologischen Kriterien am Kapitalmarkt angelegt.
Mit der Gründung vor 40 Jahren in Bochum betraten die etwas anders kalkulierenden Banker Neuland. "Man hat das zunächst, das muss man ehrlicherweise sagen, in der Bankenwelt gar nicht wahrgenommen, dass die GLS Bank gegründet worden ist", blickt Thomas Jorberg mit einem milden Lächeln zurück. Im genossenschaftlichen Verbund habe man die GLS anfangs als exotische Variante der Genossenschaftsbank betrachtet. Doch inzwischen habe sich gezeigt, dass sich auch im Bankgeschäft mit einer Werteorientierung respektabel wirtschaften lasse. Denn heute könne man feststellen, dass fast jede andere Bank wenigstens ein oder zwei Produkte anbiete, die unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten gestaltet werden.
Umdenken nach der Finanzmarktkrise
In der noch jungen Geschichte dieser Bank lassen sich einige Schritte auf dem Erfolgsweg festmachen. So brachte beispielsweise die Friedens- und Ökologiebewegung in den 80er Jahren einen starken Schub nach vorn. Ein Schub, der nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl 1987/88 durch den Bau der ersten Windkraftanlagen noch verstärkt wurde. Mit der Übernahme der Ökobank, einer deutschen Genossenschaftsbank erfolgte im Jahr 2003 ein weiterer Etappenschritt in die breitere Öffentlichkeit.
Seitdem bietet die GLS sämtliche Bankgeschäfte an, die ein Kunde benötigt. Vom Girokonto über unterschiedliche Kreditvergaben bis zu diversen Fonds. Ein maßgeblicher Schritt erfolgte zudem im Zuge der Finanzmarktkrise, "wo die Nachfrage wirklich nach oben gegangen ist, wo im Bewusstsein der Kunden die Suche nach einer Alternative stattgefunden hat."
"Werte werden Wettbewerb prägen"
Inzwischen betreut die Gemeinschaftsbank bundesweit über 170.000 Kunden. Neben dem Stammsitz in Bochum unterhält sie Niederlassungen in Berlin, Hamburg, Frankfurt, München, Stuttgart und Freiburg. Als er 1977 als Lehrling bei der GLS begann, erinnert sich Vorstandssprecher Jorberg, gab es 13 Mitarbeiter. Heute sind es rund 470. Da sich das Bewusstsein für den Umgang mit Geld auch in breiten Bevölkerungskreisen zunehmend verändere, rechnet Jorberg für das größte ökologisch-soziale Geldinstitut auch in den kommenden fünf Jahren mit einer weiteren dynamischen Steigerung. Beim Wettbewerb im Bankenbereich geht es nach seiner Überzeugung künftig schließlich nicht mehr ausschließlich um Preise, sondern um Werte und Vertrauen - übrigens nicht nur in Deutschland.
Darum hat sich GLS stets auch international engagiert. So etwa bei der Gründung der "Global Alliance for Banking on Values" vor vier Jahren. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von über 25 Banken aus Amerika, Asien, Australien und Europa, deren Geschäftspolitik auf einer Werteorientierung basiert. Zu den Mitgliedern gehören unter anderen die Mikrofinanzbanken in Asien sowie Stadtteil orientierte Banken in den USA. "Insofern können wir zeigen", stellt Thomas Jorberg mit Blick über den nationalen Markt hinaus fest, "dass es eine Bewegung gibt, Werte zurück ins Bankgeschäft zu bringen."