Die Kasse stimmt, viele Europäer gehen
31. Oktober 2018Facebook hat Image- und Wachstumsprobleme in Europa. Im vergangenen Quartal sank die Zahl monatlich aktiver Mitglieder um eine weitere Million, denn bereits im Vierteljahr davor hatte das Online-Netzwerk so viele Nutzer in Europa eingebüßt. Vor allem die Datenskandale haben Facebook Vertrauen gekostet, aber auch die EU-Datenschutzverordnung wirkt sich weiter aus.
Weltweit gesehen wächst das Online-Netzwerk allerdings weiter - wenngleich so langsam wie seit sechs Jahren nicht mehr. Die Zahl der mindestens einmal im Monat aktiven Facebook-Nutzer legte binnen drei Monaten von 2,23 auf 2,27 Milliarden zu. Trotz hoher Ausgaben im Kampf gegen Falschnachrichten sowie für den Datenschutz hat Facebook seinen Gewinn im dritten Quartal erhöht. Durch die weiter steigenden Werbeeinnahmen wuchs der Quartalsumsatz im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 13,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte um neun Prozent auf knapp 1,34 Milliarden Dollar.
In Nordamerika wird das meiste Geld verdient
In den USA und Kanada kommt Facebook nun auf 242 Millionen monatlich aktive Nutzer - eine Million mehr als vor drei Monaten. Es ist der mit Abstand lukrativste Markt für das Online-Netzwerk: Hier machte Facebook im vergangenen Quartal einen Umsatz von 27,61 Dollar pro Nutzer. In Europa sind es 8,82 Dollar pro Nutzer und weltweit 6,09 Dollar.
Doch Gründer und Chef Mark Zuckerberg bereitet seine Investoren auf ein gebremstes Wachstum in der Zukunft vor. Zum einen gehe die Nutzung stärker vom bisherigen Newsfeed mit viel Platz für Anzeigen zum "Stories"-Format, bei dem Mitglieder ihre Inhalte nur einen Tag lang für ihre Freunde veröffentlichen. Und hier kam Facebook mit der Werbung bisher nicht so gut voran, wie Zuckerberg einräumte.
Sicherheit kostet
Zum anderen sollen die Ausgaben in diesem Jahr um über 50 Prozent steigen und 2019 um weitere 40 bis 50 Prozent. Das sei unter anderem für die Sicherheit und den Kampf gegen Hass und Hetze nötig. Er verliere aber das Gleichgewicht von Kosten und Einnahmen nicht aus den Augen, versicherte Zuckerberg.
Den Anlegern bereitete Facebook ein Wechselbad der Gefühle. Im laufenden Quartal muss sich zeigen, wie gut der Konzern Falschnachrichten oder falsche Konten - auch im Zusammenhang mit den US-Kongresswahlen - aufspürt.
Der Umbau dauert noch ein Jahr
Bei der US-Präsidentenwahl vor zwei Jahren wurden persönliche Daten von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern durch die britische Firma Cambridge Analytica mutmaßlich missbraucht, um US-Präsident Donald Trump zu unterstützen. Der Skandal hatte das Unternehmen in eine Krise gestürzt. Zuletzt sorgte ein Hacker-Angriff, von dem rund 30 Millionen Nutzer betroffen waren, für neue Negativ-Schlagzeilen.
Zuckerberg versprach nun, Facebook werde beim Thema Sicherheit Ende 2019 da sein, wo es sein müsse.
rb/se (afp, ap, dpa, rtr)