EZB-Direktorin warnt vor Anleihekäufen
9. Januar 2015"Der Nutzen und die Risiken eines solchen Programms müssen in einem vernünftigen Verhältnis stehen; das sehe ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht", sagte die Bankerin dem Wochenmagazin "Der Spiegel" in einem am Freitag (09.01.2014) vorab veröffentlichten Interview.
EZB-Chef Mario Draghi hatte zuletzt die Tür für breit angelegte Staatsanleihenkäufe weit geöffnet. Die europäischen Währungshüter könnten bereits auf ihrer Zinssitzung am 22. Januar ein solches Aufkaufprogramm beschließen, um eine Deflation - einen Preisverfall auf breiter Front - zu verhindern, der Konjunktur einen Anstoß zu geben und die Inflationserwartungen wieder nach oben zu befördern. In der Euro-Zone waren die Preise zuletzt um 0,2 Prozent gesunken. Die Notenbank strebt aber eine Preissteigerung von knapp zwei Prozent an.
Kaufverhalten ändert sich nicht
Lautenschläger widersprach in dem Interview der Einschätzung, dass sich die Eurozone bereits in einer Phase der Deflation mit anhaltend fallenden Preisen befinde. Die Inflationsrate sei unter anderem deshalb anhaltend niedrig, weil die Preise für Energie und Nahrungsmittel stark gefallen seien. "Aber ich kann momentan nicht erkennen, dass die Konsumenten mit beständig fallenden Preisen rechnen und deshalb ihr Kaufverhalten ändern", sagte die Notenbankerin.
Lautenschläger bezweifelt, dass großangelegte Staatsanleihenkäufe die Kreditvergabe und damit die Wirtschaft in der Euro-Zone deutlich beleben könnten. Die Zinsen seien bereits sehr niedrig. "In Italien und Spanien zum Beispiel liegt die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen knapp unter der Rendite vergleichbarer US-amerikanischer Papiere." Zudem sei zu fragen, ob mit umfangreichen Staatsanleihekäufen nicht die Regierungen verleitet würden, wieder mehr Schulden zu machen. Ähnliche Argumente hatte bereits Bundesbank-Chef Jens Weidmann gegen ein solches Anleihen-Kaufprogramm ins Feld geführt.
ul/dk (rtr)