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Obama straft Bangladesch

28. Juni 2013

Welche Konsequenzen ziehen die Abnehmerländer aus dem katastrophalen Fabrikeinsturz in Bangladesch? Während in der EU noch diskutiert wird, schaffen die USA bereits Fakten: Dem Land werden Handelsvorteile entzogen.

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Bagger auf den Trümmern der zerstörten Textilfabrik in Dhaka (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images

Bangladesch habe einfach nicht genügend getan, um international anerkannte Arbeiterrechte umzusetzen, begründete US-Präsident Barack Obama seine Entscheidung. Sein Handelsbeauftragter Michael Froman wies darauf hin, wie eng die USA in den vergangenen Jahren mit der Regierung von Bangladesch zusammengearbeitet hätten, um die dafür nötigen Reformen anzuschieben: "Trotz unseres Engagements und obwohl wir wiederholt und klar unsere Besorgnisse zum Ausdruck gebracht haben, sind nicht genügend Fortschritte zu sehen".

Vergünstigungen nur gegen Mindeststandards

Um Handelsvorteile zu bekommen, müssten nun einmal grundsätzliche Standards bei den Rechten und der Sicherheit für Arbeiter eingehalten werden, sagte der Handelsbeauftragte weiter. Die Tragödien mit immer mehr toten Arbeitern in der Textilindustrie hätten einige der "ernsten Mängel" vor Augen geführt. Nach dem Einsturz einer Fabrik Ende April in Dhaka (Artikelbild) hatte auch die Europäische Union ihre Handelsvergünstigungen für Bangladesch in Frage gestellt.

Unter einem Programm der Welthandelsorganisation WTO räumen die Amerikaner mehr als 125 Ländern Zollvergünstigungen ein, um das Wirtschaftswachstum insbesondere in armen Staaten anzukurbeln. Fast 5000 Produkte habe Bangladesch bisher zollfrei in die Vereinigten Staaten ausführen können, heißt es in der "New York Times". Ein Viertel der Textilexporte im Wert von umgerechnet 3,45 Milliarden Euro ging in die USA.

Opfer noch ohne Hilfe

In dem südostasiatischen Land hat die US-Entscheidung einiges Entsetzen ausgelöst: "Es könnte nicht schockierender sein für die Fabrikarbeiter in Bangladesch, dass die Entscheidung zu einem Zeitpunkt kommt, da die Regierung konkrete und sichtbare Maßnahmen für die Verbesserung der Sicherheit und des Schutzes der Arbeiterrechte unternommen hat", hieß es im Außenministerium in Dhaka am Freitag. So hatten nach dem Unglück vom 24. April eine Reihe internationaler Unternehmen ein Abkommen zur Erhöhung der Sicherheitsvorkehrungen unterzeichnet.

Beim Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes mit mehreren Kleidungsfabriken waren nahe Dhaka mehr als 1100 Näherinnen ums Leben gekommen. Die Zahl der Verletzten liegt über 2500, viele von ihnen sind dauerhaft behindert. Und noch immer warten die Opfer auf Hilfe: Nach Angaben der "Kampagne für Saubere Kleidung" haben die deutschen Unternehmen nach wie vor keine konkreten Zusagen für Entschädigungen gegeben. Frauke Banse, Sprecherin der Kampagne, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Je länger sich das hinzieht, desto größer wird das Elend."

Dhaka: Überlebt unter Trümmern

rb/qu (afp, dpa, epd, rtr)