Erleichterung über Waffenruhe
22. November 2012Eine Sprecherin der israelischen Armee teilte mit, in der Nacht zum Donnerstag (22.11.2012) habe es keine Raketenangriffe militanter Palästinenser aus dem Gazastreifen auf Israel gegeben. Auch die israelischen Streitkräfte hätten keine Ziele in dem Küstengebiet angegriffen. Nach dem offiziellen Beginn der Waffenruhe am Mittwochabend seien noch fünf Raketen auf Israel abgefeuert worden. Sie hätten keinen Schaden angerichtet.
Unter Vermittlung Ägyptens und begleitet von internationalem Druck hatten sich Israel und die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas nach einem achttägigen militärischen Schlagabtausch auf eine Waffenruhe geeinigt. Die Vereinbarung sieht nach einer 24-stündigen Feuerpause den Beginn von Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand vor. Auch die Grenzübergänge zum Gazastreifen sollen bald wieder geöffnet werden. Ziel ist, den Grenzverkehr für Waren und Menschen zu vereinfachen. Der Küstenstreifen wird seit Jahren von Israel zu Wasser und zu Lande blockiert.
Insgesamt fast 170 Tote
Bei den israelischen Luft- und Artillerienangriffen wurden nach neuen Angaben mindestens 160 Palästinenser getötet, unter ihnen mehr als 70 Zivilisten. Durch die Raketeneinschläge aus dem Gaza-Streifen starben fünf Israelis. Es war das schlimmste Blutvergießen seit der israelischen Invasion im Gaza-Streifen vor vier Jahren, bei der Hunderte Menschen getötet wurden.
Im Gaza-Streifen löste die Vereinbarung über eine Waffenruhe Jubel aus. Menschen lagen sich vor Freude in den Armen (Bild oben). Einige verteilten Süßigkeiten, andere schwenkten Fahnen der Hamas. An diesem Donnerstag begannen die Menschen mit dem Aufräumen von Trümmern und dem Reparieren von Schäden, die durch Kämpfe entstanden sind.
Israel warnt die Hamas
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, er habe der Feuerpause auf Anraten von US-Präsident Barack Obama zugestimmt. Bei einer Pressekonferenz in Jerusalem sagte Netanjahu, eine Bodenoffensive im Gazastreifen könnte in Zukunft durchaus noch notwendig werden. Gemeinsam mit den USA wolle man entschieden gegen Waffenschmuggel aus dem Iran in den Gazastreifen vorgehen, teilte der Regierungschef mit. "Israel kann nicht untätig dasitzen, während die Hamas sich aufrüstet."
Das Ende der Gewalt wurde international mit großer Erleichterung aufgenommen. Obama dankte seinem ägyptischen Kollegen Mohammed Mursi für dessen Vermittlung zwischen Israelis und Palästinensern. Der US-Präsident würdigte insbesondere Mursis "persönliche Verhandlungsführung und hob die "enge Partnerschaft" zwischen Washington und Kairo hervor. Der UN-Sicherheitsrat rief Israel und die Hamas in einer Erklärung dazu auf, die Feuerpause ernst zu nehmen. Zudem forderte das höchste Gremium der Vereinten Nationen gemeinsame Anstrengungen der Weltgemeinschaft, um den Menschen im Gazastreifen "zusätzliche Nothilfe" zur Verfügung zu stellen. Auch der Sicherheitsrat lobte Mursi für die Vermittlung der Waffenruhe.
Die Bundesregierung in Berlin stockte die humanitäre Hilfe für die Palästinenser im Gazastreifen um 1,5 Millionen auf 7,3 Millionen Euro auf. Die zusätzlichen Gelder seien für die medizinische Notversorgung bestimmt, sagte Außenminister Guido Westerwelle. Der deutsche Chefdiplomat hatte sich Anfang der Woche bei Gesprächen in der Region um eine Deeskalation des Konflikts bemüht.
wl/uh (dpa, afp, dapd, rtr)