ESC: Trotz Protesten soll Israel teilnehmen
16. Februar 2024Zur Begründung erklärte die Europäische Rundfunkunion (EBU) am Donnerstag (15.02.2024) unter anderem, der ESC sei "eine unpolitische Musikveranstaltung" und "kein Wettbewerb zwischen Regierungen". Der ESC findet dieses Jahr am 11. Mai im schwedischen Malmö statt. Im Vorfeld der Entscheidung hatte es mehrere Petitionen gegen eine Teilnahme Israels an dem weltweit größten jährlichen Live-Musikwettbewerb gegeben. Deren Initiatoren beriefen sich darauf, dass auch Russland nach dem Angriffskrieg gegen die Ukraine von der Veranstaltung 2022 ausgeschlossen worden war. Auch im Gastgeberland Schweden gibt es Protestaufrufe. Mehr als 1000 schwedische Künstlerinnen und Künstler forderten die Europäische Rundfunkunion Ende Januar auf, Israel wegen seiner "brutalen Kriegsführung in Gaza" auszuschließen, wie es in dem offenen Brief heißt.
ESC "keine politische Veranstaltung"
Noel Curran, Generaldirektor der EBU, begründete seine Entscheidung nun damit, dass es nicht Aufgabe der Europäischen Rundfunkunion sei, Kriege zu vergleichen. Entscheidend sei das Verhältnis der öffentlich-rechtlichen Sender zu den jeweiligen Regierungen. Der russische Sender habe mit den gemeinsamen Werten der EBU gebrochen. Das Verhältnis des öffentlich-rechtlichen israelischen Rundfunks zur Regierung sei dagegen grundlegend anders. Curran verwies darauf, dass die israelische Regierung in den vergangenen Jahren sogar mit der Schließung des Senders KAN gedroht habe. Die EBU hat nach eigenen Angaben die Bedingungen für eine Teilnahme Israels geprüft. Ihr Aufsichtsrat sei übereingekommen, dass "der israelische öffentlich-rechtliche Sender KAN auch in diesem Jahr alle Regeln des Wettbewerbs erfüllt und wie in den vergangenen 50 Jahren teilnehmen kann". Damit wird Israel am 9. Mai am Halbfinale teilnehmen, bei dem sich zehn von 16 Ländern für das Finale am 11. Mai qualifizieren. Israel hat den ESC bereits vier Mal gewonnen.
Eden Golan geht für Israel ins Rennen
Dieses Jahr wird Eden Golan, eine 20-jährige Künstlerin, die in Russland aufgewachsen ist, Israel vertreten. Ihr Song für den Wettbewerb steht noch nicht fest. Die Vorauswahl des deutschen Kandidaten findet am Freitag, dem 16. Februar, statt.
Der Eurovision Song Contest wird seit 1950 von der Europäischen Rundfunkunion organisiert. 112 Organisationen aus 56 Ländern gehören der EBU an. Israel führt seit Oktober vergangenen Jahres Krieg gegen die Hamas. Auslöser war ein beispielloser Angriff der Islamisten auf israelisches Gebiet am 7. Oktober. Dabei tötete die Hamas mehr als 1160 Menschen und entführte rund 250 Personen in den Gazastreifen, wie aus israelischen Angaben der Nachrichtenagentur AFP hervorgeht.
Israel reagierte auf den Angriff mit einem massiven Militäreinsatz im Gazastreifen. Nach jüngsten Angaben der Hamas wurden dabei mindestens 28.576 Menschen getötet. Diese Angaben sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.
so/suc (dpa, AFP)