Die EZB hält weiter still
8. Mai 2014Der Leitzins für die 18 Euro-Länder bleibt auf dem Rekordtief von 0,25 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat bei seiner auswärtigen Sitzung in Brüssel. Zweimal im Jahr trifft sich der EZB-Rat nicht an ihrem Sitz in Frankfurt, diesemal war die belgische Hauptstadt an der Reihe.
Von März bis April war die Jahresteuerung im Euroraum von 0,5 Prozent auf 0,7 Prozent gestiegen. Daher hatten Experten mit einer Verlängerung der Zinspause gerechnet. Allerdings liegt die Inflation weiterhin deutlich unterhalb der EZB-Zielmarke von knapp zwei Prozent; Europas Währungshüter bleiben auf der Hut. Zuletzt hatten sie mehrfach ihre Bereitschaft betont, im Kampf gegen eine anhaltende Niedrig-Inflation notfalls schwere geldpolitische Geschütze aufzufahren.
EZB-Präsident Mario Draghi hatte gewarnt, dass das Risiko für die Konjunktur steige, je länger der Preisauftrieb so gering sei. Eine weitere Zinssenkung oder andere geldpolitische Maßnahmen sind wegen der schwachen Teuerung und der fragilen Konjunkturerholung noch möglich. Viele Analysten verweisen auf die Zinssitzung im Juni. Denn in einem Monat werden neue Prognosen der EZB-eigenen Ökonomen für die Entwicklung der Inflation auf mittlere Sicht anstehen. Sollte diese Prognose die Erwartungen der Währungshüter enttäuschen und doch die Gefahr anzeigen, dass die Euro-Zone in eine gefährliche Spirale aus fallenden Preisen, fallenden Löhnen und sinkendem Verbrauch abzugleiten droht, dürften sie handeln.
Druck auf die EZB wächst
Erst an diesem Dienstag (06.05.2014) hatte die Industriestaatenorganisation OECD der EZB nahegelegt, angesichts von niedriger Teuerung, der nach wie vor schwachen Konjunktur in den Euro-Ländern und der hohen Arbeitslosigkeit in vielen Krisenländern weiter nachzulegen. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert seit längerer Zeit entschiedenere Schritte von Draghi. Die Brüsseler Denkfabrik Breugel berechnete, dass monatliche Aufkäufe von Staatsanleihen und privaten Wertpapieren im Volumen von 35 Milliarden Euro ausreichen könnten, um die Teuerung um bis zu einen Prozentpunkt anzuheben und damit die Konjunktur zu stützen.
Allen Notenbankern ein Dorn im Auge ist der seit Monaten am Devisenmarkt aufwertende Euro. Bislang ist es der EZB nicht gelungen, diesen Trend nachhaltig zu stoppen. Ein zu starker Euro kostet nicht nur die europäischen und vor allem deutschen Exporteure viel Geld, sondern drückt indirekt über fallende Importpreise das Preisniveau in der Euro-Zone. Das ist ein Grund mehr für die EZB, die Zügel für die Geldpolitik weiter zu lockern.
zdh/rb (afp, dpa, rtr)