Zinsen steigen
8. März 2007Die EZB hob das Zinsniveau am Donnerstag (8.2.07) auf den höchsten Stand seit fünfeinhalb Jahren an. Die Entscheidung war in Frankfurt von Beobachtern trotz derzeit niedriger Inflation erwartet worden. Im Februar lag die Inflationsrate im Euroraum trotz der Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland nach ersten Schätzungen von Eurostat wie schon im Januar nur bei 1,8 Prozent. Sie bewegte sich damit unter der von der EZB als Preisstabilität definierten Marke von knapp 2 Prozent.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte allerdings nach der letzten Ratssitzung im Februar erklärt, mit Blick auf Inflationsrisiken sei "große Wachsamkeit" nötig. Mit diesem Signalwort pflegt Europas oberster Währungshüter stets die Finanzmärkte auf eine Zinserhöhung im folgenden Monat vorzubereiten. Sorgen bereitet der EZB vor allem die Lohnentwicklung. Es wird befürchtet, dass angesichts der guten Konjunktur die Löhne und Gehälter kräftig steigen und so den Preisauftrieb beschleunigen könnten.
Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent erwartet
Trotz ihrer skeptischen Grundhaltung revidierte die EZB am Donnerstag ihre Prognose für die Inflation in diesem Jahr. Danach soll die Teuerung im Euroraum wegen der gesunkenen Ölpreise im Schnitt nur noch bei 1,8 Prozent liegen. Bislang hatte die Bank 2,0 Prozent für 2007 berechnet. Für 2008 geht die EZB aber wieder von einer beschleunigten Teuerung aus und hob die Rate von 1,9 auf 2,0 Prozent an.
Beim Wirtschaftswachstum setzt die EZB auf einen robusten Aufschwung. Die Konjunktur im Euro-Raum werde 2007 rund 2,5 statt 2,2 Prozent zulegen, lautet die Prognose. Eine robuste Konjunktur spricht für Zinserhöhungen, sinkende Inflationsgefahren sprechen dagegen.
Sparstrategien in der Übersicht
Anlegern kommt die Zinserhöhung der EZB entgegen, da sie doch höhere Sparzinsen bringt, auch wenn die Banken diese nur langsam weitergeben. Die folgende Übersicht fasst die verschiedenen Sparstrategien für Anleger zusammen:
Tagesgeld: Für das kurzfristige Parken ist Tagesgeld flexibler und oft besser verzinst als das Sparbuch. Anleger können dabei täglich über ihr Geld verfügen. Die Konditionen variieren jedoch von Bank zu Bank. Die attraktivsten Angebote haben vor allem Onlinebanken wie die 1822direkt, die DAB Bank mit 3,6 Prozent oder die DKB sowie Comdirect mit 3,3 Prozent. Viele Offerten gelten aber nur für Neukunden und begrenzte Zeit, wie der derzeitige Spitzenreiter Cortal Consors mit 4,5 Prozent. Wer also nicht alle paar Monate den Anbieter wechseln will, sollte vorher die Bedingungen lesen. Vorsicht bei ausländischen Instituten: Sie sichern die Kundengelder bei einer Pleite oft nicht vollständig ab.
Festgeld: Festgeld wird für bestimmte Zeit zu einem festen Zinssatz angelegt. In dieser Zeit - zwischen einem Monat und vier Jahren - kommen Sparer nur gegen erhebliche Abschläge an ihr Geld. Häufig gilt eine Mindestanlagesumme. Derzeit liegen die Zinssätze nach Analyse der FMH-Finanzberatung zwischen einem und 3,7 Prozent für eine dreimonatige Anlage, für ein Jahr zwischen zwei und 4,2 Prozent. Damit sind die Sätze nicht besser als beim flexibleren Tagesgeld.
Sparbuch: In Puncto Rendite hat das gute alte Sparbuch ausgedient. Laut FMH-Finanzberatung beträgt der Sparzins im Schnitt gerade einmal um 0,98 Prozent. Das ist weniger, als durch die Inflation aufgefressen wird. Zudem kommen Sparer nur in Raten an ihr Geld.
Sparbrief: Bei Sparbriefen, wie sie von vielen Kreditinstituten ausgegeben werden, profitieren die Kunden deutlich von den Leitzinserhöhungen der EZB. Die Zinsen für Sparbriefe mit einer Laufzeit von fünf Jahren liegen derzeit im Schnitt bei 3,7 Prozent, maximal sind sogar 4,5 Prozent drin.
Sparpläne: Wer regelmäßig kleinere Beträge anlegen will, hat die Qual der Wahl von festverzinslichen Banksparplänen über etwas risikoreichere Fonds- und Aktiensparpläne bis zu Sparplänen auf Zertifikate. Für Fonds- und Aktiensparer gleichen sich dabei auf lange Sicht hohe und niedrige Einstiegskurse aus. Zudem gibt es keine feste Laufzeit, der Anleger kann jederzeit Geld abrufen, Beträge ändern oder Zahlungen ganz aussetzen. (tos)