EU verschärft Kontrollen für Importe aus Japan
25. März 2011Nach der Atomkatastrophe in Japan wächst weltweit die Sorge vor radioaktiver Verseuchung. In immer mehr Ländern ist der Import von Gemüse und Milch aus der Gegend um das Kernkraftwerk Fukushima I an der Ostküste Japans verboten. Die Europäische Union beschloss in der Nacht zum Freitag (25.03.2011), ihre Kontrollen bei der Einfuhr von Lebensmitteln und Tierfutter aus Japan erheblich zu verschärfen.
Japaner müssen Zertifikat ausstellen
Demnach werden Nahrungsmittel aus zwölf Präfekturen besonderen Kontrollen unterzogen. Die Tests auf Radioaktivität müssen bereits in Japan selbst erfolgen. Über das Ergebnis wird eine schriftliche Erklärung verlangt. Zwei Tage vor Ankunft einer Lieferung in Europa müssen die Behörden der betroffenen Länder informiert werden. Außerdem soll es weitere Untersuchungen auf europäischem Boden geben. Mindestens zehn Prozent der Lieferungen sollten in Labors überprüft werden, hieß es in Brüssel.
Von Lebensmitteln aus den anderen 35 Präfekturen Japans wird ebenfalls ein Teil in den Mitgliedsstaaten der EU kontrolliert. Nicht betroffen sind nur Produkte, die bereits vor dem 11. März hergestellt wurden. Das war der Tag des verheerenden Erdbebens und dem anschließenden Tsunami in Japan, durch die die Atomanlage in Fukushima beschädigt wurde.
Brüssel spricht von Vorsichtsmaßnahmen
Die neuen Regeln sollen an diesem Wochenende in Kraft treten. Zugleich betonte die EU-Kommission, dass es derzeit keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Verbraucher gebe. Die verschärften Kontrollen seien eine Vorsichtsmaßnahme.
Unter anderem haben auch die USA, Russland, Australien sowie Singapur und Taiwan Importverbote und Einschränkungen verhängt. Sie betreffen Gemüse, Obst und Milchprodukte, aber auch Meeresfrüchte und Fleisch.
Bund und Länder tauschen Daten aus
In Deutschland hatten die Behörden bereits vor dem EU-Beschluss Vorkehrungen getroffen, um radioaktiv belastete Nahrungsmittel schnell zu erkennen. Für die Behörden des Bundes und der Länder wurde eine interne Internet-Plattform eingerichtet, um eigene Untersuchungs- und Messergebnisse zu sammeln und auszuwerten. Auch Erkenntnisse aus Forschungseinrichtungen fließen ein.
Nach Angaben von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner werden aber generell nur sehr wenige Nahrungsmittel von Japan nach Deutschland geliefert. Zudem sei der Handel wegen der aktuellen Notlage praktisch zum Stillstand gekommen. Hauptsächlich handelt es sich um Spezialitäten wie Gewürze, Saucen oder Tee. Frischwaren spielen kaum eine Rolle.
Menschen können sich untersuchen lassen
Am Frankfurter Flughafen, dem wichtigsten Drehkreuz für Maschinen aus Japan, hat das hessische Umweltministerium eine Messstelle eingerichtet. Hier werden sämtliche Waren untersucht und auch ankommende Passagiere können sich freiwillig auf Strahlung testen lassen. Radioaktivität sei noch nicht festgestellt worden, hieß es dort.
Auch die Behörden der anderen Bundesländer sind beauftragt, die Lage mit größter Aufmerksamkeit zu kontrollieren. Für besorgte Bürger wurden Messstellen geöffnet. Sie befinden sich in Kliniken, Laboren oder Atomkraftwerken. Meldungen über radioaktive Verstrahlungen gibt es auch von dort bislang nicht.
Schiffe sollen Seegebiet nahe Fukushima meiden
Reedereien und Schiffsbesatzungen wurde empfohlen, das Seegebiet um den Unglücksreaktor zu meiden. Schiffsverkehr zwischen Japan und Deutschland gibt es aber nur wenig. Im größten deutschen Hafen in Hamburg laufen pro Jahr nach Auskunft der Innenbehörde etwa 300 Schiffe aus dem Land ein - insgesamt sind es 11.000.
Dass Radioaktivität in bedenklichen Konzentrationen durch die Luft nach Deutschland kommt, schließt das Bundesamt für Strahlenschutz aufgrund der Entfernung aus. Die Daten zur Strahlenbelastung in der Luft kommen vom Deutschen Wetterdienst, der fast 2000 Messstationen in ganz Deutschland unterhält sowie eine hochempfindliche Frühwarn-Spezialeinrichtung auf dem Schauinsland im Schwarzwald.
Autorin: Eleonore Uhlich (dpa, dapd, afp)
Redaktion: Dirk Eckert