Fed-Chefin Yellen deutet Zinserhöhung an
26. August 2016Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), sieht mehr und mehr Gründe für eine Leitzinserhöhung. Die Argumente dafür hätten sich "in den vergangenen Monaten verstärkt", sagte Yellen am Freitag auf einer internationalen Konferenz von Notenbankern in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming.
Für eine Erhöhung sprächen die anhaltend solide Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sowie insgesamt die Aussichten für die Wirtschaft, sagte Yellen. Erhöhungen sollten aber "behutsam" erfolgen.
Yellen signalisierte in ihrer Rede nicht, wann genau die US-Zentralbank den nächsten Zinsschritt wagen will. Ihre Bemerkungen verstärkten aber die Sichtweise, dass die Fed noch in diesem Jahr tätig werden könnte.
"Die US-Wirtschaft nähert sich den Zielen der Federal Reserve von Vollbeschäftigung und Preisstabilität", erklärte Yellen. Zuvor hatten sich bereits mehrere Top-Notenbanker für eine baldige Anhebung der Leitzinsen ausgesprochen.
Warten auf den richtigen Moment
Yellen versicherte jedoch, die Federal Reserve werde sich in ihren geldpolitischen Entscheidungen weiterhin von den tatsächlichen Wirtschaftsdaten und nicht von Prognosen leiten lassen.
Die Fed sucht momentan nach dem geeigneten Moment für eine weitere Anhebung. Dabei achtet sie besonders auf die Konjunkturentwicklung und auf die Situation am Arbeitsmarkt. Im zweiten Quartal war die US-Wirtschaft mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,1 Prozent gewachsen, etwas schwächer als zunächst angenommen.
Die Fed hatte ihren Leitzins zuletzt im Dezember vergangenen Jahres erhöht. Anders als die Europäische Zentralbank (EZB) gibt die Fed ihren Leitzins als Zielkorridor an, derzeit liegt er zwischen 0,25 bis 0,5 Prozent. Zuvor hatte die Fed das Zinsniveau im Zuge der Finanzkrise jahrelang bei praktisch Null belassen.
Für das Jahr 2016 hatte die Fed bis zu vier Zinserhöhungen angedeutet, jedoch bislang keine realisiert. Die nächste Möglichkeit dazu bestünde bei der Sitzung des Offenmarktausschusses am 21. September. Viele Experten gehen jedoch eher von einer Zinserhöhung im Dezember aus.
Anleger nicht beeindruckt
Nach der Yellen-Rede legte der Kurs des US-Dollar eine Achterbahnfahrt hin. Der deutsche Aktien-Leitindex Dax gewann 0,5 Prozent auf 10.538 Punkte, auch an der Wall Street blieben die Gewinne bescheiden.
Höhere Zinsen wirken meist dämpfend auf Aktienkurse. Die leichten Kursgewinne an den Börsen legen nahe, dass viele Anleger eine Zinserhöhung erst für Dezember erwarten.
"Die Rede enthält wenig Neues. Dass nach zwei sehr guten Arbeitsmarktberichten in Folge die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung steigt, stand auch vorher schon fest", sagte Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. "Wir gehen davon aus, dass die Fed im Dezember ihren Leitzins anhebt."
Auch Subadra Rajappa von der Bank Société Générale tippt eher auf Dezember. "Die Fed will wohl, dass die Märkte einzupreisen beginnen, dass es in diesem Jahr zu einer Anhebung kommt."
bea/fab (dpa, reuters, afp)