OECD: Erholung, aber auch Risiken
6. Mai 2014Die Weltwirtschaft wird sich laut der Industriestaaten-Organisation OECD weiter moderat erholen. Das Wachstum werde dieses Jahr unter 3,5 Prozent bleiben, bevor es 2015 auf fast 4 Prozent steige, so die OECD in ihrer Prognose zum Wirtschaftswachstum, die am Dienstag in Paris vorgestellt wurde.
Das liege vor allem daran, dass die großen Schwellenländer nicht mehr so dynamisch wachsen wie in der Vergangenheit. Für die einstige Wachstumslokomotive China erwartet die OECD für dieses und nächstes Jahr einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 7,25 bis 7,5 Prozent. Das sei allerdingt gut für die Nachhaltigkeit der Wirtschaft und für die Umwelt. Die zweitgrößte Volkswirtschaft stehe vor enormen Herausforderungen. Sie müsse die Kreditexpansion eindämmen und die Schuldenprobleme auf der lokalen Ebene in den Griff bekommen.
Für Russland erwartet die OECD für deses Jahr nur ein minimales Wachstum von 0,5 Prozent. Die Krise in der Ukraine birgt weitere Unsicherheiten für die russische Wirtschaft.
Die USA befinden sich auf einem soliden Wachstumspfad. Für die größte Volkswirtschaft der Welt sagt die OECD ein Wachstum von 2,6 Prozent in diesem Jahr und 3,5 Prozent in 2015 voraus.
Von der deutschen Bundesregierung fordert die OECD eine aktivere Wirtschaftspolitik. Sie sollte mehr Spielraum für wachstumsfördernde Ausgaben schaffen, empfiehlt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in ihrem Ausblick. Das Geld solle "insbesondere für Infrastrukturinvestitionen und Einrichtungen zur Ganztagsbetreuung" ausgegeben werden. Sozial Schwächere müssten zudem bessere Bildungs- und damit Aufstiegschancen bekommen, der Dienstleistungssektor von Fesseln befreit werden.
Deutschland muss mehr fürs Wachstum tun
Die OECD sagt der deutschen Wirtschaft in diesem Jahr ein Wachstum von 1,9 Prozent voraus, das sich 2015 auf 2,3 Prozent steigern soll. 2013 hatte es lediglich zu einem Plus von 0,4 Prozent gereicht. "Das Wirtschaftswachstum wird wahrscheinlich an Schwung gewinnen, da die Erholung im Euro-Raum die Nachfrage nach deutschen Exporten erhöht", erklärte die Organisation.
Damit liegt die Erwartung für das Wachstum in Deutschland deutlich höher als für die gesamte Eurozone. Die Währungsunion habe zwar die Rezession hinter sich gelassen, die Wirtschaft erhole sich aber nur sehr langsam. Die Arbeitslosigkeit bleibe auf einem bedenklich hohen Niveau von 11,4 Prozent. Die Refinanzierungskosten für die Krisenländer hätten sich zwar deutlich reduziert. Die Unternehmenskredite seien aber immer noch viel teurer als in den Kernländern der Eurozone.
Die OECD legt der EZB wegen der sehr niedrigen Inflation eine Zinssenkung nahe. "Der Europäischen Zentralbank raten wir, neue Maßnahmen zu ergreifen", sagte der stellvertretende Generalsekretär Rintaro Tamaki in Paris.
zdh/bea (dpa, rtr)