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EU will Plastiktüten reduzieren

Karin Jäger18. November 2014

Kostenlose Plastiktüten soll es im Supermarkt oder in der Boutique bald nicht mehr geben. Die EU will damit den hohen Verbrauch eindämmen. Denn die Tüten landen schließlich in den Meeren, wo sie großen Schaden anrichten.

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Plastiktüten-Verbot Supermarket in Paris 2012 (Foto: LIONEL BONAVENTURE/AFP/Getty Images).
Bild: Lionel Bonaventure/AFP/Getty Images

Sie sind leicht, umsonst zu haben und mit dem Firmen-Logo als Aufdruck kann die Industrie günstig Werbung darauf platzieren, während der Benutzer eine Marken-Botschaft preisgibt: "Ich kaufe bei..." oder "Ich trage Schuhe von...". Laut Angaben des EU-Parlaments werden in der Europäischen Union jährlich 100 Milliarden Plastiktüten verwendet. Knapp zehn Prozent davon werden achtlos weggeworfen. Sie wehen bis in die Weltmeere, wo sie als Müllhalden auf dem Wasser schwimmen. Vögel, Fische und Schildkröten verfangen sich in dem Plastik oder fressen die Tragetaschen-Reste, weil sie den ungenießbaren und gesundheitsschädlichen Werkstoff für Futter halten.

"In der Nordsee enthalten die Bäuche von 94 Prozent aller Vögel Plastik", schreibt die EU-Kommission. Erhebungen für das Jahr 2010 ergaben, dass jeder EU-Bürger im Durchschnitt 200 Tüten verbraucht. Deutschland lag mit 70 Stück pro Kopf darunter. Besonders beliebt sind die Tragetaschen bei Polen, Portugiesen und Bulgaren, die je bis zu 450 Stück verbrauchen.

Plastikmüll am Strand (Foto: dpa/EPA/NIC BOTHMA).
Angeschwemmter Mikroplastikmüll am Strand - ein RiesenproblemBild: picture-alliance/dpa

Fragen der Umsetzung noch offen

In Brüssel einigten sich Vertreter der 28 Mitgliedsländer, des Europaparlaments und der EU-Kommission auf einen Gesetzentwurf. Ab 2019 soll jeder in der EU nur noch 90 Tüten benutzen. Bis 2025 soll der Verbrauch auf 40 reduziert werden. Noch ist ungeklärt, ob die Ziele über eine Bezahlpflicht für Einwegtüten oder durch Verbote erreicht werden sollen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert eine Gebühr von 22 Cent, um die Motivation zu erhöhen, den Verbrauch hierzulande weiter einzudämmen. Denn Deutschland liegt mit 70 Tüten unter dem von der EU avisierten Ziel. Die DUH verweist auf Irland. Nach Einführung einer Kostenpauschale von 22 Cent ging der Pro-Kopf-Verbrauch dort von 328 auf 16 pro Jahr zurück.

"Wenn diese Einigung kommt, ist es ein historischer Schritt, Plastiktüten und Plastikmüll in der EU endlich zu verringern", lobte die dänische Europa-Abgeordnete Margrete Auken (Fraktion der Grünen). Das Vorhaben ist nicht ohne Brisanz. Da die EU-Kommission keine Zielvorgaben machen wollte, muss der EU-Umwelt-Ministerrat am Freitag (21.11.2014) einstimmig dafür votieren. Ein vollständiges Verbot verhindern die EU-Wettbewerbsregeln.

Ausnahme über Ausnahme

Auch sollen dünnwandige, meist orangefarbene oder grüne Tüten, in denen loses Obst, frisches Gemüse, Fisch und Fleischwaren verpackt werden, von der Regelung ausgenommen sein. Begründung: Bei einem Verbot könnte die frische Ware in noch schädlichere Verpackungen wie Schaumstoffschalen eingeschweißt werden.

Keine Einigung wurde für den Umgang mit sogenannten Oxo-Plastiktüten erzielt. Umweltschützer kritisieren, dass sich diese als biologisch abbaubar beworbenen Tüten in winzige Einzelteilchen auflösen, die über Fische in die Nahrungsmittelkette gelangen. Großbritannien ist gegen ein Verbot, da ein Unternehmen dort die Oxo-Tüten produziert.

Biologisch abbaubare Einkaufstüten aus Maisstärke und anderen organischen Stoffen stehen ebenfalls in der Kritik. Das Umweltbundesamt (UBA) hat in einer Studie nachgewiesen, dass bei der Herstellung und beim Abbau dieser Tüten viel Energie verbraucht wird. Außerdem bestehen sie zu 70 Prozent Rohöl. Das UBA warnt vor der Kompostierung, da die Tüten keinen Humus bilden können.

Frau mit Einkaufstüte (Foto: dpa).
Kostenlos, leicht, schädlich: EinkaufstütenBild: picture-alliance/dpa

Plastik-Tragetaschen sind so robust, dass sie bis zu 500 Jahre haltbar sind. Der Einfluss von Wind und Sonne kann sie allerdings in Einzelteile zerlegen. Selbst Mikroorganismen sind nicht in der Lage, die mikroskopisch kleinen Partikel zu verwerten.