Rechnung aufgegangen
20. Dezember 2006Fünf Jahre nach der Einführung des Euro-Bargeldes ist eines klar: Die Gemeinschaftswährung ist eine europäische Erfolgsgeschichte. Rein technisch gesehen war es eine logistische Groß- und Meisterleistung, an einem Tag in zwölf Mitgliedsländern der Europäischen Union das nationale Geld einzuziehen und eine gemeinsame Währung einzuführen. Tatsächlich aber war es kein harter Schnitt, sondern ein weicher Übergang. Bereits drei Jahre zuvor waren die Umtauschkurse der beteiligten nationalen Währungen unabänderlich fixiert worden; Währungsschwankungen waren in der Euro-Zone nicht mehr möglich.
"Größtes europäisches Friedensprojekt des 21. Jahrhunderts"
Mitte Dezember 2001 wurden dann bereits so genannte Starterkits mit Euro- und Cent-Münzen ausgegeben. In Deutschland gaben die Banken beispielsweise für zwanzig Mark die neuen Münzen im Wert von 10,23 Euro heraus. Die Verbraucher sollten und konnten sich schon mal an das neue Geld gewöhnen. Und es fand reißenden Absatz - allein in Deutschland wurden 53 Millionen Starterkits mit einer Milliarde Münzen abgesetzt. An der Jahreswende von 2001 zu 2002 wurde vor der gemeinsamen Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main mit einem großen Feuerwerk nicht nur das neue Jahr, sondern auch das neue Geld begrüßt. Der damalige Bundesfinanzminister Hans Eichel nannte es einen historischen Tag, "weil sich für jedermann zum Anfassen zeigt, was europäische Einigung ist". Die Einführung des Euro sei "das große Wohlstands- und Friedensprojekt für das 21. Jahrhundert hier für uns in Europa".
Übergang klappte reibungslos
Der Euro war da. Die Banken, Verkehrsbetriebe und die Automatenwirtschaft waren bereits Monate zuvor mit dem neuen Geld versorgt worden. Für die zwölf Euro-Länder waren über 14 Milliarden Geldscheine im Wert von 625 Milliarden Euro gedruckt und unter Polizeischutz ausgeliefert worden. Hinzu kamen 50 Milliarden Münzen. Wer sich am Neujahrstag 2002 Geld aus dem Bankautomaten zog, der bekam Euro-Scheine – glatt und frisch aus der Notenpresse.
Vom 2. Januar an wurde der Umtausch von den Banken, vor allem aber vom Einzelhandel vorgenommen. Denn bis Ende Februar blieben die nationalen Währungen, in Deutschland die Mark, noch gesetzliches Zahlungsmittel. Wer im Supermarkt mit der alten Währung einkaufte, bekam das Wechselgeld in neuer Währung ausgezahlt. Der Einzelhandel gab das alte Geld über die Banken zurück. Es klappte reibungslos. Für den Handel war die Umstellung mit viel Arbeit verbunden, denn er musste ja auch alle Waren mit neuen Preisen versehen. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, war des Lobes voll: "Insbesondere möchte ich meine Zufriedenheit mit den Banken und dem Einzelhandel erklären und mit allen europäischen Bürgern wegen dem Enthusiasmus, den sie für den Euro gezeigt haben."
Noch 14 Milliarden D-Mark im Umlauf
Die nationalen Zentralbanken, in Deutschland die Bundesbank, tauschen immer noch die ehemaligen nationalen Währungen in Euro um. Bei den Außenstellen der Deutschen Bundesbank werden pro Monat alleine zwischen 400.000 und 500.000 Mark in Euro gewechselt. Experten der Bundesbank gehen davon aus, dass noch 14 Milliarden Mark, beispielsweise als eiserne Reserve unter der Matratze, gehortet werden. Wer sein Geld nicht zur Bundesbankfiliale bringen will, kann damit einkaufen gehen. Einige Einzelhändler akzeptieren die Mark noch, wie Deutschlands größter Textilhändler C&A und der Kaufhauskonzern Kaufhof. Selbst telefonieren lässt sich noch in Mark – in den Telefonhäuschen der Deutschen Telekom.
Anfängliche Befürchtungen, beim neuen Geld handele es sich um eine Weichwährung, sind eindrucksvoll widerlegt worden. Der Euro ist außerordentlich stabil, so stabil wie zuvor die Deutsche Mark. Die Preissteigerung oder auch Geldentwertung lag bislang pro Jahr zwischen 1,1 und 2 Prozent. Das Vertrauen der internationalen Geldmärkte in den Euro ist groß. Vom Start an ist das europäische Gemeinschaftsgeld zur weltweit zweitwichtigsten Reservewährung aufgestiegen - und zwar mit zunehmendem Gewicht. Während der immer noch dominierende Dollar langsam an Bedeutung verliert, gewinnt der Euro. Mittlerweile werden von den Notenbanken bereits 25 Prozent der Währungsreserven in Euro gehalten.