Evergrande will Zinsen zahlen
22. September 2021Der schuldenbeladene Immobilienriese China Evergrande hat mit einem Zahlungsversprechen für eine heimische Anleihe die Nerven der Anleger beruhigt. Der von Zahlungsunfähigkeit bedrohte Konzern wird eine sogenannte Anleihekuponzahlung in Höhe von 35,9 Millionen Dollar leisten. Die Haupteinheit der China Evergrande Group, die Hengda Real Estate Group, teilte am Mittwoch in einer Erklärung mit, dass sie die Kuponzahlung für ihre in Shenzhen gehandelte 5,8 Prozent September 2025 Onshore-Anleihe pünktlich am Donnerstag, den 23. September, begleichen werde. Die Kuponzahlung beläuft sich nach Angaben des Datenportals Refinitiv auf 232 Millionen Yuan (35,88 Millionen Dollar).
Bei Investoren an den weltweiten Finanzmärkten sorgte die Nachricht für Erleichterung. Die US-Futures, die chinesische Währung Yuan und der risikosensitive australische Dollar legten zu. Dagegen gaben US-Staatsanleihen und der japanische Yen, die als sicherer Hafen gelten, nach. Der Shanghai Composite Index stoppte den Kursrutsch der vergangenen Tage und legte 0,3 Prozent zu. Der Immobilienindex gewann fünf Prozent. Die Börse in Hongkong, an der die Evergrande-Titel gehandelt werden, blieb wegen eines Feiertags geschlossen. Die Schieflage von Evergrande hatte zum Wochenanfang die Börsen auf Talfahrt geschickt.
Schuldenberg in Höhe von 300 Milliarden Dollar
Das Unternehmen hat allerdings noch nicht mitgeteilt, ob es in der Lage sein wird, die ebenfalls am Donnerstag fälligen Zinsen in Höhe von 83,5 Millionen Dollar für seine Offshore-Anleihe vom März 2022 zu leisten.
Evergrande-Verwaltungsratschef Hui Ka Yuan hatte sich bereits am Dienstag zuversichtlich gezeigt: "Ich bin fest davon überzeugt, dass Evergrande mit Ihrem Einsatz und Ihrer harten Arbeit aus seinem dunkelsten Moment herauskommen wird und so schnell wie möglich die Bauarbeiten in vollem Umfang wieder aufnehmen wird", schrieb Hui in einem Brief an die Mitarbeiter. Evergrande werde seine Verpflichtungen gegenüber den Immobilienbesitzern, Investoren, Partnerfirmen und Banken erfüllen.
Die guten Nachrichten sorgten für etwas Erleichterung für die nervösen Märkte, die befürchten, dass ein Zahlungsausfall von Chinas zweitgrößtem Bauunternehmen das globale Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen könnte. Evergrande ist so stark mit der chinesischen Wirtschaft im Allgemeinen verflochten, dass die Angst vor einer Ansteckung die Finanzmärkte in Atem gehalten hat.
Das Unternehmen hat einen mehr als 300 Milliarden Dollar schweren Schuldenberg aufgetürmt und ist in Zahlungsverzug gegenüber seinen Gläubigern geraten. Analysten der Citigroup warnten vor Risiken für das ganz Finanzsystem in China, sehen aber keinen "chinesischen Lehman-Moment" voraus.
ul/hb (rtr, afp)