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Konflikte

Entführung von Schülern in Nigeria vereitelt

20. Dezember 2020

Erst vor einer Woche hatte die Terrororganisation Boko Haram Hunderte Schüler verschleppt. Nun konnte eine weitere Geiselnahme im selben Bundesstaat verhindert werden.

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Nigeria Katsina | Boko Haram-Angriff auf Schule | Freilassung
Ein Vater schließt seinen von den Entführern freigelassenen Sohn in die ArmeBild: Sunday Alamba/AP Photo/picture alliance

Im Norden Nigerias ist es der Polizei gelungen, eine weitere Entführung von Schulkindern zu verhindern. Bewaffnete hatten im nordwestlichen Bundesstaat Katsina zunächst 80 Teilnehmer einer Koranschule in ihre Gewalt gebracht. Nach Angaben eines Polizeisprechers konnten nach einem heftigen Feuergefecht aber alle Personen befreit werden. Die Suche nach den entkommenen Tätern sei nun in vollem Gange. Unklar ist, um wen es sich dabei handelt.

Die Tat trägt die Handschrift der sunnitischen Terrormiliz Boko Haram beziehungsweise ihrer Splittergruppen, die seit Jahren die Bevölkerung im Norden des Landes terrorisieren. Erst vor einer Woche kam es in Katsina zu einer Massenentführung durch Boko Haram. Am Freitag wurden 344 Schüler freigelassen. Unklar ist allerdings bis heute, ob sich noch weitere Schüler in der Gewalt der Entführer befinden. Einheimische sprechen von bis zu 500 entführten Kindern.

Die Freilassung der Jungen sei eine "enorme Erleichterung für das ganze Land und die Weltgemeinschaft", schrieb Staatschef Muhammadu Buhari auf Twitter und kündigte ein verstärktes Vorgehen gegen die Gewalt in der Region an.Boko Haram ist normalerweise im Nordosten Nigerias aktiv. Im Bundesstaat Katsina waren die Kämpfer bislang kaum in Erscheinung getreten. Experten hatten jedoch kürzlich davor gewarnt, dass sich die Gruppe mit kriminellen Banden im Nordwesten verbünden könnte.

Angst vor Entführungen immer präsent

Mehrere Eltern der entführten Schüler sagten der Nachrichtenagentur AFP, sie hätten angesichts der zunehmenden Gewalt in der Region schon länger einen Anschlag befürchtet. "Unsere Kinder haben uns erzählt, dass bewaffnete Männer an den Zaun der Schule kommen würden, aber sie haben die Absperrung nie überschritten - bis zum vergangenen Freitag", erklärte die Mutter eines entführten Kindes.

Nigeria Katsina | Boko Haram-Angriff auf Schule | Freilassung
Unter Polizeischutz wurden die traumatisierten Schüler ihren Eltern übergebenBild: Sunday Alamba/AP Photo/picture alliance

Wie aus Sicherheitskreisen bekannt wurde, waren die Schüler nach Verhandlungen zwischen den Entführern und der Regierung in einem Wald ausgesetzt worden. Sie sind mittlerweile in die Obhut ihrer Familien zurückgekehrt. Dort berichteten sie von Schlägen durch die Entführer, Schlafmangel, Hunger sowie tagelangen Gewaltmärschen. Viele hatten unterwegs ihre Schuhe verloren.

Weiterhin unklar ist die Frage, ob Lösegeld für die Freilassung gezahlt wurde. Obwohl der zuständige Gouverneur Amina Masari das verneint, halten Beobachter wie Nnamdi Obasi von der International Crisis Group eine Lösegeldzahlung für denkbar. Es sei durchaus üblich, dass Terrorgruppen wie Boko Haram sich mit Lösegeld finanzieren. Die Organisation kämpft seit 2009 gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias und verübt dort immer wieder Anschläge. 

Weitere Überfälle

Zwei weitere Angriffe ereigneten sich im Bundesstaat Borno im Nordosten des Landes. Am Freitag kidnappten nach Angaben eines Militärsprechers Dschihadisten der Gruppierung "Islamischer Staat Westafrika" (Iswap) an einem Checkpoint nahe der Provinzhauptstadt Maiduguri 35 Menschen. Die Angreifer hätten demnach Uniformen getragen. Als einige Menschen zu flüchten versuchten, wurde eine Frau erschossen, mehrere andere wurden verletzt. Iswap hatte sich im Jahr 2016 von der Miliz Boko Haram abgespalten.

Am Samstag griffen Bewaffnete laut Sicherheitskreisen bei der Ortschaft Mafa nördlich von Maiduguri einen Militärkonvoi an. Fünf Soldaten starben. Die Aufständischen erbeuteten zwei Fahrzeuge, wie eine zweite Quelle bestätigte.

djo/fab/kle (afp, dpa)