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Exotische Aufträge im Stahlbau

Jörg Brunsmann 11. Dezember 2004

Ein Saddam-Denkmal und der Bundesadler gehören ebenso zu den Aufträgen der Stahlbaufirma Trendelkamp, wie die Neumayer-Antarktisstation. Die haben die Westfalen im ewigen Eis zerlegt. Ein ungewöhnliches Nebengeschäft.

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Eisiges Arbeiten: die Neumayer-ForschungsstationBild: AWI Archiv

Irak, Antarktis, Bonn sind nur drei von vielen Orten, an denen das Nordwalder Unternehmen Trendelkamp bisher tätig war. Ungewöhnliche Aufträge haben der Stahlbaufirma einen guten Ruf verschafft - das Unternehmen hat sich von einer Dorfschmiede zu einem kleinen Spezialisten für Aufgaben der besonderen Art gemausert.

Mit Schmiedearbeiten hat das Unternehmen am Rande von Nordwalde, einer Kleinstadt nahe Münster in Westfalen, heute nur noch sehr wenig zu tun. Alltagsgeschäft für Firmenchef Josef Trendelkamp und seine rund 35 Beschäftigten ist der Bau von Maschinen für die Kunststoffindustrie. Dort hat man sich am Weltmarkt eine gute Position erarbeiten können und bereits vor einigen Jahren eine Niederlassung in den USA eröffnet.

Gigantisches Bauwerk

Viel interessanter aber sind die verschiedenen Einzelaufträge, die das Unternehmen in den vergangenen Jahren übernommen hat. Dazu gehört auch der Bau eines Denkmals des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein. Die politischen Hintergründe des Denkmals blieben für die Nordwalder bei diesem Auftrag außen vor - schließlich war es ein gigantisches Bauwerk, das der kleinen Stahlbaufirma zu einem entsprechend großen Auftrag verhalf.

Ein anderer Auftrag, wie man ihn ebenfalls nicht alle Tage bekommt, hat den Unternehmer aus dem Münsterland ins ewige Eis geführt - in die Antarktis. Im Auftrag der Bundesregierung sorgte Trendelkamp für den kompletten Abbau der Georg-von-Neumayer-Forschungsstation. Die Station war 1981 in der Antarktis gebaut worden, doch aufgrund von Bewegungen im Eis war das Gebäude im Laufe der Jahre unsicher geworden. Die neue Station wurde zehn Kilometer entfernt aufgebaut; die alten Gebäude mussten nun restlos aus dem ewigen Eis entfernt werden. Trendelkamp machte sich selbst mit auf den Weg in die Arktis

Minus 20 Grad im Hochsommer

Keine leichte Aufgabe, denn trotz des arktischen Sommers ging die Temperatur bis auf Minus 20 Grad herunter. Eine Herausforderung für die Technik, aber noch viel mehr für den Menschen: "Der Schneidbrenner friert nicht ein, aber es friert Ihnen sonst so einiges ein. Die Temperaturbedingungen sind sicherlich ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber wir waren gut ausgerüstet. Und man darf nicht vergessen, die Dezember- und Januar-Zeit ist da Hochsommer", sagt Firmenchef Trendelkamp.

Bonn
Bundestag in BonnBild: DW

Von den Umgebungstemperaturen wesentlich angenehmer war da ein Auftrag, den das Unternehmen in Bonn übernahm. Als Ende der 1980er Jahre ein neuer Plenarsaal für den Bundestag gebaut wurde, waren die Nordwalder mit von der Partie. Rund um das Sitzungsgebäude übernahmen sie eine Reihe von Stahlbauarbeiten - und erfuhren bei dieser Gelegenheit von einem interessanten, noch zu vergebenden Auftrag: Ein neuer Bundesadler wurde gebraucht - und zwar aus Stahl. Der ursprüngliche Adler, der seit den 1950er Jahren im ersten Bonner Plenarsaal gehangen hatte, war aus Gips und konnte nicht weiter verwendet werden.

Sicheres Standbein

Stahladler bauen oder Forschungsstationen zerlegen - solche Aufträge sind nur alle paar Jahre zu vergeben. Für ein Unternehmen sind sie daher keine sichere Grundlage. Josef Trendelkamp hat sich ein weiteres Standbein aufgebaut - bei dem es allerdings auch um erhebliches Spezialwissen geht. Die Nordwalder bauen Reinigungsanlagen für große Glasflächen. Moderne Bürogebäude haben heute fast immer solche Flächen, die regelmäßig geputzt werden müssen. Gar nicht so einfach, da heranzukommen - einfach die Fenster öffnen oder per Leiter die zu putzenden Stellen erreichen, das geht in aller Regel nicht. Trendelkamp baut spezielle Maschinen, mit denen sich auch komplizierte Flächen erreichen und putzen lassen. Es gibt nur wenige Konkurrenzfirmen, die ähnliches bauen können.

Die ungewöhnlichen Aufträge werden für Trendelkamp weiterhin ein zusätzliches Geschäft bleiben. Daven leben kann das Unternehmen nicht. "Unsere exotischen Aufträge möchten wir natürlich auch weiter bekommen, aber wir müssen schon dafür sorgen, dass wir uns ein festes Bein in bestimmten Märkten sichern. Wir brauchen schon eine gewisse Grundauslastung, dazu ist unser Maschinenbau ganz gut geeignet", sagt der Firmenchef.