FARC kündigen Waffenruhe auf
20. Januar 2013"Schweren Herzens müssen wir einräumen, dass wir zu einer Kriegsphase zurückkehren, die niemand in diesem Land will", sagte Farc-Chefunterhändler Ivan Márquez vor einer neuen Verhandlungsrunde mit Kolumbiens Regierung. Die FARC-Guerilla hatte zum Auftakt von Friedensgesprächen mit der kolumbianischen Regierung in Havanna am 19. November 2012 eine einseitige Waffenruhe bis zum 20. Januar verkündet, der sich die Regierung aber nicht anschloss. Die Regierung wirft den "Revolutionären Streitkräften Kolumbiens" vor, die Waffenruhe nur lückenhaft einzuhalten und geht weiter gegen sie vor.
"Wir sind gut vorbereitet"
Für eine Fortsetzung der Gespräche verlangen die Rebellen aber, dass die Regierung ihrerseits eine Waffenruhe erklärt. FARC-Unterhändler Luciano Marín rief in diesem Zusammenhang erneut die Regierung auf, einen bilateralen Waffenstillstand zu vereinbaren oder mindestens während der Verhandlungen den Konflikt "zu regeln". Am Freitag hatte die Polizei mitgeteilt, die Guerilla beabsichtige nach dem Auslaufen des Waffenstillstands, Polizei- und Militäreinrichtungen in der Hauptstadt Bogotá anzugreifen.
Unterdessen warnte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos vor der Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes: "Wir sind darauf gut vorbereitet", sagte er. Während einer öffentlichen Veranstaltung in Padilla im Südwesten des Landes hatte Santos Terrorakte als "feige Handlungen" bezeichnet, weil sie sich in erster Linie gegen die Zivilgesellschaft richteten.
Erste Friedensgespräche seit einem Jahrzehnt
Die ersten offiziellen Gespräche seit zehn Jahren zur Beilegung des jahrzehntelangen Konfliktes waren nach einer dreiwöchigen Pause am Montag wieder aufgenommen worden. Auf der Tagesordnung steht derzeit eine Agrarreform für eine gerechtere Landverteilung. Eine Einigung in dieser Frage gilt als Schlüssel für einen Erfolg der gesamten Verhandlungen. Nach UN-Angaben besitzen derzeit etwa ein Prozent der Bevölkerung 52 Prozent des Landes, während knapp 80 Prozent der Kolumbianer nur über zehn Prozent der Bodens verfügen.
Die FARC wurden im Jahr 1964 von einer Gruppe Bauern unter Führung des 2008 im Alter von 80 Jahren verstorbenen Manuel Marulanda alias Tirofijo gegründet. Der Kampf richtete sich gegen Großgrundbesitzer und die Regierung Kolumbiens. Mit geschätzten 8000 bis 9000 Kämpfern sind die FARC die größte und älteste Guerilla-Organisation Südamerikas.
Bislang 600.000 Todesopfer
Mit Unterstützung der USA hatte die Regierung 2002 eine Offensive gegen die FARC-Rebellen gestartet und die Gruppe deutlich geschwächt. Sie hat sich heute in abgelegene Berg- und Urwaldregionen zurückgezogen und finanziert sich vor allem über Lösegeld-Erpressung und Drogenhandel.
In dem Konflikt wurden nach Schätzungen aus Bogotá bislang 600.000 Menschen getötet. Andere in Medien veröffentlichte Schätzungen gehen dagegen von 200.000 Todesopfern aus. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden außerdem vier Millionen Menschen vertrieben.
GD/qu (afp, dpa, epd)